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Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Titel: Kriegsklingen (First Law - Band 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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er die Gesichter um sich herum, und seine Augen kreuzten sich mit Gloktas, dessen verwüstetes Gesicht noch immer finster und misstrauisch dreinblickte. Jezal konnte seinem Blick nicht lange standhalten, ob es nun seine Feier war oder nicht. Was, zur Hölle, hatte der Krüppel überhaupt gegen ihn?
     
    Dieser kleine Drecksack. Er hat gemogelt. Irgendwie. Ich weiß es.
Gloktas Augen glitten langsam am gegenüberliegenden Tisch entlang, bis sie auf Bayaz ruhen blieben. Der alte Betrüger saß da, als ob er sich richtiggehend zu Hause fühlte.
Und er hat irgendetwas damit zu tun. Sie haben gemeinsam gemogelt. Irgendwie.
    »Meine Damen und Herren!« Das Gemurmel verstummte, als der Lord Schatzmeister aufstand und sich an die Anwesenden wandte. »Ich möchte Sie alle im Namen Seiner Majestät zu dieser bescheidenen Zusammenkunft willkommen heißen.« Der König bewegte sich ein wenig, sah sich mit leerem Gesichtsausdruck um, blinzelte und schloss die Augen dann wieder. »Wir haben uns hier versammelt, um Hauptmann Jezal dan Luthar zu ehren, der gerade seinen Namen in die Liste der ausgewähltesten und ehrenvollsten Männer eingetragen hat – jener Degenfechter, die beim Sommerturnier den Sieg errungen haben.« Einige Gläser wurden erhoben, und es gab halbherziges zustimmendes Gemurmel.
    »Ich sehe, dass einige Sieger früherer Jahre heute hier unter uns sind, von denen viele heute hohe Ämter bekleiden: Lord Marschall Varuz, Kommandant Valdis von den Heroldsrittern, Major West dort drüben, der inzwischen natürlich zu Marschall Burrs Stab gehört. Selbst ich habe zu meiner Zeit das Turnier gewonnen.« Er lächelte und sah auf seinen breiten Speckbauch. »Obwohl das natürlich eine ganze Weile her ist.« Höfliches Gelächter plätscherte durch den Saal.
Wie mir auffällt, werde ich nicht genannt. Nicht alle Sieger sind zu beneiden, wie?
    »Die Sieger des Turniers«, fuhr der Lord Schatzmeister fort, »waren später oft zu Großem ausersehen. Ich hoffe, und ich denke, das tun wir alle, dass es bei unserem jungen Freund, Hauptmann Luthar, nicht anders sein wird.«
Ich hoffe, dass er in Angland eines langsamen Todes stirbt, der betrügerische kleine Drecksack.
Aber Glokta hob sein Glas mit allen anderen, um auf den arroganten Esel anzustoßen, während Luthar dasaß und jeden Augenblick genoss.
    Man muss es sich auf der Zunge zergehen lassen: Auch ich saß einmal auf genau diesem Stuhl, wurde bejubelt und beneidet und auf die Schulter geklopft, nachdem ich das Turnier gewonnen hatte. Es waren andere Männer in prächtiger Kleidung, andere Gesichter, die in der Hitze schwitzten, aber es hat sich nicht viel verändert. Ob ich wohl weniger selbstgefällig gegrinst habe? Natürlich nicht. Ich war wahrscheinlich sogar noch schlimmer. Aber wenigstens hatte ich mir den Sieg selbst verdient.
    Lord Hoff war derartig engagiert, dass er erst aufhörte, auf Jezals Wohl zu trinken, als sein Kelch völlig leer war, dann stellte er das Gefäß auf den Tisch zurück und leckte sich die Lippen. »Und bevor nun das Essen kommt, hat mein Kollege, Herr Erzlektor Sult, eine kleine Überraschung vorbereitet, zu Ehren einiger anderer Gäste, die heute bei uns sind. Ich hoffe, Sie alle werden sich gut unterhalten fühlen.« Damit lehnte sich der Lord Schatzmeister schwer zurück und hielt seinen leeren Becher hoch, um sich nachschenken zu lassen.
    Glokta sah zu Sult hinüber.
Eine Überraschung vom Erzlektor? Das wird für irgendjemanden hier nichts Gutes bedeuten.
    Die schweren roten Vorhänge glitten langsam zur Seite. Sie gaben den Blick frei auf einen alten Mann, der auf der Bühne lag, in einer weißen Robe, die kunstsinnig mit leuchtend rotem Blut befleckt worden war. Eine breite Kulisse aus Leinwand zeigte einen Wald, über den sich ein Sternenhimmel wölbte. Die Szenerie erinnerte Glokta recht unangenehm an das Wandgemälde in dem runden Raum. Den Raum unter Severards verfallendem Schutthaufen am Hafen.
    Ein zweiter Alter trat aus dem Hintergrund: ein großer, schlanker Mann mit bemerkenswert fein geschnittenen Zügen. Sein Kopf war kahlrasiert, und er hatte sich einen kurz gestutzten weißen Bart stehen lassen, aber Glokta erkannte ihn dennoch sofort. Iosiv Lestek, einer der gefeiertesten Schauspieler der Stadt. Er zuckte wohl einstudiert zusammen, als er den blutigen Leichnam entdeckte.
    »Oooooh!«, schrie er und streckte seine Arme in jener Geste aus, mit der Schauspieler Entsetzen und Verzweiflung anzeigen wollen. Er hatte eine

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