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Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Titel: Kriegsklingen (First Law - Band 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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seinem Schreibtisch. »Hauptmann Silber, Hauptmann Hoss, Oberst Arinhorm. Sagen Ihnen diese Namen etwas?«
    West überfiel Übelkeit. Der Geruch. Er hatte ihn irgendwie an Gurkhul erinnert, an das Schlachtfeld. »Oberst Arinhorm kenne ich«, murmelte er und sah die drei Kisten an, »jedenfalls dem Namen nach. Er befehligt die Garnison in Dunbrec.«
    »Befehligte«, berichtigte ihn Burr. »Die anderen beiden leiteten kleine Außenposten in der Nähe, an der Grenze.«
    »An der Grenze?«, wiederholte West, aber er hatte schon erraten, was nun folgte.
    »Ihre Köpfe, Herr Major. Die Nordmänner haben uns ihre Köpfe geschickt.« West schluckte und blickte auf das gelbe Haar, das innen in der Kiste klebte. »Drei Zeichen, haben sie gesagt, wenn die Zeit gekommen sei.« Burr erhob sich von seinem Stuhl und sah aus dem Fenster. »Die Außenposten waren nicht der Rede wert, ein paar Holzbaracken, ein Palisadenzaun, Gräben und so weiter, mit nur geringer Besatzung. Von geringer strategischer Bedeutung. Aber Dunbrec – das ist etwas anderes.«
    »Die Garnison bewacht die Furten der Weißflut«, sagte West matt, »den besten Weg, der aus Angland hinausführt.«
    »Oder hinein. Ein entscheidender Punkt. Beträchtliche Zeit und beträchtliche Mittel wurden auf die Verteidigungsanlagen dort verwendet. Man hat die neuesten Erkenntnisse und die besten Architekten eingesetzt. Eine Garnison von dreihundert Mann, mit genügend Waffen und Nahrungsmitteln, um einer einjährigen Belagerung standzuhalten. Sie wurde als unüberwindbar betrachtet, der Dreh- und Angelpunkt unserer Strategie für die Verteidigung der Grenze.« Burr verzog das Gesicht, und tiefe Furchen bildeten sich über seiner Nasenwurzel. »Vernichtet.«
    Wests Kopf hatte wieder zu dröhnen angefangen. »Wann, Herr Marschall?«
    »Das ist eine gute Frage. Es muss mindestens zwei Wochen her sein, damit diese ›Geschenke‹ uns jetzt erreichen konnten. Man nennt mich ja gern einen Schwarzseher«, sagte Burr säuerlich, »aber ich vermute, die Nordmänner haben inzwischen schon halb Angland überrannt. Eine Bergarbeitersiedlung oder zwei, ein paar Strafkolonien, bisher vermutlich nichts von wirklicher Bedeutung, keine größeren Städte, aber sie sind auf dem Weg, West, und das schnell, darauf können Sie sich verlassen. Man schickt seinem Feind doch nicht ein paar Köpfe, um dann höflich auf eine Antwort zu warten.«
    »Was wird unternommen?«
    »Verdammt wenig! Angland ist natürlich in Aufruhr. Lord Statthalter Meed ruft jeden Mann zu den Waffen und ist entschlossen, loszumarschieren und Bethod allein zu schlagen, dieser Idiot. Es gibt die widersprüchlichsten Berichte, laut denen die Nordmänner überall und nirgends sind, mit tausend Mann oder gleich hunderttausend. Die Häfen sind verstopft von Zivilisten, die verzweifelt außer Landes fliehen wollen, es gehen zahllose Gerüchte über Spitzel und Mörder um, die im Land unterwegs sind, und der Pöbel macht Jagd auf Menschen mit Nordmannblut, prügelt sie, raubt sie aus oder tut ihnen noch Schlimmeres an. Schlicht gesagt, es herrscht Chaos. Und wir sitzen währenddessen hier auf unseren fetten Ärschen und warten ab.«
    »Aber … wurden wir nicht gewarnt? Haben wir das nicht gewusst?«
    »Natürlich!« Burr machte eine verächtliche Geste mit seiner breiten Hand. »Aber das hat ja niemand ernst genommen, ob Sie’s glauben oder nicht! Da sticht sich so ein verdammter bemalter Wilder im Offenen Rat ein Messer in den Arm, fordert uns im Angesicht des Königs heraus, und nichts passiert! Die Regierung setzt ein Komitee dafür ein! Jeder zieht ein bisschen in seine eigene Richtung! Und immer kann man nur reagieren, nie Vorsorge treffen!« Der Marschall hustete und rülpste, spuckte dann auf den Boden. »Uh! Verdammt noch mal! Verflixte Magenschmerzen!« Er setzte sich wieder auf seinen Stuhl und rieb sich mit unglücklichem Gesicht den Bauch.
    West wusste nicht so recht, was er sagen sollte. »Wie gehen wir nun vor?«, murmelte er.
    »Wir sind mit sofortiger Wirkung nach Norden abkommandiert, und sofort bedeutet natürlich, sobald sich irgendjemand die Mühe macht, mir Männer und Waffen zuzuteilen. Der König, im Klartext also dieser Säufer Hoff, hat mir den Befehl erteilt, die Nordmänner in die Knie zu zwingen. Zwölf Regimenter der Königstreuen – sieben zu Fuß, fünf beritten – sollen durch die Aushebungen der Edelleute ergänzt werden, und natürlich durch die Truppen, die in Angland noch vorhanden sind,

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