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Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Titel: Kriegsklingen (First Law - Band 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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hineindürfen!« Der Korporal hielt einen seltsam aussehenden Bogen aus dunklem Holz in einer Hand, einen gebogenen Säbel gurkhisischer Machart in der anderen. »Es war schwierig genug, sie dazu zu bringen, dass sie mir das hier übergeben hat, aber dann habe ich versucht, sie zu durchsuchen … diese gurkhisische Hure …« Die Frau zischte etwas und trat schnell einen Schritt vor, woraufhin sich der Korporal und seine zwei Wachleute eng zu einer kleinen Gruppe zusammendrängten.
    »Halte Frieden, Ferro«, seufzte der alte Mann auf Kantesisch. »Um Gottes willen, Frieden.« Die Frau spuckte auf die Steine der Brücke und fauchte eine Verwünschung, die West nicht verstand, und sie schwenkte die Klinge auf eine Art und Weise vor und zurück, die nahe legte, dass sie ihr Messer zu gebrauchen verstand und auch nur zu gern dazu bereit war.
    »Wieso immer ich?«, brummte West vor sich hin. Es war klar, dass er nicht einfach würde gehen können, bevor dieses Problem nicht gelöst war. Als ob er nicht schon genug Sorgen hatte. Er holte tief Luft und tat sein Bestes, um sich in die Lage der stinkenden Frau zu versetzen: eine Fremde, umgeben von seltsam aussehenden Menschen, die Dinge sagten, die sie nicht verstand, Speere schwangen und sie durchsuchen wollten. Wahrscheinlich dachte sie genau in diesem Augenblick, dass West absolut scheußlich roch. Wahrscheinlich mehr verwirrt und verängstigt als gefährlich. Sie sah allerdings sehr gefährlich aus und nicht im Geringsten so, als ob sie Angst hätte.
    Der alte Mann erschien der Vernünftigere der beiden, also wandte sich West zunächst an ihn. »Seid Ihr zwei aus Gurkhul?«, fragte er ihn in gebrochenem Kantesisch.
    Der Alte richtete die müden Augen auf West. »Nein. Der Süden besteht nicht allein aus Gurkhul.«
    »Kadir dann? Taurisch?«
    »Ihr kennt den Süden?«
    »Ein wenig. Ich habe dort im Krieg gekämpft.«
    Der alte Mann deutete mit einer Kopfbewegung auf die Frau, die sie misstrauisch aus ihren gelben Schlitzaugen ansah. »Sie stammt aus einem Land namens Muntaz.«
    »Davon habe ich noch nie gehört.«
    »Warum solltet Ihr auch?« Der Alte zuckte die Achseln. »Ein kleines Land am Meer, weit östlich von Schaffa, hinter den Bergen. Die Gurkhisen haben es vor Jahren erobert, und die Menschen dort wurden vertrieben oder versklavt. Seitdem war sie offenbar ziemlich schlechter Laune.« Die Frau sah sie grimmig an und behielt immer noch die Soldaten im Auge.
    »Und Ihr?«
    »Oh, ich komme aus einem weit südlicheren Land, noch hinter Kanta, hinter der Wüste, über das Weltenrund hinaus. Das Land, in dem ich geboren wurde, wird auf Euren Landkarten nicht auftauchen, mein Freund. Yulwei heiße ich.« Er streckte eine lange, schwarze Hand aus.
    »Collem West.« Die Frau sah ihnen misstrauisch zu, während sie sich die Hand schüttelten.
    »Dieser Mann hier heißt West, Ferro! Er hat gegen die Gurkhisen gekämpft! Reicht das, damit du ihm vertraust?« Yulwei klang nicht besonders hoffnungsvoll, und tatsächlich hielt die Frau ihre Schultern weiterhin verkrampft und kampfeslustig, und sie umklammerte nach wie vor ihr Messer. Einer der Soldaten wählte unglücklicherweise diesen Augenblick, um, seinen Speer schwenkend, einen Schritt nach vorn zu machen, und die Frau bleckte die Zähne, spuckte aus und schrie weitere unverständliche Flüche.
    »Das reicht!«, hörte West sich selbst die Wache anbrüllen. »Nehmen Sie Ihre verdammten Speere weg!« Die Männer blinzelten ihn verdattert an, und er bemühte sich, seine Stimme wieder unter Kontrolle zu bringen. »Ich denke nicht, dass es sich um eine groß angelegte Invasion handelt, oder was meinen Sie? Nehmen Sie die Waffen weg!«
    Zögernd drifteten die Speerspitzen weg von der Frau. West trat festen Schrittes auf sie zu, seine Augen mit all der Autorität, die er aufbringen konnte, auf die ihren gerichtet. Keine Angst zeigen, sagte er zu sich selbst, aber sein Herz hämmerte. Er streckte die Hand mit der Fläche nach oben aus, beinahe weit genug, um sie zu berühren.
    »Das Messer!«, sagte West scharf in seinem schlechten Kantesisch. »Bitte. Man wird Euch nichts antun, Ihr habt mein Wort.«
    Die Frau sah erst ihn an, mit diesen schmal geschlitzten, wachsamen, gelben Augen, dann die Wächter mit ihren Speeren, dann wieder ihn. Sie nahm sich viel Zeit. West stand da, mit trockenem Mund, noch immer klopfendem Herzen, wohl wissend, dass es später und später wurde, schwitzend unter seiner Uniform in der heißen Sonne, und

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