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Kriegswirren

Kriegswirren

Titel: Kriegswirren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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es mühelos. Der festgebundene Mann schrie einmal auf, und dann ergoß sich ein Strom einer dunklen Flüssigkeit aus dem Faß in den Trichter und verwandelte seinen Schrei in ein Gurgeln. Der herbe Geruch des Branntweins erfüllte die Luft. Der Mann kämpfte trotz seiner Fesseln, schlug um sich und schaffte es sogar, den Tisch seitlich anzuheben, aber der Branntwein floß weiterhin. Luftblasen stiegen in dem Trichter auf, als er zu schreien versuchte, aber der beständige Strom hörte nicht auf. Und dann erlahmte der Widerstand des Mannes und endete schließlich. Weite, glasige Augen starrten zur Decke, und Branntwein rann aus seiner Nase. Der große Bursche hörte noch immer nicht auf, bis die letzten Tropfen aus dem leeren Faß liefen.
    »Ich glaube, der arme Jaichim hat letztendlich genug Branntwein gehabt.« Shiaine lachte erfreut.
    Hanion nickte. Vermutlich hatte sie recht. Er fragte sich, wer er gewesen war.
    Shiaine war noch nicht ganz fertig. Auf eine Geste von ihr riß der ungeschlachte Mann einen der Riemen vom Nagel, welche den Knebel der Aes Sedai hielten. Hanion dachte, der Knebel hätte vielleicht einige Zähne in ihrem Mund gelockert, aber wenn dem so war, verschwendete sie keine Zeit damit. Sie sprach, noch bevor der Bursche den Riemen losgelassen hatte.
    »Ich werde Euch gehorchen!« jammerte sie. »Ich werde den Befehlen des Großen Herrn gehorchen! Er hat meinen Schild aufgelöst, damit ich gehorchen kann! Das hat er mir gesagt! Laßt es mich beweisen! Ich werde kriechen! Ich bin ein Wurm, und Ihr seid die Sonne! Oh, bitte! Bitte! Bitte!«
    Shiaine erstickte die Worte, das flehentliche Wimmern, indem sie eine Hand über den Mund der Aes Sedai legte. »Woher soll ich wissen, daß Ihr nicht wieder versagt, Falion? Ihr habt zuvor versagt, und Moridin hat mir Eure Bestrafung überlassen. Er hat mir eine andere Aes Sedai zugeteilt -brauche ich zwei von Euch? Vielleicht gebe ich Euch eine zweite Chance, Euren Fall zu vertreten, Falion -vielleicht -, aber wenn ich es tue, werdet Ihr mich überzeugen müssen. Ich werde wahre Begeisterung erwarten.«
    Falion begann erneut zu flehen, machte übertriebene Versprechungen, sobald Shiaine ihre Hand fortnahm, aber sie wurde nur allzu bald wieder auf wortlose Schreie und Tränen beschränkt, als ihr der Knebel wieder angelegt, der Nagel wieder durch den Riemen getrieben und Jaichims Trichter über ihrer weit geöffneten Kehle angebracht wurde. Der ungeschlachte Mann stellte ein weiteres Faß neben ihrem Kopf auf den Tisch. Die Aes Sedai schien wahnsinnig zu werden, die hervorstehenden Augen rollten wild umher; sie zappelte unter dem Tisch, bis er wackelte.
    Hanion war beeindruckt. Eine Aes Sedai mußte schwerer zu brechen sein als ein fetter Händler oder seine pausbackige Tochter. Aber Shiaine hatte offenbar die Hilfe einer der Auserwählten gehabt. Als er merkte, daß sie ihn ansah, unterließ er es, auf Falion hinab zu lächeln. Seine erste Lebensregel lautete, niemals jene zu beleidigen, welche die Auserwählten ihm voranstellten.
    »Sagt mir, Hanion«, bemerkte Shiaine, »wie würdet Ihr Hand an eine Königin legen?«
    Er leckte sich wider Willen die Lippen. An eine Königin? Das hatte er niemals getan.

KAPITEL 10
    Ein Becher Schlaf
    Sei kein solcher Wollkopf, Rand!« Min zwang sich sitzen zu bleiben, schlug die Beine übereinander und wippte müßig mit einem Fuß, aber sie konnte die Verärgerung nicht aus ihrer Stimme verbannen. »Geh zu ihr! Sprich mit ihr!«
    »Warum?« fauchte er. »Ich weiß jetzt, woran ich bin. Es ist besser so. Sie ist jetzt in Sicherheit. Vor jedermann, der mich angreifen will. Und sicher vor mir! Es ist besser so!« Aber er schritt in Hemdsärmeln zwischen den zwei Stuhlreihen vor dem Drachenthron auf und ab, die Fäuste so angespannt, daß die Knöchel weiß hervortraten, und finsterer dreinblickend als die schwarzen Wolken außerhalb der Fenster, die eine neue Schneedecke über Cairhien breiteten.
    Min wechselte Blicke mit Fedwin Morr, der an den mit Sonnen verzierten Türen stand. Die Töchter des Speers ließen jetzt jedermann, der keine offensichtliche Bedrohung bedeutete, unangekündigt herein, aber jene, die Rand heute morgen nicht sehen wollte, würden von dem stämmigen Jungen fortgeschickt werden. Er trug den Drachen und das Schwert an seinem schwarzen Kragen, und Min wußte, daß er bereits mehr blutige Schlachten miterlebt hatte als die meisten Männer, die dreimal so alt waren wie er, und doch war er noch ein Junge.

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