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Kriminalgeschichte des Christentums Band 05 - Das 9 und 10 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 05 - Das 9 und 10 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 05 - Das 9 und 10 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Descher
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mir: Wie unseriös! Die Professorin für Hilfswissenschaften der Altertumskunde etc. schaudert's. Schlachterfahren, Schlachtenlenker, Schlachtenglück, Schlachtenruhm, Schlachtentod, das darf man sagen und schreiben, es klingt gut, ist aller Ehren wert, wie die Schlacht selbst! Doch Schlächter ist schlicht unfein.
    Mit »hämischer Schärfe« (150) – so wird mir vorgeworfen – kommentiere ich dann die Alleinherrschaft dessen, den sogar sie des »Byzantinismus« zeiht. »Er zwingt die Kirche unter seine Fuchtel; diese wiederum beugt sich Deschner zufolge gerne und opportunistisch, um zu Geld und Macht zu kommen.« Das aber sei nur »eine bestimmte klar abgrenzbare Gruppe am Hofe ...«
    Nein. Denn die Kirche gelangte durch Konstantin (und seine nächsten Nachfolger)
als ganze
zu eminentem Einfluß, zu Prestige, was unbestritten ist. Überall im Reich jubelten dem Diktator die Bischöfe zu. Ergossen sich seine Gunstbezeigungen doch über die Hierarchen auch ferner Länder, ja kamen dem katholischen Klerus, der nun anerkannten, privilegierten Kaste, insgesamt zugute durch Geld, Ehren, Titel, durch Basiliken und andere Bauten, durch Auflagen-, Steuererlaß, Befreiung von Eidesleistung, Zeugnisabgabe, durch die Erlaubnis zur Benutzung der Staatspost, durch das Recht, letztwillige Verfügungen, Vermächtnisse anzunehmen, ja, der Herrscher trat – wie so viele künftige noch! – den Prälaten staatliche Macht ab, und er entschied freilich auch Fragen des Glaubens. Nicht wenige Oberhirten ahmten an ihren Amtssitzen schon das Gepräge und Zeremoniell der Kaiserresidenz nach. Immer wieder heißt es in den Quellen, »er machte sie geehrt und beneidenswert in aller Augen«, »verschaffte ihnen durch seine Befehle und Gesetze noch mehr Ansehen«, »öffnete mit kaiserlicher Großherzigkeit alle Schatzkammern ...« Und so preisen Konstantin – der sich nicht nur Mit-Bischof, »Bischof für die äußeren Belange« (epískopos ton ektós), sondern, bescheiden, »Unsere Gottheit« (nostrum numen) nannte – bald noch und gerade die größten Kirchenlichter, Ambrosius, Chrysostomos, Hieronymus, Kyrill von Alexandrien.
    Meine Kritikerin aber tadelt, daß »andere in Opposition gehen, wird nicht gesagt« – weil nicht relevant; der ungleich bedeutendere Widerstand der Schismatiker und Häretiker wird seitenlang erörtert. Was hilft's! »Daß die Kirchengeschichtsschreibung als erste ihrem Helden den Beinamen eines ›Großen‹ gegeben hat, ist wieder falsch: Es war der Athener Praxagoras ...« (150). Was heißt hier »wieder« falsch? Und was heißt da »falsch«? Steht bei mir doch korrekt: »die Kirchengeschichte gibt Konstantin den Beinamen ›der Große‹«. Um dies freilich erst falsch zu machen, um mich eines weiteren »Fehlerchens« überführen zu können, schmuggelt Frau Professor R.-Alföldi ebenso unauffällig wie infam die beiden Wörtchen »als erste« ein, die bei mir fehlen!
    Nun spricht nicht alles für mich, was bei mir fehlt: »Offenbar fehlende Forschungstechnik« zum Beispiel, die mir der Herausgeber nachsagt. Frau R.-Alföldi hat sicher jede Menge »Forschungstechnik«. Nicht zuletzt deshalb mißfällt ihr auch meine Polemik. Und besonders polemisch findet sie mich gegenüber Kirche, Militär und Krieg. Indes weder polemisch noch populistisch, nein, fachlich elegant hebt sie an: »Er sieht in dieser Form des Mittragens des Staates schlicht den Verrat an Christus selbst. Seine Tendenziösität gipfelt in der eigens herausgehobenen Wendung: ›Genau dies aber, die Größe des Wütens, die das Verbrechen straflos macht, wurde die Moral der Kirche und blieb es‹« (150 f.).
    Nun ist die stets obszöne Liaison von Thron und Altar, zumal in ungezählten Gemetzeln vom 4. Jahrhundert bis heute, ja nicht ein Produkt meiner »Tendenziösität« (149), sondern grauenhaft genug. Doch wie bei sehr vielen Konformisten vom Fach fließt auch bei ihr kaum Blut, in Wahrheit: kein Tropfen, während sie mir, so scheint's, mit allem Abscheu zuruft: »die Schlachten triefen von Blut« (149) – als würde ich es vergießen!
    Dagegen ignoriert sie, zweifellos mit dem Gros der Historiker-Zunft, die geschichtsnotorische Perversität, die Epoche um Epoche moralisch ad absurdum führt, ethisch gänzlich diskreditiert: die überaus peinliche Praxis, kleine Gangster hängen, große glorifizieren zu lassen. Nichts spezifisch Christliches, gewiß. Schon der afrikanische Bischof, Märtyrer und Heilige Cyprian geißelt dies am Heidentum.

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