Kriegswirren
unwesentlich länger, um herauszufinden, wo sie sich befanden, und Tihera ebenfalls, und beide nickten dann verstehend.
Die Silberstraße führte von der Stadt nach Lugard und diente dem Inlandhandel nach Westen. Es gab auch eine Goldstraße, die nach Far Madding führte. Straßen und Namen stammten gleichermaßen aus der Zeit, bevor es Illian gegeben hatte. In Jahrhunderten hatten Wagenräder, Hufe und Stiefel die Straßen befestigt, und die Cemaros konnten sie nur mit Schlamm verschmutzen. Sie gehörten zu den wenigen zuverlässigen Landstraßen in Illian, auf denen sich auch im Winter große Menschenmengen bewegen konnten. Jedermann wußte inzwischen von den Seanchanern in Ebou Dar, obwohl viele der Gerüchte, die Rand unter den Waffenträgern gehört hatte, behaupteten, die Eindringlinge seien die noch heimtückischeren Vettern der Trollocs. Wenn die Seanchaner die Absicht hatten, Illian anzugreifen, war die Silberstraße ein guter Ort, sich zur Verteidigung zu sammeln.
Semaradrid und die übrigen glaubten zu wissen, was Rand im Sinne hatte: Er mußte erfahren haben, daß die Seanchaner kamen, und die Asha'man waren hier, um sie zu vernichten. Trotz der Geschichten über die Seanchaner schien niemand beunruhigt, daß er nicht zum Zuge käme. Natürlich mußte Tihera es Weiramon letztendlich erklären, der daraufhin beunruhigt war, obwohl er es durch eine großartige Rede über die Weisheit des Lord Drache und das militärische Genie des Herrn des Morgens sowie darüber, daß er persönlich den ersten Angriff gegen diese Seanchaner führen würde, zu verbergen suchte. Ein vollkommen törichter Narr. Mit etwas Glück wäre jedermann sonst, der von einer Armee auf der Silberstraße erführe, zumindest nicht wesentlich schlauer als Semaradrid oder Gregorin. Mit etwas Glück würde niemand Wichtiges die Wahrheit erfahren, bevor es zu spät war.
Rand richtete sich auf eine Wartezeit ein und dachte, es würde nur noch ungefähr einen Tag dauern, aber die Zeit dehnte sich und er begann sich zu fragen, ob er vielleicht ein beinahe ebenso großer Narr wie Weiramon war.
Die meisten Asha'man waren ausgezogen, um in ganz Illian und Tear und den Ebenen von Maredo jene anderen zu suchen, die Rand bei sich haben wollte. Sie suchten in den Cemaros. Wegetore und das Schnelle Reisen waren schön und gut, aber selbst Asha'man mußten sich Zeit für die Suche nehmen, wenn Regengüsse die Sicht behinderten und Morast Gerüchte fast zum Stocken brachte. Auf der Suche konnten die Asha'man ohne es zu merken in einer Meile Entfernung an ihrer Beute vorbeigelangen, und wenn sie schließlich zurückkehrten, waren die Gesuchten bereits weitergezogen. Einige mußten sich auf der Suche nach Menschen, die nicht gefunden werden wollten, weiter fortbegeben. Tage vergingen, bevor die ersten Asha'man Neuigkeiten brachten.
Der Hochlord Sunamon schloß sich Weiramon an; er war ein dicker Mann mit salbungsvoller Art - zumindest Rand gegenüber. In seiner edlen Seidenjacke vornehm gekleidet und stets lächelnd, beteuerte er eloquent seine Treue, aber er intrigierte schon so lange gegen Rand, daß er es wahrscheinlich auch bereits im Schlaf tat. Der Hochlord Torean nahte mit dem plumpen Gesicht eines Bauern und seinem gewaltigen Reichtum heran und stammelte etwas über die Ehre, erneut an der Seite des Lord Drache reiten zu dürfen. Gold interessierte Torean mehr als alles andere, außer vielleicht die Privilegien, die Rand den Adligen in Tear genommen hatte. Er schien besonders entsetzt, als er erfuhr, daß es keine Dienerinnen im Lager gab und nicht einmal ein Dorf in der Nähe war, in dem man vielleicht willfährige Bauerntöchter finden könnte. Torean hatte ebenso häufig wie Sunamon gegen Rand intrigiert, vielleicht sogar häufiger als Gueyam oder Maraconn oder Aracome.
Es gab noch andere. Da war Bertome Saighan, ein kleiner, auf rauhe Art ansehnlicher Mann, dessen Schädel vorn rasiert war. Er betrauerte den Tod seiner Cousine Colavaere vermutlich nicht allzu sehr, da ihn das zum neuen Hochsitz des Hauses Saighan machte. Gerüchte besagten, daß Rand sie ermordet hätte. Bertome verbeugte sich und lächelte, aber sein Lächern schloß seine dunklen Augen nicht mit ein. Einige behaupteten, er hätte seine Cousine sehr gemocht. Auch Ailil Riatin kam, eine schlanke, würdevolle Frau mit großen dunklen Augen, nicht mehr jung, aber noch recht hübsch, die beteuerte, sie hege nicht den Wunsch, am Feldzug persönlich teilzunehmen, vielmehr habe
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