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Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Titel: Kriegsklingen (First Law - Band 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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die Höhe und gibt zu, dass alles nur Spielerei war? Wenn wir die Universität erreichen? Wenn wir die Brücke überschreiten? Wenn wir direkt vor den Toren des Schöpfers stehen und sein Schlüssel nicht passt?
Aber irgendwo weit hinten in seinem Kopf lauerte ein weiterer Gedanke:
Und was, wenn es nicht aufhört? Was, wenn die Tür sich öffnet? Was, wenn er wirklich der ist, der er zu sein vorgibt?
    Bayaz unterhielt sich gut gelaunt mit Luthar, als sie über den verlassenen Hof zur Universität hinübergingen.
Er gibt sich so entspannt wie ein Großvater mit seinem Lieblingsenkel, und er ist ungefähr genauso langweilig.
»… natürlich ist die Stadt heute viel größer als damals, als ich zum letzten Mal hier war. Der Stadtteil, den Sie heute Dreierhof nennen, der heute so lebendig und belebt ist – ich erinnere mich noch gut an die Zeit, als es dort wirklich nur drei Höfe gab! Ja wirklich! Und die lagen noch dazu weit außerhalb der Stadtmauern!«
    »Ähm …«, sagte Luthar.
    »Was das neue Gildehaus der Gewürzhändler betrifft, so viel Protzerei habe ich noch nie gesehen …«
    Gloktas Verstand arbeitete auf Hochtouren, als er hinter den beiden her hinkte, und suchte in all dem Geschwätz nach verborgenen Bedeutungen, bemüht, Ordnung in das Chaos zu bringen. Eine Frage stolperte über die nächste.
Wieso hat er mich eigentlich als Zeugen ausgewählt? Wieso nicht den Erzlektor selbst? Geht dieser Bayaz vielleicht davon aus, dass ich leicht zum Narren zu halten bin? Und wieso Luthar? Weil er das Fechtturnier gewonnen hat? Und wie hat er überhaupt gewonnen? Ist er möglicherweise ein Teil dieses Possenspiels?
Aber falls Luthar wirklich etwas mit irgendeinem finsteren Plan zu tun hatte, dann zeigte er das nicht. Glokta hatte niemals einen einzigen Hinweis darauf entdeckt, dass der Hauptmann etwas anderes war als der selbstverliebte junge Narr, der er zu sein schien.
    Womit wir bei dieser anderen rätselhaften Gestalt angekommen wären.
Glokta warf einen Seitenblick auf den großen Nordmann. Es waren keinerlei tödliche Absichten auf seinem vernarbten Gesicht zu erkennen, aber es gab ohnehin nur wenig Zeichen, die vermuten ließen, dass sich in seinem Kopf überhaupt etwas abspielte.
Ist er sehr beschränkt oder sehr schlau? Darf man ihn übersehen, oder muss man ihn fürchten? Ist
er der Diener oder der Herr?
Zu all dem gab es noch keine Antworten. Noch nicht.
    »Also, dieses Gebäude hier ist nur noch ein Schatten seiner früheren Großartigkeit«, sagte Bayaz, als sie vor den Toren der Universität stehen blieben, und er sah mit hochgezogenen Augenbrauen zu den verdreckten, sich neigenden Statuen. Schnell und hart klopfte er an das verwitterte Holz der Tür, die in den Angeln erzitterte. Zu Gloktas Überraschung öffnete sie sich beinahe sofort.
    »Sie werden erwartet«, krächzte der uralte Pförtner. Sie traten hinter ihm in das Dämmerlicht. »Ich zeige Ihnen den …«, begann er, nachdem er die knarrende Tür wieder geschlossen hatte.
    »Das ist nicht nötig«, rief Bayaz ihm über seine Schulter zu, während er entschlossenen Schrittes den Flur entlangging. »Ich kenne den Weg.« Glokta hatte Mühe, mit ihm mitzuhalten; trotz des kalten Wetters schwitzte er, und sein Bein brannte während der ganzen Strecke. Er musste sich so sehr bemühen, nicht den Anschluss zu verlieren, dass er kaum Zeit hatte, um darüber nachzudenken, wieso sich der alte Drecksack so gut in dem Gemäuer auskannte.
Und dass er sich auskennt, ist nicht zu übersehen.
Er eilte durch die Flure, als habe er hier sein ganzes Leben verbracht, schnalzte angesichts des Zustands, in dem sich das Gebäude befand, missbilligend mit der Zunge und redete ununterbrochen.
    »… Ich habe noch nie so viel Staub gesehen, was, Hauptmann Luthar? Es würde mich nicht überraschen, wenn hier nicht mehr sauber gemacht worden wäre, seit ich das letzte Mal hier war! Es ist mir unverständlich, wie jemand in einer solchen Umgebung denken kann! Völlig unverständlich …« Jahrhunderte toter und berechtigterweise vergessener Adepti starrten düster von ihren Leinwänden herunter und sahen aus, als ob der Lärm sie aufgestört hätte.
     
    Die Flure der Universität glitten an ihnen vorbei, ein uralter, staubiger, verlassener Ort, in dem es nichts gab außer vergilbten alten Gemälden und stockfleckigen alten Büchern. Jezal hatte für Bücher wenig übrig. Ein paar hatte er gelesen, übers Reiten und übers Fechten, auch ein paar über berühmte

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