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Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Titel: Kriegsklingen (First Law - Band 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Offiziere eilten über den Korridor. Einige drängten sich an ihm vorbei, aber er nahm sie kaum war. Es waren Menschen in Gefahr, in tödlicher Gefahr! Menschen, die er möglicherweise kannte, Nachbarn von zu Hause. Es wurde gekämpft, jetzt in diesem Augenblick, innerhalb der Grenzen der Union! Er rieb sich das Kinn. Dieser Krieg konnte ganz schrecklich werden. Schlimmer als der Krieg mit Gurkhul vielleicht, und er würde mittendrin stecken. Auf einem Posten im Kommandostab des Lord Marschalls. Er? Collem West? Ein Bürgerlicher? Er mochte es noch immer nicht recht glauben.
    West fühlte mit leichtem Schuldbewusstsein, wie sich ein Gefühl der Befriedigung an ihn heranschlich. Auf genau einen solchen Posten hatte er die ganzen Jahre mit aller Kraft hingearbeitet. Wenn er sich dort bewährte, dann war nicht vorauszusagen, wohin ihn sein Glück noch führen mochte. Dieser Krieg war eine schlimme Sache, eine schreckliche Sache, das stand außer Frage. Er merkte, dass er grinste. Eine schreckliche Sache. Aber vielleicht würde er ihm genau die richtigen Türen öffnen.

DER KOSTÜMVERLEIHER
    Das Deck ächzte und bewegte sich unter seinen Füßen, das Segeltuch flatterte sanft im Wind, in der salzigen Luft krächzten und schrien die Seevögel.
    »Ich hätte nie geglaubt, einmal so etwas zu sehen«, staunte Logen.
    Die Stadt war wie ein riesiges weißes Halbrund, das sich um die große blaue Bucht erstreckte und sich über zahlreiche Brücken, die aus dieser Entfernung winzig wirkten, bis auf viele kleine Felseninseln ausdehnte. Hier und da waren zwischen aneinander gedrängten Gebäuden grüne Parks auszumachen und die dünnen grauen Linien der Flüsse und Kanäle, die im Sonnenlicht glitzerten. Auch eine Stadtmauer gab es, von Türmen gekrönt, die sich um den entfernten Rand der Stadt zog und kühn durch das Gewirr der Häuser schnitt. Logen stand der Mund offen wie einem Blödsinnigen, seine Augen glitten von einem Punkt zum anderen, als sei er nicht in der Lage, das Bild als Ganzes zu erfassen.
    »Adua«, sagte Bayaz. »Der Mittelpunkt der Welt. Die Dichter nennen sie die Stadt der weißen Türme. Eine sehr schöne Stadt, nicht wahr? Jedenfalls aus der Entfernung.« Der Magus beugte sich zu Logen hinüber. »Glaubt mir, sie stinkt, wenn man näher kommt.«
    Eine gewaltige Festung erhob sich über der Stadt, glatt und weiß über dem Teppich aus kleineren Gebäuden vor ihren Toren, und das helle Sonnenlicht brach sich auf schimmernden Kuppeln innerhalb ihrer Mauern. Logen hätte sich niemals träumen lassen, etwas von Menschenhand Gefertigtes zu sehen, das so großartig, so stolz und stark war. Ein Turm ragte hoch über alle anderen auf, bestehend aus einer Gruppe glatter, dunkler und sich verjüngender Säulen, so hoch, dass er beinahe den Eindruck machte, als Stütze für den Himmel selbst zu dienen.
    »Und dagegen will Bethod Krieg führen?«, flüsterte er. »Er muss verrückt sein.«
    »Vielleicht. Bei all seinem Unverstand und seinem Stolz begreift Bethod aber die Union.« Bayaz nickte zur Stadt hinüber. »Sie sind alle aufeinander eifersüchtig, diese ganzen Menschen dort. Dem Namen nach mag es eine Union sein, aber sie bekämpfen einander mit Klauen und Zähnen. Die Niederen streiten sich über Kleinigkeiten. Die Hochstehenden führen geheime Kriege um Macht und Reichtum und nennen das Regierung. Dabei gibt es zahllose Opfer.« Der Magus seufzte. »Hinter diesen Mauern brüllen sie und streiten sie und fallen einander immer wieder in den Rücken. Alte Fehden werden nie beigelegt, sondern nur weiter angefacht. Sie schlagen Wurzeln, und diese Wurzeln greifen mit jedem Jahr tiefer. Das war schon immer so. Sie sind nicht wie Ihr, Logen. Hier kann ein Mann lächeln, Euch schön tun und sich Euren Freund nennen, Euch mit der einen Hand ein Geschenk überreichen und Euch mit der anderen niederstechen. Ihr werdet feststellen, dass es ein seltsamer Ort ist.«
    Und wirklich stellte Logen das schnell fest. Die Stadt war unendlich seltsam. Als ihr Boot in die Bucht einlief, wirkte Adua noch gewaltiger. Ein Wald weißer Gebäude, gespickt mit dunklen Fenstern, umfing sie von allen Seiten, bedeckte die Hügel mit Dächern und Zinnen, drängte sich zusammen, eine Mauer schob sich an die nächste, immer weiter, bis hinunter zum Meeresufer.
    Schiffe und Boote verschiedenster Bauart wetteiferten in der Bucht miteinander, die Segel blähten sich im Wind, die Besatzungen riefen sich über das Geräusch der Brandung etwas zu,

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