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Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Titel: Kriegsklingen (First Law - Band 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Unterdrückung, es geht ja nur darum, dass sie zahlen, was uns als Landbesitzern zusteht, zumal wir ja von Natur aus über ihnen stehen …«
    Marschall Varuz hatte währenddessen keinen Augenblick aufgehört zu reden. »Das war tatsächlich ein großes Ding, was? Wie Sie ihn erledigt haben, mit einem Eisen gegen seine zwei!« Der alte Soldat fuchtelte mit den Händen in der Luft herum. »Die ganze Stadt redet davon. Vor Ihnen liegen jetzt große Dinge, mein Junge, verlassen Sie sich darauf. Ich möchte verdammt sein, wenn Sie nicht eines Tages meinen Sitz im Geschlossenen Rat innehaben werden!«
    Es war einfach zu viel. Jezal hatte den Mann die ganzen letzten Monate ertragen. Irgendwie war er davon ausgegangen, dass es vorbei sein würde, wenn er erst einmal gewonnen hätte, aber es sah so aus, als warte in dieser Hinsicht eine Enttäuschung auf ihn, so wie in so vielen anderen Dingen. Es war seltsam, aber Jezal war vorher nie wirklich klar geworden, welch ein schwachsinniger Alter der Lord Marschall war. Jetzt allerdings merkte er es, und wie.
    Dazu kam noch, dass an den Tischen im Saal einige Leute saßen, die er selbst ganz sicher nicht eingeladen hätte. Sult, den Erzlektor der Inquisition, konnte er davon vielleicht ausnehmen, denn der saß schließlich im Geschlossenen Rat und war zweifellos ein sehr mächtiger Mann, aber Jezal konnte nicht begreifen, wieso er den widerlichen Glokta mitgebracht hatte. Der Krüppel sah noch kränker aus als gewöhnlich, mit zuckenden Augen, die tief von runden, dunklen Schatten überlagert waren. Aus irgendeinem Grund warf er Jezal gelegentlich finstere und misstrauische Blicke zu, als ob er ihn eines Verbrechens oder dergleichen verdächtigte. Das war schon verdammt dreist, wenn man bedachte, dass es hier schließlich eine Feier zu Jezals Ehren war.
    Schlimmer war noch, dass auf der anderen Seite des Raums der alte Kahlkopf saß, der sich Bayaz genannt hatte. Jezal hatte seine seltsamen Glückwünsche nach dem Turnier noch immer nicht entschlüsselt – ebenso wenig wie die Reaktion seines Vaters auf diesen Mann. Und daneben hockte auch noch der hässliche Freund des sogenannten Magus, der neunfingrige Barbar.
    Major West hatte das Pech, den Platz neben diesem Wilden bekommen zu haben, schien aber das Beste daraus zu machen – die beiden waren in eine lebhafte Unterhaltung verstrickt. Der Nordmann brach gelegentlich in Gelächter aus und schlug mit seiner großen Faust auf den Tisch, dass die Gläser klirrten. Wenigstens sie amüsierten sich auf diesem Fest, dachte Jezal bitter und wünschte sich beinahe, dort unten bei ihnen zu sitzen.
    Aber er wusste, dass er eines Tages ein Mann von Macht und Einfluss sein wollte. Kleidung mit reichlich Pelz tragen, und eine dicke Kette, die von seinen Würden zeugte. Leute vor sich knien, buckeln und kriechen zu lassen. Das hatte er bereits vor langer Zeit beschlossen, und ihm gefiel die Idee immer noch, jedenfalls nahm er das an. Allerdings war es doch so, dass diese ganze Sache aus der Nähe betrachtet schrecklich heuchlerisch und langweilig wirkte. Er wäre jetzt viel, viel lieber allein mit Ardee gewesen, obwohl er sie erst am letzten Abend noch gesehen hatte. An ihr war überhaupt nichts Langweiliges …
    »… die Barbaren ziehen sich um Ostenhorm zusammen, nachdem, was ich gehört habe!«, rief jemand zu Jezals Linken. »Der Lord Statthalter, Meed, stellt eine Armee auf und hat geschworen, sie aus Angland hinauszujagen.«
    »Ha. Meed? Dieser aufgeblasene alte Narr könnte keine Maus aus der Speisekammer jagen!«
    »Aber es wird doch wohl reichen, um diese Bestien aus dem Norden zu schlagen, was? Ein guter Unionsmann ist doch zehn von denen wert …«
    Dann hörte Jezal plötzlich, wie sich Terez’ Stimme schrill über das Durcheinander erhob, beinahe laut genug, um im ganzen Raum gehört zu werden: »… natürlich werde ich heiraten, wen mein Vater mir befiehlt, aber ich muss darüber ja nicht glücklich sein!« Sie erschien in diesem Augenblick so bösartig, dass es ihn nicht gewundert hätte, wenn sie den Kronprinzen mit ihrer Gabel ins Gesicht gestochen hätte. Jezal fand es gewissermaßen befriedigend, dass er nicht der Einzige war, der es bei den Frauen nicht leicht hatte.
    »… ja, wirklich, ein ganz bemerkenswerter Auftritt! Jeder spricht davon«, salbaderte Varuz weiter.
    Jezal wand sich auf seinem Stuhl. Wie lange sollte diese verdammte Angelegenheit noch dauern? Er fühlte sich, als ob er erstickte. Wieder betrachtete

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