Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Titel: Kriegsklingen (First Law - Band 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
Vom Netzwerk:
wie gelähmt. Er sank langsam auf ein Knie und keuchte, als Glokta sich an ihm vorbeidrängte.
    Bayaz schien keine Angst zu haben. Er trat direkt an die Tür und ließ die Finger über die größeren Symbole gleiten. »Elf Siegel, und noch einmal elf Siegel rückwärts.« Er fuhr über den Kreis mit den kleineren Zeichen. »Und elf mal elf.« Seine Finger verfolgten jetzt die feine Linie, die sich um die Zeichen zog.
Kann es sein, dass auch sie aus winzigen Zeichen besteht?
»Wer kann sagen, wie viele Hundert es hier sind? Wahrlich, ein sehr mächtiger Zauber!«
    Das Gefühl der Ehrfurcht wurde nur ein wenig dadurch gemildert, dass Luthar geräuschvoll von der Brücke kotzte. »Was steht da?«, krächzte Glokta, der selbst ein wenig Galle hinunterwürgte.
    Der Alte grinste ihn an. »Spüren Sie es nicht, Herr Inquisitor? Dort steht: Geht weg. Dort steht: Verschwindet. Dort steht: Niemand … soll … je … eintreten. Aber diese Botschaft gilt nicht für uns.« Er griff in den Ausschnitt seines Hemdes und holte den Metallstift heraus. Dasselbe dunkle Metall, aus dem auch die Tür bestand.
    »Wir sollten nicht hier sein«, keuchte Neunfinger hinter ihnen. »Das hier ist ein toter Ort. Wir sollten gehen.« Aber Bayaz schien ihn nicht zu hören.
    »Die Magie sickert hinaus aus der Welt«, hörte Glokta ihn murmeln, »und die Errungenschaften des Juvens fallen der Vergessenheit anheim.« Er wog den Schlüssel in seiner Hand, hob ihn allmählich. »Aber die Werke des Schöpfers stehen noch so stark da wie immer. Die Zeit hat ihnen nichts anhaben können – und wird es auch nie.« Es schien nicht einmal ein Schlüsselloch zu geben, aber dennoch glitt der Stift langsam in die Tür. Langsam, langsam, genau in die Mitte der Kreise. Glokta hielt den Atem an.
    Klick.
    Und nichts geschah. Die Tür öffnete sich nicht.
Das ist dann also alles. Das Spiel ist aus.
Er fühlte eine Welle der Erleichterung, als er sich wieder dem Agriont zuwandte und die Hand hob, um den Praktikalen auf der Mauer über ihnen ein Signal zu geben.
Ich brauche nicht weiterzugehen. Es ist nicht nötig.
Dann antwortete ein Echo tief aus dem Inneren.
    Klick.
    Glokta spürte, wie nach diesem Geräusch etwas in seinem Gesicht zuckte.
Habe ich mir das eingebildet?
Er hoffte es von ganzem Herzen.
    Klick.
    Schon wieder.
Kein Fehler.
Und vor seinen ungläubigen Augen begannen sich die Kreise in der Tür nun zu drehen. Glokta trat überrascht einen Schritt zurück, sein Stock scharrte über die Steine der Brücke.
    Klick, klick.
    Es hatte keinerlei Anzeichen dafür gegeben, dass das Metall nicht aus einem einzigen Stück bestand, keine Spalten, keine Risse, kein Mechanismus, und dennoch drehten sich die Kreise, jeder in einer anderen Geschwindigkeit.
    Klick, klick, klick …
    Schneller jetzt, und noch schneller. Glokta wurde schwindlig. Der innerste Ring, der mit den größten Buchstaben, bewegte sich noch immer schneckengleich. Der äußerste, der dünnste, raste so schnell in die Runde, dass seine Augen ihm nicht folgen konnten.
    …
klick, klick, klick, klick, klick …
    Innerhalb der Markierungen fügten sich Formen zusammen, als die Symbole aneinander vorbeiglitten: Linien, Quadrate, Dreiecke, unfassbar verzwickt, tanzten vor seinen Augen und verschwanden dann wieder, während sich die Räder weiterdrehten …
    Klick.
    Und die Kreise standen still, zu einem neuen Muster angeordnet. Bayaz streckte den Arm aus und zog den Schlüssel aus der Tür. Es gab ein leises Zischen, kaum hörbar, wie von weit entferntem Wasser, und ein langer Riss tat sich in der Tür auf. Die zwei Hälften bewegten sich langsam, ganz langsam, voneinander weg. Der Abstand zwischen ihnen vergrößerte sich ständig.
    Klick.
    Sie glitten in die Wände hinein und schlossen nun bündig mit den Seiten des viereckigen Durchgangs ab. Die Tür stand offen.
    »Das«, sagte Bayaz sanft, »ist wirklich vollendete Handwerkskunst.«
    Kein übelriechender Dunst wehte ihnen entgegen, kein Verwesungsgestank, kein Zeichen der langen, vergangenen Jahre, nur ein Schwall kühler, trockener Luft.
Und dennoch hat man das Gefühl, einen Sarg geöffnet zu haben.
    Schweigen, abgesehen von dem Wind, der über die dunklen Steine strich, dem Atem, der seufzend aus Gloktas trockener Kehle fuhr, und dem weit entfernten Schmatzen des Wassers weit unter ihnen. Der unheimliche Schrecken war verflogen. Er fühlte nur noch tiefe Besorgnis, als er in die offen stehende Tür sah.
Aber auch nicht schlimmer, als wenn ich

Weitere Kostenlose Bücher