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Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Titel: Kriegsklingen (First Law - Band 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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seinen Finger verloren, und man hatte ihm die Wunde mit einem heißen Eisen geschlossen. Sie hatte gepocht und gepocht, und er war wild geworden vor Schmerz. Als ob er für die Gewalt von damals eine Entschuldigung brauchte. Er erinnerte sich an den Gestank von Blut und Schweiß und Rauch. An die Schreie, das Krachen, das Gelächter.
    »Bitte …« Logen strauchelte und wäre beinahe gestürzt. Da hing etwas an seinem Bein. Eine Frau, die an einer Mauer auf dem Boden saß. Ihre Kleidung war schmutzig und zerrissen, ihr Gesicht bleich und vom Hunger gezeichnet. Sie trug etwas auf dem Arm. Ein Lumpenbündel. Ein Kind. »Bitte …« Sonst nichts. Um sie herum lachten und redeten die Leute und gingen ihres Weges, als ob diese beiden gar nicht da waren. »Bitte …«
    »Ich habe nichts«, murmelte er. Nicht einmal fünf Schritte entfernt saß ein Mann mit einem hohen Hut an einem der Tische und scherzte mit einem Freund, während er sich über einen Teller voll von dampfendem Fleisch und Gemüse hermachte. Logen sah zwischen dem Essen und der hungernden Frau hin und her.
    »Logen! Kommt schon!« Bayaz hatte ihn am Ellenbogen gefasst und wollte ihn weiterziehen.
    »Aber sollten wir nicht …«
    »Ist es Euch nicht aufgefallen? Sie sind überall! Der König braucht Geld, also quetscht er seine Edelleute aus. Die Edelleute wiederum greifen ihren Pächtern in die Tasche, die Pächter den Bauern. Einige, die Alten, die Schwachen, die überzähligen Söhne und Töchter, sie gehen dabei vor die Hunde. Zu viele Mäuler zu stopfen. Die Glücklicheren werden Diebe oder Huren, die anderen enden als Bettler.«
    »Aber …«
    »Macht die Straße frei!« Logen drängte sich gegen die Mauer, Malacus und Bayaz neben sich. Die Menge teilte sich, und eine lange Kolonne von Männern, die von bewaffneten Wachen begleitet wurden, trabte an ihnen vorüber. Einige von ihnen waren noch sehr jung, fast noch Kinder, andere sehr alt. Sie alle waren schmutzig und zerlumpt, und die wenigstens von ihnen sahen gesund aus. Ein paar waren ganz offensichtlich lahm und stolperten mit den anderen mit, so gut sie konnten. Einer, der weiter vorn ging, hatte nur noch einen Arm. Ein Passant in auffälliger karmesinroter Jacke hielt sich ein quadratisches Stoffstückchen unter die gerümpfte Nase, als die Männer vorbeischlurften.
    »Was sind das für Leute?«, flüsterte Logen Bayaz zu. »Gesetzesbrecher?«
    Der Magus gluckste. »Soldaten.«
    Logen starrte die Männer an, die weiter trotteten, verdreckt, hustend, hinkend, manche ohne Schuhe. »Soldaten? Die da?«
    »O ja. Sie ziehen in den Kampf gegen Bethod.«
    Logen massierte sich die Schläfen. »Ein Clan hat einmal seinen untauglichsten Krieger, einen Mann namens Forley den Schwächsten, in einen Zweikampf mit mir geschickt. Das war ihre Art, sich mir zu unterwerfen. Wieso schickt die Union jetzt ihre Schwächsten aus?« Logen schüttelte grimmig den Kopf. »Mit solchen Leuten werden sie Bethod nicht schlagen.«
    »Sie werden noch andere schicken.« Bayaz deutete auf einige Leute, die in der Nähe standen. »Das sind auch Soldaten.«
    »Die da?« Es handelte sich um eine Gruppe hochgewachsener Jugendlicher, die in grell rote oder leuchtend grüne Anzüge gekleidet waren; einige von ihnen trugen übergroße Hüte. Immerhin hingen Schwerter an ihrem Gürtel, jedenfalls so eine Art, aber sie sahen nicht nach echten Kämpfern aus. Die dreckigen Bettler, die geckenhaften Burschen. Logen konnte kaum entscheiden, welche von beiden ihm seltsamer erschienen.
     
    Ein winziges Glöckchen ertönte, als sie die Tür öffneten, und Logen trat hinter Bayaz durch den niedrigen Eingang. Malacus folgte ihnen. Nach dem hellen Licht auf der Straße war es im Laden sehr dunkel, und Logen brauchte einen Augenblick, bis seine Augen sich daran gewöhnt hatten. An einer Wand lehnten große, dünne Holztafeln, die auf kindliche Weise mit Gebäuden, Wäldern und Bergen bemalt waren. Auf einigen Ständern daneben hingen seltsame Kleidungsstücke – wallende Gewänder, grell gefärbte Roben, Rüstungen, riesige Hüte und Helme, Ringe und Schmuck, sogar eine schwere Krone. Ein kleines Gerüst trug Waffen, reich verzierte Schwerter und Speere. Logen trat mit gerunzelter Stirn näher. Sie waren nicht echt. Nichts war hier echt. Die Waffen waren aus bemaltem Holz, die Krone aus abblätterndem Zinn, die Juwelen aus buntem Glas.
    »Was ist das hier für ein Laden?«
    Bayaz ließ den Blick über die Roben an der Wand schweifen. »Ein

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