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Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Titel: Kriegsklingen (First Law - Band 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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hinter sich in die Dunkelheit und erschauerte. Er war sich nicht sicher, ob er wirklich wissen wollte, was das gewesen war.
    Bayaz schlenderte aus dem Durchgang und ins Freie, und er sah so selbstgefällig drein wie immer. »So, Herr Inquisitor«, sagte er gut gelaunt. »Wie hat Ihnen der Spaziergang durch das Haus des Schöpfers gefallen?«
    Ein verdrehter, seltsamer und entsetzlicher Albtraum. Vielleicht wäre ich sogar lieber für ein paar Stunden in die Gefängnisse des Imperators zurückgekehrt.
»Ein netter Zeitvertreib am frühen Morgen«, gab er kurz zurück.
    »Ich freue mich, dass Sie es so unterhaltsam fanden«, lachte Bayaz leise, als er den dunklen Metallstab wieder unter seinem Hemd hervorzog. »Und sagen Sie, glauben Sie immer noch, dass ich ein Lügner bin? Oder wurde Ihr Verdacht endgültig ausgeräumt?«
    Glokta bedachte den Schlüssel mit einem finsteren Blick. Auch den alten Mann. Und die niederschmetternde Dunkelheit im Haus des Schöpfers.
Mein Verdacht wächst mit jedem Augenblick, der vergeht. Er wird nie ausgeräumt. Er verändert nur seine Gestalt.
»Ganz ehrlich? Ich weiß nicht, was ich glauben soll.«
    »Gut. Sich der eigenen Unwissenheit bewusst zu sein, ist der erste Schritt zur Erleuchtung. Aber im Vertrauen, ich würde mir vielleicht etwas anderes überlegen, was ich dem Erzlektor sagen wollte.« Glokta fühlte, wie seine Augenlider flatterten. »Sie machen sich besser auf den Weg über die Brücke, Herr Inquisitor, während ich hier abschließe, meinen Sie nicht auch?«
    Der Abgrund bis hinunter zum kalten Wasser schien plötzlich keine Furcht mehr auszulösen.
Wenn ich jetzt hinabstürzte, würde ich wenigstens im Licht sterben.
Glokta sah nur einmal zurück, als er hörte, wie sich die Tore des Hauses des Schöpfers mit einem sanften Klicken schlossen. Die Kreise nahmen ihre ursprüngliche Position ein.
Alles ist genauso wie vor unserer Ankunft.
Er drehte der Tür wieder seinen mit Gänsehaut überzogenen Rücken zu, saugte an seinem Zahnfleisch, um die vertrauten Wellen der Übelkeit zu unterdrücken, fluchte und machte sich humpelnd daran, die Brücke zu überqueren.
    Luthar trommelte verzweifelt an die alten Tore am anderen Ende. »Lassen Sie uns rein!« Er schluchzte beinahe, als Glokta heranhinkte, und ein Hauch von Panik schwang in seiner Stimme mit. »Lassen Sie uns rein!« Schließlich öffnete sich die Tür zitternd und gab die Sicht auf einen entsetzt dreinblickenden Wächter frei.
Ach, wie schade. Ich war mir sicher, dass Hauptmann Luthar kurz davor stand, in Tränen auszubrechen. Der stolze Gewinner des Turniers, der kühnste Sohn der Union, die Krone der Männlichkeit liegt auf den Knien und heult. Dieser Anblick hätte den ganzen Ausflug für mich beinahe lohnenswert gemacht.
Luthar schoss durch das offene Tor, und Neunfinger folgte ihm grimmig, die metallene Kiste immer noch auf dem Arm. Der Wächter sah Glokta mit zusammengekniffenen Augen an, als er auf das Tor zuhumpelte. »So schnell schon wieder zurück?«
    Du alter Blödmann.
»Was, zum Teufel, soll das heißen, so schnell?«
    »Ich habe erst die Hälfte meiner Eier gegessen. Sie waren weniger als eine halbe Stunde weg.«
    Glokta stieß ein bellendes, freudloses Lachen aus. »Einen halben Tag vielleicht.« Aber er runzelte die Stirn, als er in den Innenhof sah. Die Schatten fielen noch fast genauso wie zuvor, als sie das Tor durchschritten hatten.
Es ist noch immer früh am Morgen, aber wie kann das sein?
    »Der Schöpfer hat mir einmal gesagt, dass Zeit nur in unseren Köpfen existiert.« Glokta zuckte zusammen und wandte den Kopf. Bayaz war hinter ihm herangekommen und tippte mit einem dicklichen Finger gegen seinen kahlen Kopf. »Es könnte schlimmer sein, glauben Sie mir. Wenn Sie wieder herauskommen, bevor Sie eigentlich hineingegangen sind, dann müssen Sie sich wirklich Sorgen machen.« Er lächelte, und seine Augen glänzten im Licht, das durch das Tor fiel.
Spielt er den Narren? Oder versucht er, mich zum Narren zu halten? So oder so, diese Spielchen werden langsam ermüdend.
    »Genug gerätselt«, sagte Glokta scharf. »Warum sagen Sie mir nicht einfach, was Sie suchen?«
    Der Erste der Magi, wenn er es denn wirklich war, grinste nur noch breiter. »Ich mag Sie, Herr Inquisitor, ich mag Sie wirklich. Es würde mich nicht überraschen, wenn Sie der einzige ehrliche Mensch wären, den es in diesem ganzen verdammten Land noch gibt. Wir sollten uns bei Gelegenheit einmal unterhalten, Sie und ich.

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