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Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Titel: Kriegsklingen (First Law - Band 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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wiederum ganz und höchst ablenkend frei ließen.
    Selbst die Diener hier waren wie die Fürsten gekleidet, lungerten hinter den Tischen herum, beugten sich schweigend vor, um Kelche mit süßem, dünnem Wein zu füllen. Logen hatte bereits einen guten Teil davon getrunken, und der gleißende Raum hatte ein angenehmes Glühen angenommen.
    Das Problem war, das es nichts zu essen gab. Seit dem Morgen hatte er nichts mehr zu sich genommen, und ihm knurrte der Magen. Dementsprechend beäugte er die Krüge mit den Pflanzen, die zwischen den Gästen auf den Tischen standen. Es steckten leuchtende Blumen in ihnen, die ihm nicht gerade wie Nahrung erschienen, aber in diesem Land aß man ja einige sehr seltsame Dinge.
    Es gab keine andere Möglichkeit, das herauszufinden, als es einfach zu versuchen. Er griff sich eines dieser Dinger aus dem Krug, ein langes Stück einer grünen Pflanze, dessen eine Seite eine gelbe Blüte trug. Er knabberte ein wenig am Ende des Stängels. Ohne wirklichen Geschmack und wässrig, aber wenigstens ziemlich knackig. Daher nahm er einen größeren Biss und kaute ohne Begeisterung darauf herum.
    »Ich glaube nicht, dass sie zum Essen gedacht sind.« Logen sah sich um, überrascht, die Sprache des Nordens hier zu hören, und auch überrascht, dass ihn überhaupt jemand ansprach. Sein Tischnachbar, ein großer, ausgemergelter Mann mit einem scharf geschnittenen, zerfurchten Gesicht, beugte sich mit peinlich berührtem Lächeln zu ihm hinüber. Logen erkannte ihn nach einigem Nachdenken. Er war bei dem Fechtkampf gewesen – hatte die Klingen für das Bürschchen vom Tor gehalten.
    »Ah«, brummte Logen mit dem Mund voll Pflanze. Der Geschmack dieses Zeugs wurde mit jedem Augenblick schlimmer. »Entschuldigung«, sagte er, nachdem es ihm gelungen war, es herunterzuwürgen, »ich kenne mich mit diesen Dingen nicht besonders gut aus.«
    »Ehrlich gesagt, ich auch nicht. Wie hat es denn geschmeckt?«
    »Beschissen.« Logen hielt die halb aufgegessene Blume unsicher zwischen den Fingern. Der Fliesenboden war fleckenlos sauber. Es erschien ihm irgendwie nicht angeraten, das Ding einfach unter den Tisch zu werfen. Hunde gab es hier sowieso nicht, und selbst wenn das anders gewesen wäre, so hätten die das Grünzeug vermutlich nicht angerührt. Ein Hund hätte mehr Verstand gehabt als er. Also ließ er die Pflanze auf die Metallplatte fallen und wischte sich die Finger an der Brust ab in der Hoffnung, dass niemand etwas aufgefallen war.
    »Ich heiße West«, sagte der Mann und streckte ihm die Hand hin, »ich komme aus Angland.«
    Logen drückte ihm die Hand. »Neunfinger. Ein Brynn, von nördlich der Hohen Höhen.«
    »Neunfinger?« Logen wackelte mit dem Fingerstumpf, und der Mann nickte. »Ah, ich verstehe.« Dann lächelte er, als ob er sich an etwas Lustiges erinnerte. »Ich habe einmal ein Lied gehört, in Angland, über einen neunfingrigen Mann. Wie nannte man ihn noch? Den Blutigen Neuner! Richtig, so war’s!« Logen fühlte, wie sein Lächeln gefror. »Eines dieser Lieder aus dem Norden, Ihr wisst schon, voller Gewalt. Er hat wohl ganzen Wagenladungen von Leuten die Köpfe abgeschlagen, Städte niedergebrannt und sich Blut in sein Bier gemischt und was nicht alles. Das wart Ihr aber nicht, oder?«
    Der Mann hatte das witzig gemeint. Logen lachte unsicher. »Nein, nein, ich habe nie von ihm gehört.« Aber West hatte glücklicherweise schon wieder das Thema gewechselt.
    »Doch sagt, Ihr seht aus, als hättet Ihr einige Schlachten mitgemacht.«
    »Ich war in einigen Scharmützeln dabei, ja.« Es hatte keinen Zweck, das zu leugnen.
    »Kennt Ihr den Mann, den sie den König der Nordmänner nennen? Diesen Bethod?«
    Logen blickte zur Seite. »Ich weiß einiges über ihn.«
    »Habt Ihr in den Kriegen gegen ihn gekämpft?«
    Logen verzog das Gesicht. Der bittere Geschmack der Pflanze schien noch immer in seinem Mund zu sein. Er setzte seinen Kelch an die Lippen und trank einen Schluck. »Schlimmer«, sagte er langsam, als er das Gefäß wieder absetzte. »Ich habe für ihn gekämpft.«
    Das schien den Mann nur noch neugieriger zu machen. »Dann kennt Ihr seine Taktik und wisst Bescheid über seine Truppen, über seine Art der Kriegsführung?« Logen nickte. »Was könnt Ihr mir über ihn sagen?«
    »Dass er ein höchst gewiefter und unbarmherziger Gegner ist, der kein Mitleid und keine Skrupel kennt. Um das klarzustellen, ich hasse diesen Mann, aber seit den Zeiten von Skarling Ohnekapp hat es keinen

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