Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert
Mantuaner und Ferraresen, die den halbverhungerten Parmensern Fourage bringen wollten, links und rechts des Po aufknüpfen. 13
Er bekam Parma dennoch nicht. Und wie Parma, wie Mailand, hielt auch Rom, von Friedrich umworben, fest zu Innozenz. Und der gute Heilige Vater hätte dem Land all die blutigen Aktionen für sein Leben gern erspart durch eine einzige blutige Aktion – die Ermordung des Kaisers.
Mordanschläge auf den Kaiser und ungeheurer Papstjubel über seinen Tod
Ob der Plan auf Innozenz allein zurückgeht, läßt sich nicht erweisen, aber intensiv beteiligt, herausragender Komplotteur ist er gewesen. Das blutige Vorhaben, der Anschlag auf das Leben Friedrichs wurde »vom Papst angezettelt« (Kantorowicz), »von päpstlicher Seite angezettelt« (Lexikon des Mittelalters).
Den ersten Wink auf die weitverzweigte Verschwörung bekam man im September 1245 aus dem Kloster Fontevivo, ein schöner Name angesichts der Sache, durch die Entdeckung einiger konspirativer Papiere über die geplante Liquidierung des Kaisers und König Enzios von Sardinien, Friedrichs (außerehelichen) Lieblingssohnes, der vor allem als Heerführer in Italien tätig war. Das Kloster Fontevivo lag nächst Parma, und nach Parma wiesen im folgenden Winter auch die weiteren Spuren, genauer zu der Sippe des Innozenz.
Anstifter der Revolte, an deren Spitze einige der höchsten Würdenträger, Provinzgouverneure und nächsten Vertrauten Friedrichs, auch der Podestà von Parma, Tibald Franziskus, standen, war Bernardo Orlando di Rossi, der Schwager des Papstes; gefördert wurde das Projekt von den in Italien verbliebenen Kardinälen. Doch im letzten Moment, Ende März 1246, einen Tag vor Ausführung des Komplotts bei einem Gastmahl in Grosseto am Südrand der Toskana, warnte Friedrich ein Kurier des Grafen Richard von Caserta, seines Schwiegersohnes. Die Rädelsführer konnten sich noch drei Monate in der kaiserlichen Burg Capaccio halten, dann ließ sie Friedrich, »in schleuniger Rache«, furchtbar verstümmelt, überall zur Schau stellen und unter martialischen Torturen töten.
Die Attentäter, so unterrichtet er selbst Alfons, den ältesten Sohn Ferdinands III. von Kastilien und späteren deutschen König, wurden ihrer Augen beraubt, an Pferdeschwänzen über die Erde geschleift, aufgehängt, in Ledersäcken, zusammen mit Giftschlangen eingenäht, ins Meer geworfen, ins Feuer. Sogar zur Sippenhaftung schritt der Souverän. Wer mit den Verschwörern auch nur im vierten oder fünften Grad verwandt war, sollte geblendet werden und verbrannt. Ergo flogen in Neapel auch zwei Schwestern eines Herrn Perri samt anderen ins Feuer. Nur Tibald Franziskus, allgemein als Rebellenhaupt angesehen, sollte nicht sterben, sollte mit ausgerissenen Augen und verstümmelt durch die Welt geschleppt, vor Völker und Fürsten geführt werden, auf der Stirn befestigt eine bei den Frevlern entdeckte päpstliche Bulle, um jedermann gleich den Inspirator des ausgedachten Stücks zu signalisieren.
So »bewahrte«, schreibt der Kaiser am 25. April 1246 seinem Sohn Enzio, »Unsere Unschuld der Herr vor ihren Händen«.
Nun bewahrte Friedrichs II. Unschuld der Herr immer wieder vor irgendwelchen Händen. Nicht so selten werden Fälle von großer Krudelität tradiert. Bei Majestätsbeleidigungen ließ er an Angeklagten, so bekennt er selbst, erst »nach vielen schweren Foltern die Todesstrafe vollziehen«, zumal der unschuldige Fürst mit geradezu augustinischer Theo-Logik überzeugt war, es sei
»ein Zeichen der Milde, in der Bestrafung derartiger Verbrechen grausam zu sein«.
Innozenz IV. hat seine Mitwisserschaft nie geleugnet, hat vielmehr nach Rom entwichene Rädelsführer gedeckt. Auch ist er nicht der einzige eng in ein Mordvorhaben großen Stils involvierte Papst. Gregor XIII., der seinem »natürlichen« Sprößling Giacomo eine Grafschaft und ein Herzogtum gekauft (»Sein Leben als Papst blieb schlicht und würdig«: Lexikon für Theologie und Kirche), der öffentlich in Rom das Blutbad der Bartholomäusnacht überschwenglich gepriesen, gefeiert hat, er billigte auch den Plan zur Ermordung Königin Elisabeths I. von England und unterstützte ihn persönlich – alles »schlicht und würdig«.
Was Friedrich II. angeht, war die ausgedehnte Aktion vom März 1246 nicht der einzige Anschlag auf sein Leben. Nur wenige Jahre später versuchte auch sein Leibarzt einen Giftmord und wurde gehängt. Und auch dieses heimtückische Projekt führte über Parma zum
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