Kriegsklingen (First Law - Band 1)
anderen Kriegsfürsten von seinem Format mehr gegeben. Er hat das gewisse Etwas, das die Männer respektieren oder fürchten, oder dem sie zumindest gehorchen. Er fordert seine Männer aufs Äußerste, damit er das Schlachtfeld als Erster erreicht und sich seine Stellung aussuchen kann, aber sie marschieren auch deshalb schnell für ihn, weil er ihnen Siege bringt. Er ist vorsichtig, wenn es sein muss, und furchtlos, wenn es nötig ist, aber er übersieht keine Einzelheit. Gern nutzt er jede Kriegslist, die ihm einfällt – legt Fallen und Hinterhalte, erdenkt Finten und Täuschungsmanöver oder überfällt seinen Gegner ganz plötzlich, wenn der nicht bereit ist. Haltet dort nach ihm Ausschau, wo er am wenigsten erwartet wird, und schätzt ihn gerade dort als stark ein, wo er am schwächsten erscheint. Seid vor allem dann vor ihm auf der Hut, wenn er zu flüchten scheint. Die meisten Männer fürchten ihn, und jene, die das nicht tun, sind Narren.«
Logen nahm die Blume von dem Teller und riss sie in Stücke. »Seine Truppen gruppieren sich um die Häuptlinge der Clans, von denen einige selbst große Kriegsfürsten sind. Die meisten seiner Kämpfer sind Leibeigene, Bauern, die zum Kriegsdienst gezwungen werden, leicht mit Speeren oder Bogen bewaffnet, und die sich schnell in losen Verbänden bewegen. Früher einmal waren sie schlecht ausgebildet und wurden nur für kurze Zeit von ihren Höfen weggeholt, aber die Kriege gehen nun schon so lange, dass aus vielen von ihnen harte Kämpfer geworden sind, die kaum Gnade kennen.«
Er sortierte die Pflanzenstücke in ein bestimmtes Muster, als seien sie Kämpfergrüppchen und der Teller ein Berghang. »Jeder Häuptling hat nebenbei noch ein paar Carls, Kämpfer, die zu seinem eigenen Hof gehören, gut bewaffnet und gerüstet, mit Axt und Schwert und Speer erfahren und sehr diszipliniert. Einige wenige haben Pferde, aber die würde Bethod außerhalb der Sichtweite postieren und auf den besten Zeitpunkt für einen Angriff oder eine Verfolgungsjagd warten.« Er zupfte die gelben Blütenblätter von der Blume, und sie wurden die Reiter, die versteckt an den Flanken warteten. »Und zu guter Letzt kommen die Bekannten Männer, die Namhaften Männer, jene Krieger, die sich im Kampf großen Respekt erworben haben. Sie führen vielleicht einen Trupp Carls ins Feld oder sind als Kundschafter oder Plünderer unterwegs, manchmal sogar weit im Rücken des Feindes.«
Er merkte, dass der Teller mit einem Durcheinander von Pflanzenstückchen bedeckt war, und fegte sie eilig auf den Tisch. »Das ist die alte Art des Kampfes im Norden, aber Bethod hatte stets auch sehr viel übrig für neue Ideen. Er hat Bücher gelesen und andere Kampftechniken studiert; er hat oft davon gesprochen, Flachbogen zu kaufen und schwere Rüstungen, und starke Schlachtrösser von den Händlern im Süden, um so eine Armee aufzubauen, die in der ganzen Welt gefürchtet wird.«
Logen wurde sich bewusst, dass er schon seit einer Ewigkeit sprach. So viele Worte hatte er seit Jahren nicht mehr aneinander gereiht, aber West sah ihn mit gebannter Aufmerksamkeit an. »Ihr sprecht wie ein Mann, der sein Geschäft versteht.«
»Nun, Ihr habt das eine Feld angesprochen, auf dem man mich wohl tatsächlich einen Fachmann nennen darf.«
»Welchen Rat würdet Ihr einem Mann geben, der gegen Bethod in den Krieg ziehen muss?«
Logen runzelte die Stirn. »Seid vorsichtig. Und achtet auf Rückendeckung.«
Jezal fühlte sich überhaupt nicht wohl. Zuerst war es ihm natürlich wie eine entzückende Idee vorgekommen, genau das, wovon er immer geträumt hatte – ein Fest zu
seinen
Ehren, an dem so viele Große aus der Union teilnahmen. Sicherlich war es nur der Anfang seines wunderbaren neuen Lebens als Sieger des Turniers. Die großen Dinge, die ihm jeder vorhergesagt, nein, versprochen hatte, waren beinahe schon eingetroffen, hingen wie überreife Früchte vom Baum und wollten ihm gleich in den Schoß fallen. Beförderungen und Ruhm würden sicherlich direkt folgen. Vielleicht würde man ihn heute Abend zum Major erklären, und er würde als Kommandant eines ganzen Bataillons nach Angland in den Krieg ziehen …
Aber seltsamerweise schienen sich die meisten der Gäste mehr für ihre eigenen Belange zu interessieren. Sie schwatzten miteinander über Regierungsangelegenheiten, die Geschäfte der Handelshäuser, über Landbesitz, Titel und Politik. Um das Fechten und um sein bemerkenswertes Geschick bei diesem Sport ging
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