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Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Titel: Kriegsklingen (First Law - Band 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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verstehen sie nicht einmal. Sie werden so viel Gewalt und Grausamkeit auf das Schlachtfeld bringen, dass selbst die Gurkhisen erblassen würden.« Burr wandte sich vom Fenster ab und sah wieder zu West. »Sie sind doch in Angland geboren, nicht wahr, Herr Major?«
    »Jawohl, im Süden, in der Nähe von Ostenhorm. Der Hof meiner Familie war dort, bevor mein Vater starb …« Er verstummte.
    »Sie sind dort aufgewachsen?«
    »Ja.«
    »Dann kennen Sie das Land?«
    West runzelte die Stirn. »Das Gebiet dort schon, aber ich bin dort nicht mehr gewesen seit …«
    »Kennen Sie diese Nordmänner?«
    »Einige. Es leben noch viele in Angland.«
    »Sprechen Sie ihre Sprache?«
    »Ja, ein wenig, aber es gibt viele verschiedene …«
    »Gut. Ich stelle gerade einen Kommandostab zusammen, gute Männer, bei denen ich mich darauf verlassen kann, dass sie meine Befehle ausführen, und die dafür sorgen, dass diese unsere Armee nicht schon vor der ersten Feindberührung auseinander fällt.«
    »Natürlich, Herr Marschall.« West zermarterte sich den Kopf. »Hauptmann Luthar ist ein fähiger und intelligenter Offizier, Leutnant Jalenhorm …«
    »Pah!«, rief Burr und hob abwehrend die Hände. »Ich kenne Luthar, der Bursche ist ein Vollidiot! Genau die Sorte ahnungsloser Schuljunge, die ich vorhin meinte! Sie sind derjenige, den ich brauche, West.«
    »Ich?«
    »Ja, Sie! Marschall Varuz, der wohl berühmteste Soldat der ganzen Union, hat Ihnen ein ausgezeichnetes Zeugnis ausgestellt. Er sagt, Sie seien so engagiert, hartnäckig und zupackend wie kein anderer. Und jemanden mit diesen Eigenschaften brauche ich! Als Leutnant haben Sie in Gurkhul unter Oberst Glokta gedient, nicht wahr?«
    West schluckte. »Ja, das stimmt.«
    »Und es ist doch bekannt, dass Sie der Erste waren, der die Bresche von Ulrioch gestürmt hat.«
    »Nun ja, einer der Ersten, ich war …«
    »Sie haben Männer ins Feld geführt, und Ihr persönlicher Mut steht außerhalb jeden Zweifels! Es gibt keinen Grund zur Bescheidenheit, Herr Major, Sie sind mein Mann!« Burr lehnte sich mit einem Lächeln auf den Lippen zurück und schien überzeugt, seine Meinung klar dargelegt zu haben. Dann rülpste er wieder und hob die Hand. »Entschuldigung. Diese verdammte Magengeschichte!«
    »Herr Marschall, darf ich offen sprechen?«
    »Ich bin kein Höfling, West. Sie müssen immer offen mit mir sein, das verlange ich!«
    »Eine Berufung in den Stab eines Lord Marschalls – das müssen Sie verstehen. Ich bin der Sohn eines gemeinen Mannes. Ein Bürgerlicher. Schon jetzt habe ich als Kommandant eines Bataillons meine Schwierigkeiten, mir den Respekt jüngerer Offiziere zu verschaffen. Die Männer, denen ich als Mitglied Ihres Stabs Befehle erteilen müsste, wären allesamt hochrangige Offiziere aus edlem Geschlecht …« Er hielt verärgert inne. Der Marschall sah ihn verständnislos an. »Sie werden es nicht zulassen!«
    Burrs Augenbrauen zogen sich zusammen. »Es nicht zulassen?«
    »Ihr Stolz wird es ihnen nicht erlauben, Herr Marschall, ihr …«
    »Zur Hölle mit ihrem Stolz!« Burr beugte sich nach vorn und sah West mit seinen dunklen Augen ernst ins Gesicht. »Jetzt hören Sie mir mal gut zu. Die Zeiten ändern sich. Ich brauche keine Männer von edlem Geschlecht. Ich brauche Männer, die planen, organisieren, Befehle geben und sie ausführen können. In meiner Armee wird kein Platz sein für solche, die sich einer Anweisung nicht fügen können, ganz egal, aus welch edlem Stall sie kommen. Als Mitglied meines Stabs repräsentieren Sie mich, und ich werde nicht zulassen, dass man mich nicht respektiert oder übergeht.« Er rülpste und schlug mit der Faust auf den Tisch. »Dafür werde ich schon sorgen!«, brüllte er. »Die Zeiten ändern sich! Das mögen sie noch nicht erkannt haben, aber das werden sie schon bald tun!«
    West blickte stumm zurück. »Und sowieso«, fuhr Burr fort und machte eine abwehrende Handbewegung, »ich berate mich in dieser Frage nicht mit Ihnen, ich habe Sie lediglich informiert. Dies ist Ihr neuer Posten. Ihr König braucht Sie, Ihr Land braucht Sie, und das ist alles. Sie haben fünf Tage, um das Kommando Ihres Bataillons zu übergeben.« Damit wandte sich der Lord Marschall wieder seinen Papieren zu.
    »Jawohl, Herr Marschall«, murmelte West.
    Mit tauben Fingern zog er die Tür hinter sich ins Schloss, dann ging er langsam den Gang hinunter und starrte dabei zu Boden. Krieg. Krieg im Norden. Dunbrec gefallen, die Nordmänner in Angland.

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