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Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Titel: Kriegsklingen (First Law - Band 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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sein Gegner einen enorm großen goldenen Schlüssel abgenommen hatte.
    »Der ist wesentlich verschnörkelter als das Original«, knurrte der echte Bayaz, während sein Ebenbild den Schlüssel emporhielt und weitere Verse deklamierte. Logen verlor ein wenig den Faden, als sich das Stück dem Ende neigte, aber die letzten zwei Zeilen bekam er wieder mit, bevor sich der alte Schauspieler tief verbeugte:
     
    Das Ende der Geschichte ist nun da,
Ich hoff, wir traten niemandem zu nah.
     
    »Ich würde meinen verdammten alten Arsch darauf verwetten, dass ihr nichts anderes im Sinn hattet«, zischte Bayaz durch zusammengebissene Zähne, dann setzte er ein Grinsen auf und applaudierte laut.
     
    Glokta sah zu, wie Lestek einige letzte Verbeugungen machte, bevor sich der Vorhang vor ihm schloss; der goldene Schlüssel leuchtete noch in seiner Hand. Erzlektor Sult erhob sich von seinem Stuhl, als der Beifall verebbte.
    »Ich freue mich, dass Ihnen unsere kleine Ablenkung gefallen hat!«, sagte er und lächelte glatt in die gebannt lauschende Runde. »Ich bin mir sicher, dass viele von Ihnen das Stück bereits gesehen haben, aber an diesem Abend haben wir es aus einem besonderen Grund gezeigt. Hauptmann Luthar ist nicht der Einzige, den wir heute in unserer Mitte feiern, es gibt noch einen zweiten Ehrengast. Niemand Geringeren als die Hauptperson unseres Stückes – Bayaz selbst, den Ersten der Magi!« Sult lächelte und deutete hinüber zur anderen Seite des Saales, wo der alte Betrüger saß. Rascheln war zu hören, als sämtliche Gäste sich vom Erzlektor abwandten und in die angegebene Richtung blickten.
    Bayaz lächelte zurück. »Guten Abend«, sagte er. Einige Würdenträger lachten, da sie offenbar eine Fortsetzung der Theaterdarbietung erwarteten, aber Sult stimmte nicht mit ein, und so erstarb ihre Heiterkeit schnell wieder. Unbehagliche Stille breitete sich im Saal aus.
Möglicherweise eine tödliche Stille.
    »Der Erste der Magi. Seit einigen Wochen ist er hier bei uns im Agriont. Er und einige … Begleiter.« Sult sah von oben herab auf den vernarbten Nordmann und dann wieder auf den selbsternannten Magus. »Bayaz.« Er ließ sich den Namen auf der Zunge zergehen, bis er die Ohren aller Anwesenden erreicht hatte. »Der erste Buchstabe des Alphabets in der Alten Sprache. Der erste Lehrling des Juvens, der erste Buchstabe des Alphabets, ist es nicht so, Meister Bayaz?«
    »Ich kann es kaum glauben, Herr Erzlektor«, gab der Alte noch immer selbstsicher lächelnd zurück, »Sie haben sich über mich kundig gemacht?«
Beeindruckend. Selbst jetzt, da er doch merken muss, dass das Spiel bald vorüber sein wird, hält er an seiner Rolle fest.
    Sult ließ sich davon nicht beirren. »Es ist meine Aufgabe, jeden genau zu überprüfen, der möglicherweise eine Bedrohung für meinen König oder mein Land darstellt«, sagte er steif.
    »Wie unglaublich patriotisch von Ihnen. Ihre Untersuchungen haben zweifelsohne ergeben, dass ich noch immer ein Mitglied des Geschlossenen Rates bin, obwohl mein Stuhl gegenwärtig leer ist. Meiner Meinung nach wäre
Lord
Bayaz zudem die passende Anrede.«
    Sults kaltes Lächeln schwand keinen Augenblick. »Und wann genau haben Sie uns den letzten Besuch abgestattet,
Lord
Bayaz? Es ist doch anzunehmen, dass jemand, der so entscheidend an unserer Geschichte beteiligt war, sich über die Jahre stärker für das Geschick unseres Landes interessiert hätte. Wie kommt es, wenn ich fragen darf, dass Sie in all den Jahren seit der Gründung der Union, seit den Zeiten Harods des Großen, nicht einmal zu uns zurückgekehrt sind?«
Eine gute Frage. Ich wünschte, sie wäre mir eingefallen.
    »Oh, ich war aber doch hier. Während der Regierungszeit von König Morlick dem Verrückten und während des darauffolgenden Bürgerkriegs war ich der Tutor eines jungen Mannes namens Arnault. Später, nachdem Morlick ermordet und Arnault vom Offenen Rat der Thron zugesprochen worden war, diente ich ihm als sein Lord Schatzmeister. Ich nannte mich damals Bialoveld. Zu Zeiten König Kasamirs war ich wieder hier. Er nannte mich Zoller, und ich hatte Ihre Position inne, Herr Erzlektor.«
    Glokta konnte kaum einen empörten Ausruf unterdrücken und hörte, wie andere in seiner Nähe scharf ausatmeten.
Er schreckt wirklich vor gar nichts zurück, das muss man ihm lassen. Bialoveld und Zoller, zwei der respektiertesten Würdenträger der Union. Wie kann er es wagen?
Und dennoch … Er dachte an das Porträt des Zoller im

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