Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Titel: Kriegsklingen (First Law - Band 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
Vom Netzwerk:
sich zu Malacus. »Ich werde im ganzen Norden gefürchtet und gehasst. Das gefällt mir zwar nicht besonders, aber ich weiß, wieso.« Einige mürrisch wirkende Seeleute blickten mit harten Augen zu ihm herüber und flüsterten einander etwas zu. Er sah sie verblüfft an, bis sie hinter einem dahinrumpelnden Wagen verschwanden. »Wieso hassen sie mich hier?«
    »Bethod hat schnell zugeschlagen«, murmelte Bayaz und sah düster auf die Menge. »Sein Krieg mit der Union hat schon begonnen. Wir werden feststellen, dass man in Adua nicht gerade beliebt ist, wenn man aus dem Norden kommt, fürchte ich.«
    »Woher wissen die denn, woher ich komme?«
    Malacus hob eine Augenbraue. »Ihr fallt ein wenig auf.«
    Logen sah ein paar lachenden Jugendlichen nach, die an ihm vorüberliefen. »Ich? Unter all den Leuten hier?«
    »Ungefähr so wie ein großer, vernarbter, dreckiger Zaunpfahl.«
    »Ah.« Er sah an sich herunter. »Ich verstehe.«
     
    Abseits der Hafenanlagen verlief sich die Menschenmenge ein wenig, und der Lärm ließ nach. Zwar war es noch immer eng und gedrängt, voller übler Gerüche und laut, aber zumindest konnte Logen ein wenig Luft holen.
    Sie gingen über großzügige, mit Steinplatten geflieste Plätze, die von Pflanzen und Statuen gesäumt waren. Über den Türen hingen bunt gemalte hölzerne Schilder mit blauen Fischen, rosa Schweinen, violetten Weintrauben oder braunen Brotlaiben. Draußen in der Sonne standen Stühle und Tische, an denen Menschen saßen und von flachen Schüsseln aßen und aus grünen Glasbechern tranken. Die Reisenden schoben sich durch enge Gässchen, beide Seiten von baufällig wirkenden, holzverkleideten oder getünchten Häusern flankiert, die sich hoch über ihnen aufreckten, über ihren Köpfen beinahe berührten und nur einen kleinen Spalt blauen Himmels erkennen ließen. Sie wanderten über das Kopfsteinpflaster breiter Straßen, gesäumt von riesenhaften weißen Gebäuden, zwischen denen viele Menschen unterwegs waren. Logen blinzelte immer wieder und sah sich ungläubig um.
    Auf keinem noch so nebligen Moor und in keinem noch so dichten Wald hatte er sich je derart verloren gefühlt. Schon längst hatte er keine Ahnung mehr, in welcher Richtung sich das Boot befand, obwohl sie noch keine halbe Stunde unterwegs waren. Die Sonne war von den hoch aufragenden Gebäuden verdeckt, und alles sah gleich aus. Er hatte Angst, Bayaz und Quai in dem Gewimmel zu verlieren und nie wieder hier herauszufinden. Eilig folgte er Bayaz’ kahlem Hinterkopf auf einen offenen Platz. Eine große Straße, größer als jene, die sie bisher gesehen hatten, auf beiden Seiten flankiert von weißen Palästen hinter Mauern und Zäunen, gesäumt von uralten Bäumen.
    Die Menschen hier waren ganz anders. Ihre Kleidung war in auffälligen, leuchtenden Farben gehalten und auf sehr seltsame Weise geschnitten, die keinem Zweck zu dienen schien. Die Frauen wirkten gar nicht wie richtige Menschen – bleich und knochig, in schimmernde Stoffe gewickelt, wedelten sie in der heißen Sonne vor ihren Gesichtern mit Tuchfetzen herum, die über kleine Stöckchen gespannt worden waren.
    »Wo sind wir?«, rief er Bayaz zu. Hätte ihm der Zauberer nun geantwortet, sie seien auf dem Mond, Logen wäre nicht überrascht gewesen.
    »Dies ist der Mittenweg, eine der Hauptstraßen der Stadt. Er führt von der Stadtmitte direkt bis zum Agriont!«
    »Agriont?«
    »Festung, Palast, Soldatenunterkunft, Regierungssitz. Eine Stadt in der Stadt. Das Herz der Union. Dorthin gehen wir.«
    »Tun wir das?« Eine Gruppe schlecht gelaunt wirkender junger Männer starrte Logen misstrauisch an, als er an ihnen vorbeiging. »Werden sie uns denn hineinlassen?«
    »O ja. Allerdings nicht gern.«
    Logen kämpfte sich weiter durch die Menschenmenge. Überall spiegelte sich die Sonne auf gläsernen Fensterscheiben, die es hier zu Hunderten gab. In Carleon hatte es einige Glasfenster in den großartigsten Gebäuden gegeben, jedenfalls, bevor sie die Stadt geplündert hatten. Danach eher wenige, zugegebenermaßen. Überhaupt eher wenig von allem. Der Hundsmann war von dem Geräusch berstenden Glases begeistert gewesen. Er hatte einen Speer gegen die Scheiben gestoßen, ein breites Lächeln auf dem Gesicht, und sich an dem Krachen und Glitzern gefreut.
    Das war aber kaum das Schlimmste gewesen. Drei Tage lang hatte Bethod die Stadt seinen Carls überlassen. Das war seine Gewohnheit, und dafür liebten sie ihn. Logen hatte in der Schlacht am Tag zuvor

Weitere Kostenlose Bücher