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Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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deutschen Bürgerkrieg wider die Papstpartei und ihre Gegenkönige gekämpft. Sobald aber seine Position nach Friedrichs Tod schwächer wurde, entschied er sich ohne Zögern, wenigstens das ihm testamentarisch hinterlassene, jetzt durch schwere Aufstände erschütterte sizilische Reich für sich zu retten. Und als er zur Aufrüstung genügend Haus- und Reichsgut verkauft oder verpfändet und Herzog Otto II. von Bayern zu seinem Stellvertreter in Deutschland gemacht hatte, brach er im Oktober 1251 nach Italien auf.
    Ebendahin hatte sich, ein halbes Jahr früher, sein siebenjähriges Lyoner Exil beendend, auch der Papst auf den Weg gemacht. Rhôneabwärts war er über Marseille auf eigens für ihn reparierten Straßen nach Genua gezogen, in seine Vaterstadt, wo er im Mai mit seinen Kardinälen und 80 Bischöfen der Hochzeit eines Neffen beiwohnte, wie sie »nirgends sonstwo gefeiert worden in unseren Tagen, sowohl was die Teilnehmer wie was die aufgetragenen Speisen betrifft, so daß sie das Staunen der Königin von Saba, wenn sie sie gesehen, erregt hätten« (Salimbene). Über Mailand kam der Papst Anfang November nach Perugia, wo er, weil Rom inzwischen zu unsicher, zu unabhängig geworden war, eineinhalb Jahre residierte.
    Da Innozenz IV. aber im Himmel und auf Erden nichts mehr begehrte als die völlige Vernichtung der Staufer diesseits wie jenseits der Alpen, da er sich immer verbissener in den großen Endkampf verstrickte, fand alles andere nur seine reduzierte Aufmerksamkeit, selbst der Kreuzzug König Ludwigs IX., dem der Heilige doch immerhin sechs Jahre (1248–1254) seines Lebens gewidmet hat. 18

9. Kapitel

Ende der Staufer, Aufstieg der Anjou
    »Haß und Angst vor der ›Vipernbrut‹ der Staufer hatten nach Friedrichs II. Tod innerhalb einer einzigen Generation zur Ausschaltung und geradezu Austilgung dieses Geschlechts geführt, das höher als jedes andere emporgestiegen war. Keine deutsche Dynastie fand ein Ende wie die Staufer, in Armut und Bedrängnis, im Kerker, auf dem Schafott und am Galgen ... Innozenz IV. und Alexander IV. hatten sogar den deutschen Fürsten untersagt, ein Mitglied dieses Hauses nochmals zum König zu wählen, und konstatierten damit geradezu eine ›negative Legitimität‹.«
    Walter Koch 1

    »Mit Gut und Blut sollte Frankreich einstehen, um dem Papst das sizilische Königreich zu erobern, darum mußte vor allem der König gewonnen, er mußte überzeugt werden, daß es eine gerechte Sache, eine Sache des Christenglaubens sei.«
    Johannes Haller 2

    »Auf der Suche nach einem zuverlässigen König für die Insel kam man in Rom auf
Karl von Anjou,
Bruder Ludwigs des Heiligen ... Karl war ein rücksichtsloser Gewaltherrscher, der Sizilien regelrecht ausplünderte. Italien drohte zum französischen Protektorat zu werden. Überall gaben die Franzosen jetzt den Ton an. Im Kirchenstaat beherrschten sie die Verwaltung. Eine Reihe von Päpsten dieser Zeit waren Franzosen, von denen einer Karl zum römischen Senator erhob.«
    Karl Kupisch 3

    »Sein olivenfarbiges Gesicht streng und hart; sein Blick finster und furchterregend. Ein rastloser Geist lebte in dieser rauhen Natur; er beklagte es, daß der Schlaf den Taten der Menschen die Zeit verkürze. Er lachte fast nie. Alle Eigenschaften, welche ohne Genie einen ehrgeizigen Krieger befähigen, Eroberer und Tyrann zu sein, besaß Karl in so hohem Maße, daß er sich für die Absichten der Päpste als das passendste Werkzeug darbot.«
    Ferdinand Gregorovius 4

König Ludwig der Heilige – »Muster des katholischen Frankreichs«
    Über Ludwig IX. (1226–1270) haben nicht nur Legendenschreiber viel Erbauliches zusammengetragen, zumal die Heiligkeit hier, freilich auch sonst nicht so selten, hereditär war: schon Mutter Bianca (Blanche de Castille) heilig, und Schwester Elisabeth von Frankreich gleichfalls heilig. Ludwigs Frömmigkeit, sein tägliches Messehören, seine Kniefälle vor Reliquien – lauter echten, versteht sich – werden ebenso gewürdigt wie die Almosen, mit denen er die Elenden seines Reiches überschwemmt, wie die Wohltaten, die er eigenhändig Kranken, sogar Aussätzigen, erwiesen haben soll; nicht zu vergessen seine »Heilkraft gegen Drüsenkrankheiten« (Pierer).
    Ludwig erwarb (1239) ein so kostbares, in jeder Hinsicht teures Stück wie die Dornenkrone Christi, erwarb die hl. Lanze, auch »große« Kreuzesteile. Er errichtete für sie und weitere ehrwürdigste Memorialobjekte an die Passion des Herrn (vgl. III 279

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