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Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Titel: Kriegsklingen (First Law - Band 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Kriegszüge, und er hatte einmal in eine furchtbar umfangreiche Reihe zur Geschichte der Union hineingesehen, die er im Arbeitszimmer seines Vaters entdeckt hatte, aber die hatte ihn nach drei oder vier Seiten schrecklich gelangweilt.
    Bayaz salbaderte weiter. »Hier haben wir mit den Dienern des Schöpfers gekämpft. Daran erinnere ich mich noch gut. Sie riefen nach Kanedias, dass er sie rette, aber er kam nicht herunter. Diese Säle hier troffen vor Blut, hallten wider vor Schreien und waren voller Rauch an jenem Tag.«
    Jezal hatte keine Ahnung, wieso der alte Narr ausgerechnet ihn auserkoren hatte, um ihm seine Aufschneidereien zu erzählen, und wusste noch weniger, was er darauf antworten sollte. »Das hört sich … ziemlich brutal an.«
    Bayaz nickte. »Das war es auch. Ich bin nicht stolz darauf. Aber manchmal müssen gute Menschen brutale Dinge tun.«
    »Genau«, sagte der Nordmann plötzlich. Jezal hatte nicht einmal gemerkt, dass er auch zuhörte.
    »Davon abgesehen waren das noch andere Zeiten. Brutale Zeiten. Nur im Alten Kaiserreich waren die Menschen schon der Barbarei entwachsen. Sie mögen es glauben oder nicht, aber Midderland, das Herz der Union, war ein Schweinestall. Ein ödes Land, in dem sich barbarische Stämme bekriegten. Die Glücklichsten von ihnen wurden vom Schöpfer in seine Dienste genommen. Die Übrigen waren Wilde mit bemalten Gesichtern, ohne Wissen um Schrift oder Wissenschaft, die nur wenig von den Tieren unterschied.«
    Jezal sah wie nebenbei zu Neunfinger hinüber. Es war gar nicht mal so schwer, sich derart barbarische Zeiten vorzustellen, während dieser grobe Klotz neben einem herlief, aber es erschien ihm albern, darüber nachzudenken, dass sein schönes Zuhause einmal ödes Land gewesen sein sollte oder dass er selbst von irgendwelchen Wilden abstammte. Dieser alte Kahlkopf war ein brabbelnder Lügner oder ein Verrückter, aber einige wichtige Leute nahmen ihn ja wohl ernst.
    Und Jezal erschien es immer am besten, das zu tun, was die wichtigen Leute sagten.
     
    Logen folgte den anderen in einen verwahrlosten Innenhof, der auf drei Seiten von den verfallenden Gebäuden der Universität begrenzt wurde, auf der vierten jedoch von der Innenseite der steilen Mauer, die den Agriont umschloss. Alles war überwachsen von altem Moos, dickem Efeu, trockenen Brombeersträuchern. Ein Mann saß inmitten des rankenden Unkrauts auf einem wackligen Stuhl und sah ihnen entgegen.
    »Ich habe Sie erwartet«, sagte er und erhob sich unter einigen Schwierigkeiten. »Diese verdammten Knie, ich bin wirklich nicht mehr der Jüngste.« Ein unauffälliger Mann, der die mittleren Jahre tatsächlich bereits hinter sich gelassen hatte, in einem fadenscheinigen Hemd, das vorn einige Flecken aufwies.
    Bayaz sah ihn mit gerunzelter Stirn an. »Sind Sie der Hauptwächter?«
    »Das bin ich.«
    »Und wo ist der Rest Ihrer Mannschaft?«
    »Meine Frau bereitet gerade das Frühstück, aber wenn ich sie nicht mit dazuzähle, dann bin ich wohl die ganze Mannschaft. Es gibt Eier«, sagte er zufrieden und tätschelte seinen Bauch.
    »Was?«
    »Zum Frühstück. Ich mag Eier.«
    »Wie schön für Sie«, meinte Bayaz, der ein wenig entgeistert aussah. »Während der Regierungszeit König Kasamirs waren die fünfzig tapfersten Männer der Königstreuen dazu ausersehen, Wächter des Hauses zu sein und dieses Tor zu bewachen. Damals gab es keine höhere Ehre.«
    »Das ist schon ziemlich lange her«, sagte der einzige Wächter und zupfte an seinem Hemd. »Wir waren zu neunt, als ich noch ein Kind war, aber dann haben die anderen beschlossen, andere Dinge zu tun, oder sind gestorben und wurden nie ersetzt. Keine Ahnung, wer hier mal weitermachen wird, wenn ich nicht mehr bin. Es gab bisher nicht gerade viele Bewerber.«
    »Sie überraschen mich.« Bayaz räusperte sich. »Oh, Hauptwächter! Ich, Bayaz, Erster der Magi, bitte um Eure Erlaubnis, die Treppe zum fünften Tor zu beschreiten, zur Brücke und hinüber zu gehen bis zum Tor des Hauses des Schöpfers.«
    Der Hauptwächter sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. »Sind Sie sicher?«
    Bayaz wurde ungeduldig. »Ja, wieso?«
    »Ich erinnere mich noch an den letzten Kerl, der das versucht hat, ist schon lange her, da war ich noch ein Junge. Ein großer Mann, glaube ich, ein Denker. Er ging mit zehn starken Arbeitern die Treppe hinauf, sie hatten Meißel und Hämmer und Hacken und alles Mögliche dabei, und er sagte, er wolle das Haus öffnen, die Schätze rausholen und

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