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Kriegswirren

Kriegswirren

Titel: Kriegswirren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Nachhut bildeten, jeden Moment mit der Notwendigkeit rechneten, die Schwerter ziehen und sich den Weg freikämpfen zu müssen. So verhielten sie sich bereits, seit sie das Lager in der Dämmerung verlassen hatten. Perrin fuhr mit einem behandschuhten Daumen über die Streitaxt an seinem Gürtel und umfaßte dann den Saum seines Umhangs, bevor ein plötzlicher Windstoß ihn aufblähen konnte. Wenn dies schlecht ausging, könnten die Behüter vielleicht recht haben.
    Zur Linken, kurz vor der Stelle, wo eine Holzbrücke über den zugefrorenen Fluß führte, der sich am Stadtrand entlangwand, ragten auf einer großen quadratischen Plattform, um deren Fuß sich Schneeverwehungen angehäuft hatten, verkohlte Balken aus dem Schnee. Da der ortsansässige Lord gezögert hatte, dem Wiedergeborenen Drachen die Treue zu schwören, hatte er Glück gehabt, nur ausgepeitscht und all dessen entledigt zu werden, was er besaß. Eine Gruppe an der Brücke stehender Männer beobachtete, wie die Reiter näher kamen. Perrin sah keine Helme oder Rüstungen, aber alle Männer umklammerten Speere oder Armbruste fast ebenso angespannt wie er seinen Umhang. Sie sprachen nicht miteinander, statt dessen beobachteten sie nur, während sich der gefrorene Atem vor ihren Gesichtern kräuselte. Überall um die Stadt herum waren weitere Gruppen Wächter zu sehen, an jeder auswärts führenden Straße, an jedem Freiraum zwischen zwei Gebäuden. Dies war das Land des Propheten, aber die Weißmäntel und König Ailrons Heer hatten noch immer große Teile davon inne.
    »Es war richtig, daß ich Falle nicht mitgenommen habe«, murmelte er, »aber ich werde dennoch dafür bezahlen müssen.«
    »Natürlich werdet Ihr bezahlen«, schnaubte Elyas. Er kam für einen Mann, der den größten Teil der letzten fünfzehn Jahre zu Fuß verbracht hatte, gut mit seinem mausgrauen Wallach zurecht. Kürzlich hatte er bei einem Würfelspiel mit Gallenne einen mit schwarzem Fuchspelz gesäumten Umhang gewonnen. Aram, der an Perrins anderer Seite ritt, betrachtete Elyas finster, aber der bärtige Mann ignorierte ihn. Sie kamen nicht gut miteinander aus. »Ein Mann muß immer früher oder später bezahlen, bei jeder Frau, ob er es verdient oder nicht. Aber ich hatte doch recht?«
    Perrin nickte zähneknirschend. Es schien noch immer nicht richtig, von einem anderen Mann Ratschläge für die eigene Frau anzunehmen, selbst wohlüberlegte, verstohlene Ratschläge, und doch halfen sie anscheinend. Natürlich war es ebenso schwer, Faile gegenüber die Stimme zu erheben, wie sie Berelain gegenüber nicht zu erheben, aber er hatte letzteres recht häufig und ersteres einige Male geschafft. Er war Elyas' Rat getreu gefolgt. Nun, überwiegend, so gut er konnte. Dieser stechende Geruch der Eifersucht bestand beim Anblick Berelains noch immer, aber der Geruch des Verletztseins war verschwunden, während sie langsam gen Süden zogen. Er fühlte sich dennoch unbehaglich. Als er Faile heute morgen fest erklärte, daß sie nicht mitkommen könne, hatte sie mit keinem Wort widersprochen! Sie roch sogar ... erfreut! Unter anderem, einschließlich Bestürztsein. Wie konnte sie jedoch gleichzeitig erfreut und bestürzt sein? Nichts davon war auf ihrem Gesicht zu lesen gewesen, aber seine Nase betrog ihn niemals. Es schien ihm, als begriffe er immer weniger, je mehr er über Frauen lernte.
    Die Brückenwächter runzelten die Stirn und betasteten ihre Waffen, als Stehers Hufe mit hohlem Klang auf den Holzplanken auftrafen. Die Wächter bildeten die übliche seltsame Mischung von Gefolgsleuten des Propheten, Burschen mit schmutzigen Gesichtern in zu großen Seidenjacken, narbengesichtige Draufgänger und Neulinge mit rosigen Wangen sowie ehemalige Händler und Handwerker, die schon seit Monaten in ihrer ehemals edlen Kleidung zu schlafen schienen. Ihre Waffen machten jedoch einen gut gepflegten Eindruck. Einige der Männer hatten einen fiebrigen Glanz in den Augen. Die übrigen zeigten wachsame, hölzerne Mienen. Sie rochen nicht nur ungewaschen, sondern auch eifrig, besorgt, inbrünstig, ängstlich - alles gleichzeitig.
    Sie machten keinerlei Anstalten, ihnen den Weg zu versperren, sondern beobachteten nur, wobei sie kaum blinzelten. Nach allem, was Perrin gehört hatte, kamen von Frauen in Seide bis zu Bettlern in Lumpen alle möglichen Menschen in der Hoffnung zum Propheten, zusätzlichen Segen zu erlangen, wenn sie sich ihm persönlich unterwarfen. Oder vielleicht zusätzlichen Schutz. Darum

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