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Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Titel: Kriegsklingen (First Law - Band 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Nische auf dem Arsch hockt und sich kaum bewegen kann? Würde ich dann ein höfliches Lächeln auf diese verkrampfte Maske des Schmerzes zwingen? Würde ich so tun, als ginge es mir gut? Als ob ich öfter hierher käme, um neben der Treppe zusammenzubrechen? Oder würde ich heulen und schreien und um Hilfe betteln?
    Aber es kam niemand vorbei. Er lag da, in diese kleine Nische gedrängt, und hatte drei Viertel der Treppen des Kettenturms geschafft. Sein Hinterkopf ruhte auf den kühlen Steinen, und die zitternden Knie hatte er an den Körper gezogen.
Sand dan Glokta, Meisterfechter, fescher Kavallerieoffizier, welche ruhmreiche Zukunft hätte wohl vor ihm gelegen? Es gab einmal eine Zeit, in der ich stundenlang laufen konnte. Laufen und laufen, ohne müde zu werden.
Er fühlte, wie ihm ein Schweißtropfen den Rücken hinunterrann.
Wieso tue ich das? Wieso zur Hölle würde das überhaupt irgendjemand tun wollen? Ich könnte heute aufhören. Ich könnte nach Hause zu meiner Mutter gehen. Aber was dann?
     
    »Herr Inquisitor, ich bin froh, dass Sie hier sind.«
    Schön für dich, du Drecksack. Ich nicht.
Glokta lehnte sich oben an der Treppe gegen die Wand, und die Zähne, die er noch hatte, mahlten gegen das Zahnfleisch.
    »Sie sind da drin, es ist ein ziemliches Durcheinander …« Gloktas Hand zitterte, die Spitze seines Stocks klapperte gegen die Steine. Sein Kopf schwamm. Den Wachmann sah er zwischen den zuckenden Augenlidern als verschwommenen Schatten. »Geht es Ihnen gut?« Mit einem ausgestreckten Arm kam der Mann auf ihn zu.
    Glokta sah auf. »Machen Sie einfach die verdammte Tür auf, Sie Narr!«
    Der Wächter zuckte zurück, eilte zur Tür und riss sie auf. Gloktas gesamter Körper sehnte sich danach, aufzugeben und einfach vornüber zu fallen, aber mit größter Willensanstrengung blieb er aufrecht stehen. Er zwang sich, einen Fuß vor den anderen zu setzen, zwang sich, ruhiger zu atmen, zwang die Schultern zurück und den Kopf hoch und fegte mit befehlsgewohnter Haltung an dem Wachmann vorbei, während alles in ihm vor Schmerz erbebte. Was er jedoch hinter der Tür zu sehen bekam, brachte seine sorgfältig zur Schau gestellte selbstsichere Haltung beinahe ins Wanken.
    Gestern zählten diese Gemächer zu den schönsten im ganzen Agriont. Sie waren den höchsten Ehrengästen vorbehalten, den wichtigsten ausländischen Würdenträgern. Das war gestern.
Ein gähnendes Loch war in eine der Mauern gerissen worden, wo sich eigentlich ein Fenster hätte befinden sollen, und der Himmel dahinter leuchtete nach der dunklen Treppe gleißend hell. Ein Teil der Decke war heruntergestürzt, zerborstene Balken und Fetzen der Gipsverkleidung hingen herunter. Der Boden war mit Steinbrocken, Glassplittern und zerrissenen Stücken bunten Tuchs bedeckt. Das antike Mobiliar war in Stücke geschlagen worden und sah an einigen Stellen aus, als ob es durch ein Feuer verbrannt und verkohlt sei. Nur ein Stuhl, ein halber Tisch und eine hohe verzierte Vase, die seltsam ordentlich inmitten des trümmerübersäten Bodens stand, waren der Zerstörung entkommen.
    Mitten in diesem teuren Trümmerfeld stand ein verwirrt und kränklich aussehender junger Mann. Er sah auf, als Glokta sich den Weg durch die Verwüstung rund um die Tür bahnte. Seine Zunge fuhr unruhig über die Lippen, und er war offenkundig nervös.
Hat schon einmal jemand mehr wie ein Betrüger ausgesehen?
    »Äh, guten Morgen?« Die Finger des Jungen zupften unsicher an seinem Mantel, einem schweren Umhang, der mit geheimnisvollen Symbolen bestickt war.
Und sieht es nicht ganz so aus, als fühle, er sich darin so gar nicht wohl? Wenn dieser Mann ein Zauberlehrling ist, bin ich der Imperator von Gurkhul.
    »Ich bin Glokta. Von der Inquisition Seiner Majestät. Man hat nach mir geschickt, damit ich mir diese … unangenehme Angelegenheit einmal näher ansehe. Ich hatte jemand Älteren erwartet.«
    »Oh ja, tut mir leid, ich bin Malacus Quai«, stammelte der junge Mann, »der Lehrling des großen Bayaz, des Ersten der Magi, erfahren in den Hohen Künsten und kundig der tiefsten …«
Knie, knie nieder vor mir! Ich bin der mächtige Imperator von Gurkhul!
    »Malacus …«, fuhr ihm Glokta rüde über den Mund, »… Quai. Sie sind aus dem Alten Kaiserreich?«
    »Ja, das stimmt.« Das Gesicht des Jungen hellte sich auf. »Kennen Sie meinen …«
    »Nein. Kenne ich nicht.« Das bleiche Gesicht fiel wieder in sich zusammen. »Waren Sie gestern Nacht hier?«
    »Äh, ja, ich habe

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