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Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Titel: Kriegsklingen (First Law - Band 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Logen eingehend musterte. »Nordmänner sind ja wohl im Augenblick ein … sehr aktuelles Thema.«
    »Ganz genau. Ich kann Ihnen versichern, Meister Neunfinger ist ein Meister seines Fachs.« Der alte Zauberer stieß Logen in die Rippen. »Der allerbeste. Ich habe ihn schon gesehen.«
    »Wenn Sie meinen.« Der Ladenbesitzer sah wenig überzeugt aus. »Darf ich fragen, was genau Sie aufführen werden?«
    »Oh, es ist ein neues Stück.« Bayaz klopfte mit einem Finger seitlich an seinen kahlen Schädel. »Ich arbeite noch an den Einzelheiten.«
    »Wirklich?«
    »Ja. Derzeit ist es noch eher eine einzelne Szene denn ein ganzes Stück.« Wieder blickte er auf das Gewand und bewunderte, wie das Licht die geheimnisvollen Zeichen funkeln ließ. »Eine Szene, in der Bayaz, der Erste der Magi, endlich wieder seinen Sitz im Geschlossenen Rat einnimmt.«
    »Ah.« Der Ladenbesitzer nickte wissend. »Ein politisches Stück. Eine beißende Satire, vielleicht? Wird es eher komisch oder dramatisch ausfallen?«
    Bayaz warf einen Seitenblick auf Logen. »Das bleibt abzuwarten.«

BARBAREN VOR DEN TOREN
    Jezal eilte die Straße neben dem Burggraben entlang. Seine Füße schlugen gleichmäßig auf das abgetretene Kopfsteinpflaster, die hohe weiße Mauer glitt endlos an seiner Rechten vorüber, und ein Turm folgte auf den anderen, als er seine tägliche Runde durch den Agriont drehte. Seit er aufgehört hatte, so viel zu trinken, hatte sich sein Durchhaltevermögen auf beeindruckende Weise erhöht. Er war noch nicht einmal wirklich außer Atem. Es war noch früh, und die Straßen der Stadt waren fast leer. Hin und wieder nahm einmal jemand von ihm Notiz, als er vorüberlief, rief ihm vielleicht sogar ein paar ermutigende Worte zu, aber Jezal nahm die Leute kaum wahr. Seine Augen waren auf das glitzernde, leise schwappende Wasser des Burggrabens gerichtet, und in seinem Kopf war er ganz woanders.
    Ardee. Wo sonst weilten seine Gedanken in letzter Zeit? Er hatte angenommen, dass er sich nun, seit West ihn verwarnt hatte und Jezal sich tatsächlich nicht mehr mit ihr traf, wieder mit anderen Dingen beschäftigen würde – und mit anderen Frauen. Er hatte sich mit all seiner Willenskraft dem Fechten zugewandt, sich sogar bemüht, sich für seine Pflichten als Offizier zu interessieren, aber er stellte fest, dass er sich nicht darauf zu konzentrieren vermochte. Und was andere Frauen anging, so erschienen sie ihm bleich, flach und langweilig. Beim ausgiebigen Laufen und den eintönigen Übungen mit Stange und Balken hatte er reichlich Gelegenheit, vor sich hin zu träumen. Das langweilige Leben eines Soldaten in Friedenszeiten bot dazu noch mehr Gelegenheit: Man las nichts sagende Dokumente und stand Wache vor Dingen, die nicht bewacht werden mussten. Seine Aufmerksamkeit schweifte sofort ab, und dann war sie da.
    Ardee in grundsolider Bauerntracht, mit leicht gerötetem Gesicht und erhitzt nach harter Arbeit auf den Feldern. Ardee im Schmuckgewand einer Prinzessin, mit glitzernden Juwelen behängt. Ardee, wie sie in einem Teich im Wald badete, während er hinter ein paar Büschen zusah. Ardee ganz anständig und sanftmütig, wie sie schüchtern unter ihren Wimpern zu ihm aufsah. Ardee als Hure unten am Hafen, die ihn aus einem schmutzigen Eingang zu sich heranwinkte. Unendlich viele verschiedene Fantasien fielen ihm ein, die jedoch immer dasselbe Ende hatten.
    Sein einstündiger Rundlauf durch den Agriont war beendet, und er kehrte nun über die Brücke und durch das Südtor zu seinem Ausgangspunkt zurück. Die Wachen am Tor bedachte Jezal mit dem üblichen gleichgültigen Blick, dann trabte er gemächlich durch den Tunnel und den langen, ansteigenden Weg zur Festung hinauf und hielt auf den Innenhof zu, wo Marschall Varuz auf ihn warten würde. Die ganze Zeit über trieb sich Ardee in seinem Hinterkopf herum.
    Dabei war es nicht so, als ob es nichts anderes gäbe, das ihn hätte beschäftigen sollen. Bis zum Turnier war nun nicht mehr viel Zeit. Nicht lange, und er würde vor dem jubelnden Publikum fechten, vor den Augen seiner Familie und seiner Freunde. Es würde seinen Ruf vielleicht in ungeahnte Höhen katapultieren – oder aber ihn vollständig ruinieren. Eigentlich hätte er des nächtens wach liegen müssen, angespannt und schwitzend, und endlos über Stellungen, Training und Fechteisen nachgrübeln sollen. Aber trotzdem war es nicht das, woran er dachte, wenn er im Bett lag.
    Dann war da auch noch dieser Krieg. Hier, in den

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