Kriegswirren
war er mit nur einer Handvoll Gefährten hierher gekommen. Er würde Masema in Furcht versetzen, wenn er es müßte und wenn Masema in Furcht versetzt werden konnte, aber es schien klüger, an den Mann heranzutreten, ohne eine Schlacht zu schlagen. Er konnte die Blicke der Wächter auf seinem Rücken spüren, bis sie die kurze Brücke überquert und die gepflasterten Straßen Abilas erreicht hatten. Perrin verspürte jedoch keine Erleichterung, als dieser Druck wich.
Abila war eine recht große Stadt mit mehreren hohen Wachtürmen und vielen vierstöckigen Gebäuden, deren Dächer alle schiefergedeckt waren. Hier und dort füllten Steinhaufen und Holzbalken eine Lücke zwischen zwei Gebäuden aus, wo ein Gasthaus oder das Haus eines Händlers abgerissen worden war. Der Prophet mißbilligte durch Handel erworbenen Reichtum ebenso sehr wie Zechgelage oder das, was seine Gefolgsleute unzüchtiges Benehmen nannten. Er mißbilligte viele Dinge und ließ seine Meinung durch anschauliche Beispiele bekannt werden.
Die Straßen waren stark bevölkert, aber Perrin und seine Gefährten waren die einzigen Reiter. Der Schnee war schon längst zu halbwegs gefrorenem, knöchelhohem Matsch zertreten worden. Viele Ochsenkarren, aber nur sehr wenige Wagen und keine einzige Kutsche bahnten sich langsam ihren Weg durch die Menge. Bis auf jene, die zerschlissene, abgetragene oder vielleicht gestohlene Kleidung trugen, war jedermann in eintöniges Tuch gekleidet. Die meisten Menschen waren in Eile, aber ebenso wie die Menschen auf der Landstraße mit gesenkten Köpfen. Weniger eilig hatten es verschiedene Gruppen bewaffneter Männer. Es roch in den Straßen überwiegend nach Schmutz und Angst, was Perrin die Haare zu Berge stehen ließ. Zumindest würde es sich, wenn es nötig würde, nicht als schwieriger erweisen, eine Stadt ohne Mauer zu verlassen, als sie zu betreten.
»Mein Lord«, murmelte Balwer, als sie vor einen jener Schutthaufen gelangten. Er wartete kaum ab, bis Perrin nickte, bevor er sein Pferd zur Seite führte und in eine andere Richtung lenkte, im Sattel zusammengekauert, den braunen Umhang fest um sich geschlungen. Es bereitete Perrin selbst hier keine Sorgen, daß der hagere kleine Mann allein davonritt. Er erfuhr auf seinen Alleingängen für einen Schreiber erstaunlich viel und schien zu wissen, was er tat.
Perrin verbannte Balwer aus seinen Gedanken und wandte sich dem zu, was er hier vorhatte.
Nur eine Frage war nötig, an einen schlaksigen jungen Mann mit schwärmerisch leuchtendem Gesicht gerichtet, um zu erfahren, wo sich der Prophet aufhielt, und drei weitere Fragen an andere Menschen auf den Straßen, um das Haus der Händlerin zu finden, vier Stockwerke grauen Steins mit weißen Marmorkanten und Fensterumrahmungen. Masema mißbilligte es, Geld zu scheffeln, aber er nahm bereitwillig Unterstützung von jenen an, die sie ihm gewährten. Andererseits sagte Balwer, Masema habe ebenso häufig auf einem zugigen Bauernhof übernachtet und sei genauso zufrieden gewesen. Masema trank nur Wasser, und wo auch immer er hinging, stellte er eine arme Witwe ein und aß das Essen, das sie kochte, ob gut oder schlecht, ohne sich zu beklagen.
Die überall sonst die Straßen bevölkernde Menge fehlte vor diesem hohen Haus, obwohl eine Anzahl bewaffneter Wächter wie jene an der Brücke dies fast wieder wettmachten. Jene, die nicht unverschämt grinsten, sahen Perrin verdrießlich an. Die beiden Aes Sedai hielten die Gesichter tief in den Kapuzen verborgen und die Köpfe gesenkt, wobei weißer Atem wie Dampf aus den Kapuzen aufstieg. Perrin sah Elyas aus den Augenwinkeln mit dem Daumen über das Heft seines langen Dolchs streichen. Es fiel ihm schwer, nicht auch seine Streitaxt zu betasten.
»Ich komme mit einer Nachricht des Wiedergeborenen Drachen für den Propheten«, verkündete er. Als sich keiner der Männer regte, fügte er hinzu: »Mein Name ist Perrin Aybara. Der Prophet kennt mich.« Balwer hatte ihn ermahnt, er solle weder Masemas Namen nennen noch Rand als etwas anderes als den Wiedergeborenen Drachen bezeichnen. Er wollte hier keinen Aufruhr bewirken.
Die Behauptung, Masema zu kennen, schien die Wächter zu beleben. Mehrere wechselten erstaunte Blicke, und einer lief in das Gebäude. Die übrigen sahen Perrin abschätzend an. Kurz darauf trat eine Frau in den Eingang. Hübsch, mit etwas Weiß an den Schläfen, in einem hochgeschlossenen blauen Tuchgewand, das edel, wenn auch schlicht war, hätte sie die
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