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Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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Italien sich verschworen, um mich zu stürzen und sich zu unterwerfen«. Dabei sei dieser doch einst »verwirrt und gedemütigt« zu ihm nach Canossa gekommen, wo er ihm aber »lediglich die Gemeinschaft« wiedergegeben, »dagegen habe ich ihn nicht wieder in sein Königtum, dessen ich ihn in Eurer Synode zu Rom entsetzt hatte, eingesetzt ...«. Eine dreiste Lüge. Denn tatsächlich spricht die Bannsentenz von 1076 (S. 278) nur von Exkommunikation, nicht von Absetzung. Und tatsächlich nennt und behandelt ihn Gregor danach auch wieder als König.
    Jetzt aber ist Rudolf sein Mann, war der doch »bereit, mir in jeglicher Weise zu gehorchen (omnibus modis oboedire)«. Und darum allein geht es. Und sicherheitshalber versäumt Heiligkeit nicht, von Rudolf für »die heilige römische Kirche« ein eidliches Versprechen zu fordern, dessen Text beginnt: »Von nun an und fürderhin werde ich dem heiligen Apostel Petrus und seinem Stellvertreter Gregor, dem derzeitigen Papst, treu sein in aufrichtiger Treue. Und alles was mir der Papst mit den Worten: ›bei wahrem Gehorsam‹ vorschreibt werde ich getreulich beachten, wie es eines Christen Pflicht ist.« 58
    Interessant, beiläufig, die Formulierung »treu sein in aufrichtiger Treue« (fidelis ero per rectam fidem). Denn treu sein allein genügt nicht! Nicht denen, die selbst nie treu sind. Die gewöhnlich zur stärksten Seite übergehen. Ähnlich verhält es sich mit der Wendung »bei wahrem Gehorsam« (per veram obedientiam). Denn Gehorsam allein genügt nicht. (Und ähnlich, denn all dies ist typisch, stellt Gregor für den Gegenkönig die Eidesformel auf, worin dieser sich ihm, Gregor, »in rechter Treue ... getreu erweisen« muß, und natürlich wieder »durch den wahren Gehorsam«).

Herrsch- und Besitzgier eines hl. Papstes

    Bezeichnender noch, wenn auch alles andere als überraschend: der längste Passus des Eides gilt dem Grundbesitz und Zins, den Gütern, den höchst irdischen, worum es den Jenseits-Predigern stets ganz besonders geht – bis heute. »In Betreff der Besetzung der Kirchen und der Länder und des Zinses, die der Kaiser Constantin oder Karl dem heiligen Petrus gegeben haben, und aller Kirchen und Güter, die von irgend welchen Männern oder Frauen zu irgend einer Zeit dem apostolischen Stuhle dargebracht oder gewährt worden sind und sich in meiner Gewalt befinden oder befunden haben, werde ich mich mit dem Papste so vereinbaren, daß ich nicht die Gefahr einer Gottlosigkeit oder der Verderbniß meiner Seele laufe.«
    Er setzt den König ab, er setzt den König ein. Er nimmt dem einen Gewalt und Würde, er gewährt, gestattet, daß ein anderer regiert. Er macht das, er allein, der »Knecht der Knechte Gottes« (servus servorum Dei), wie er in jedem seiner Briefe firmiert, demütig an der Spitze (noch bevor er, der Oberknecht, irgendeinen Unterknecht, Kaiser, König oder Bischof, nennt).
    Doch wie er sich über die ganze Welt setzt, so erhebt er auch die Bischöfe über sie. Handelt nun, ruft er in schwer zu überbietender Megalomanie den Teilnehmern der Fastensynode 1080 zu, »daß alle Welt sieht und erkennt, daß Ihr, wenn Ihr im Himmel binden und lösen könnt, auf Erden Reiche, König-, Fürsten- und Herzogtümer, Markgrafschaften, Grafschaften und aller Menschen Besitzungen einem jeden nach Verdienst nehmen und geben könnt. Denn Ihr habt Patriarchate, Primate, Erzbistümer und Bistümer oft den Schlechten und Unwürdigen genommen und sie kirchlich gesonnenen Männern gegeben. Wenn Ihr aber über Geistliches richtet, was ist dann über Euer Vermögen hinsichtlich Weltlichem zu glauben? Und wenn Ihr über die Engel (!) herrscht und über alle stolzen Fürsten Recht sprechen werdet, was ist Euch dann bei deren Dienern möglich? Alle Könige und alle Fürsten dieser Welt mögen nun lernen, wie groß Ihr seid, was Ihr vermögt, und sie mögen fürchten, den Befehl Eurer Kirche gering zu achten.« 59
    In ungezählten Schreiben spricht Gregor von den Gütern, den irdischen, wie gesagt, ohne verlockende Fingerzeige auf die himmlischen zu vergessen, das gehört zum Geschäft. Und so generös er bei diesen sein kann, so unerbittlich ist er bei jenen, bei den Kirchengütern, wie auch immer man sich die Jahrhundert um Jahrhundert erschlichen, unblutig und blutig ergaunert hat. »Wenn jemand Gut des heiligen Petrus, des Apostelfürsten, wo immer es liegt, sich als Besitz aneignet oder wissentlich Verheimlichtes nicht offenkundig macht oder nicht die von ihm

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