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Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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Heiliger verehrt wird (Fest 8. August).
    Seinerzeit griff auch Abt Udalrich von St. Gallen gegen Abt Eggehard von Reichenau zum Schwert, was sich länger hinzog und noch nicht einmal beendet war, als Udalrich St. Gallen verzweifelt verließ und Abt Eggehard von Reichenau anno 1080 gleich dreimal das gegnerische Kloster erfolgreich stürmte, zuletzt sinnigerweise am heiligen Weihnachtsfest.
    Inzwischen war der Krieg unter gräßlichen Verwüstungen nach Franken getragen worden, dem Hauptkampfplatz der nächsten Jahre, war Rudolf dort im Frühjahr 1078 mit Sachsen und Schwaben eingefallen, und am 7. August kam es bei Mellrichstadt, in der Nähe Schweinfurts, zu einer lang hin- und herwogenden Schlacht ohne eigentliche Entscheidung. »St. Peter ist unser Herr!« war das Feldgeschrei der Sachsen. Und zu den ersten, die sich auf ihrer Seite bereits zu Beginn in die Büsche stahlen, gehörten Erzbischof Werner von Magdeburg, der Bruder des hl. Anno, und Bischof Werner von Merseburg.
    Am selben Tag vernichteten die abgesetzten Herzöge Welf und Berthold am Neckar ein königlich fränkisches Bauernheer, angeblich zwölftausend Mann, die teils getötet, teils mit unmenschlicher Härte entmannt worden sind, was ein Berichterstatter »eine mildere Züchtigung« nennt. Aus Rache jagten die oberdeutschen Bauern flüchtige gregorianische Prälaten, fingen den Mainzer Erzbischof Siegfried ein, der fast gehängt worden wäre, und den Wormser Bischof, plünderten Wernher von Merseburg gänzlich aus und brachten Wernher von Magdeburg samt den ihn begleitenden Geistlichen um. Die Sachsen aber, wohl zu schwach für eine strategische Offensive, kehrten, Thüringen brandschatzend und Gott einmal mehr für den Sieg mit Lobgesängen und vielen Tränen dankend, den heimatlichen Gefilden zu. Dabei verbrannte Rudolf den Ort Schmalkalden.
    Heinrich IV. hielt sich im Spätherbst an Schwaben schadlos und praktizierte dort die Frohe Botschaft auf seine Weise, wenn man dem gegnerischen Hauptbericht glauben darf, den jedoch das königliche Lager teilweise bestätigt.
    So erfuhren die Gotteshäuser wieder viel Aufmerksamkeit. Sie wurden von den »schlimmsten und unmenschlichsten Räubern« häufig um alles gebracht, niedergebrannt, die Altäre zertrümmert, die Reliquien entwendet; schließlich wußte man das Heiligste zu schätzen. Natürlich schleppte man auch jede Menge anderes Sakralgut weg. Beinah hundert Kirchen sollen profaniert, demoliert, auch zu Stallungen, zu Abtritten gemacht worden sein. (Es erinnert wieder an ähnliche, freilich – das ist der Fortschritt – weit umfangreichere, blutig-rabiatere Aktionen der katholischen Kroaten im Zweiten Weltkrieg gegen rund dreihundert serbisch-orthodoxe Kirchen.)
    In Deutschland standen seinerzeit allerdings Katholiken gegen Katholiken. Die Priester seien geschlagen, mit Füßen getreten, ihrer Gewänder beraubt, die Frauen an heiliger Stätte, auch mit tödlichem Ausgang, geschändet (ad usque mortem constuprando) oder in Männerkleidern hinweggeführt worden. Und all dies hätten die Heinrich beistehenden Bischöfe erlaubt oder gar daran teilgenommen. Darunter Erzbischof Udo von Trier, als geborener Graf Nellenburg auch noch selber Schwabe. Und ereilte ihn gleich darauf bei Belagerung der Burg Tübingen auch die göttliche Rache, ein plötzlicher Tod – in der Bistumsgeschichte lebt er als »sehr verehrungswürdiger Mann« fort. 55

Papst Gregor ergreift offen die Partei des Gegenkönigs

    Während in Deutschland der Bürgerkrieg tobte, hielt der Papst sich scheinbar neutral. Sein deutscher Anhang, offensichtlich ein Teil der Bischöfe, sparte nicht mit Vorwürfen gegen ihn. Allmählich fühlte man sich »gleich zur Schlachtbank geführten Schafen«, während er zusah. Wo seine »hochgerühmte Emsigkeit« bleibe, fragte man und vermutete ihn durch »die weichliche Überredung vertrauter Personen« besänftigt. Doch verlangte man Rache, forderte sein Vorgehen »im Namen des Herrn Jesu« gegen einen Mann, dessen Ruhm ja nur Kot und Würmer sei.
    Nun schmerzte es Hildebrand zwar, wie er Anfang April 1079 »König Rudolf und allen, die mit ihm den christlichen Glauben verteidigen«, schrieb, angeblich sehr, daß er »das Reich der Deutschen – bis heute unter allen Reichen der Welt das vornehmste – nun von Brand, Mord und Raub verwüstet, zutiefst erschüttert und gar zugrunde gehen sehe«. Aber er ertrug es tapfer und gab sich unparteiisch. Denn eines Tages wollte er, natürlich »um aller

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