Kriegswirren
Tihera und Gefährten unter Marcolin sowie Asha'man, die Gedwyn auf dem Fuße folgten. Die Asha'man, die mit ihm gekommen waren, ohnehin. Dashiva, Flinn und die übrigen hielten ihre Pferde dicht hinter Rand. Alle außer Narishma, der noch nicht zurückgekommen war. Der Mann wußte, wo er ihn finden konnte, aber es gefiel Rand trotzdem nicht.
Jede Gruppe blieb so weitgehend wie möglich für sich. Gueyam, Maraconn und Aracome, die mehr auf Rand als auf ihren Weg achteten, sowie Gregorin Panar mit drei weiteren des Konzils der Neun, die sich in ihren Sätteln seitwärts beugten, um beunruhigt miteinander zu tuscheln, ritten mit Weiramon. Semaradrid, in dessen Gefolge sich einige cairhienische Lords mit angespannten Mienen befanden, beobachtete Rand fast ebenso genau wie die Tairener. Rand hatte jene, die mit ihm ritten, ebenso sorgfältig ausgewählt wie jene, die er fortgeschickt hatte - nicht immer aus den Gründen, die andere vielleicht vermutet hätten.
Beobachter hätten es für eine Zurschaustellung der Kampfentschlossenheit gehalten, mit all den leuchtenden Bannern und Standarten und kleinen Cons bei einigen der Cairhiener. Strahlend und tapfer und sehr gefährlich. Einige hatten gegen Rand intrigiert, und zudem hatte er erfahren, daß zwischen Semaradrids Haus Maravin und dem Hause Riatin, das in Cairhien offen gegen ihn rebelliert hatte, alte Bündnisse bestanden. Semaradrid leugnete die Verbindung nicht, aber er hatte sie auch nicht erwähnt, bevor Rand davon hörte. Er kannte das Konzil der Neun einfach noch zu wenig, um es zu riskieren, sie zurückzulassen. Weiramon hingegen war ein Narr. Sich selbst überlassen, könnte er vielleicht sehr wohl versuchen, die Gunst des Lord Drachen zu erringen, indem er ein Heer gegen die Seanchaner oder gegen Murandy oder nur das Licht wußte gegen wen oder wohin sonst führte. Zu unbesonnen, um zurückgelassen, zu mächtig, um beiseite geschoben zu werden, ritt er also mit Rand und fühlte sich geehrt. Es war beinahe bedauerlich, daß er nicht so töricht war, etwas zu tun, woraufhin man ihn hätte vernichten können.
Hinter ihnen kamen die Diener und Karren - niemand verstand, warum Rand den anderen alle Wagen mitgegeben hatte, und er würde es auch nicht erklären - und dann die von Pferdeknechten geführten Ersatzpferde und die langen, unregelmäßigen Reihen von Männern in zerschlagenen Brustpanzern, die nicht richtig paßten, oder in Lederwamsen, auf die rostige Stahlscheiben aufgenäht waren, bewaffnet mit Bogen, Armbrusten oder Speeren und sogar einigen wenigen Langspießen, sowie weitere der Burschen, die ›Lord Brends‹ Ruf gefolgt waren und sich dagegen entschieden hatten, unbewaffnet nach Hause zurückzukehren. Ihr Anführer war der Mann, mit dem Rand am Waldrand gesprochen hatte, Eagan Padros genannt und weitaus klüger, als es den Anschein hatte. Es war meistenorts für einen Bürgerlichen schwer, sehr weit aufzusteigen, aber Rand hatte Padros ausersehen. Der Bursche versammelte seine Leute auf einer Seite, die aber keine Ordnung hielten und einander mit den Ellbogen beiseite drängten, um besser südwärts schauen zu können.
Der Damm des Nordsterns erstreckte sich pfeilgerade durch Meilen braunen Sumpflands um Illian, eine breite Straße festgetretener Erde, die nur von flachen Steinbrücken unterbrochen wurde. Der Südwind trug den Geruch von Meersalz und einem Hauch Gerberei heran. Illian war eine weitläufig angelegte Stadt und ebenso groß wie Caemlyn oder Cairhien. Bunte Dachziegel und Hunderte hoch aufragender Türme, die in der Sonne schimmerten, waren über das Meer aus Schilf und Gras, in dem langbeinige Kraniche umherstelzten und über dem Scharen weißer Vögel im Tiefflug schrille Schreie ausstießen, gerade eben zu sehen. Illian hatte niemals Mauern gebraucht, und gegen Rand hätten sie ohnehin nichts genützt.
Es herrschte allgemeine Enttäuschung, daß er Illian nicht betreten wollte, obwohl sich in seiner Hörweite niemand darüber beklagte. Dennoch gab es viele unzufriedene Gesichter und verärgertes Murren, während eilig Lager errichtet wurden. Wie die meisten großen Städte war auch Illian für fremdartige Zünfte, freigebige Schankmädchen und willige Frauen bekannt. Zumindest unter den Männern, die noch niemals dort gewesen waren, auch wenn es ihre eigene Hauptstadt war. Unwissen steigerte den Ruf einer Stadt für solche Verheißungen stets noch. Aber nur Morr galoppierte über den Damm davon. Die Männer, die gerade
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