Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert
Papst. Denn der in Parma gefangene, von Friedrich hochgeschätzte Leibarzt war von ihm ausgelöst, zuvor jedoch durch den dortigen Papstlegaten für die Beseitigung des Kaisers gewonnen worden. Ob dagegen Petrus de Vinea, Friedrichs einflußreichster Rat, Verfasser vieler glanzvoller, gerade auch ihrer antipäpstlichen Tendenz wegen bis in die Zeit der Reformation, der Aufklärung stark fortwirkender Briefe und Manifeste des Kaisers, mit dem Mordversuch zu tun hat, ist unklar und unerwiesen. Der Monarch ließ Petrus im Februar 1249 verhaften, ins Verlies der Reichsburg San Miniato werfen und Ende April wegen Verrat und Bestechlichkeit blenden. Möglicherweise hatte er geheime Kontakte zum Papst, möglicherweise starb er darauf durch Selbstmord, indem er, wie einige Quellen überliefern, an der Kerkerwand seinen Kopf einrannte. Wie auch immer, bei dem Attentatsversuch des kaiserlichen Leibarztes war »eindeutig die päpstliche Kurie der Urheber; es gibt hier keine Beschönigung und keine Entschuldigung« (Heinisch).
»Seht, der Herr Papst«, schrieb Friedrich selbst, »den das Reich unter Meinen großen Vorgängern aus dem Nichts erhoben und reich gemacht hat, sucht dasselbe Reich zu vertilgen und Mir, dem Lenker des wankenden Reiches, den Untergang zu bereiten.« Offen klagt er Innozenz an, »um verschwenderischen Sold im Herzen Unserer Hofhaltung Verschwörer zu Unserer Ermordung« gekauft zu haben, während die päpstliche Seite verbreitete, der Kaiser habe »die Ermordung des Papstes ins Werk gesetzt«.
Friedrich aber verkündete im Frühjahr 1249 in einem Manifest an die Könige und Völker einmal mehr »die furchtbarste, in aller Welt unerhörte Niedertracht«: »Kürzlich nämlich – Wir sagen es voll Bestürzung, und noch die Mitteilung macht Uns bestürzt – hat dieser Priester, dieser große Hüter, der friedfertige Lenker Unseres Glaubens, nicht zufrieden mit den zahllosen Anschlägen und ehrlosen Aufwiegelungen, mit denen er, wie alle Welt sieht, über die Regel seines Standes hinaus, ja selbst gegen Gott in Wort und Werk Uns überall öffentlich anfeindet, versucht – welche Schande! – durch geheime Anschläge Unser Leben zu vernichten. Und mit Unserem Leibarzt, der seinerzeit in Parma eingekerkert war, hat er durch seinen Legaten, der bei einer derartigen Verhandlung als Vermittler auftrat, unmenschlich und ruchlos ausgemacht, daß dieser Uns nach seiner Rückkehr in Form eines Heiltrankes Gift zu trinken gebe ... Seht nun also, wie Uns Unser teuerster Vater liebt! seht den löblichen Eifer und die Sorge des Hirten! seht die würdigen Werke des Fürsten der Priester!« 14
»... und die Sache Gottes«
Inzwischen war der geplante Großangriff des Papstes im Frühjahr 1246 zusammengebrochen, noch bevor er recht begonnen. Von Sizilien, wo päpstliche Legaten und Truppen hätten einrücken sollen, bis in den Norden hinauf hatte man nicht nur den Kaiser, sondern die Staufer überhaupt, die »Vipernbrut«, um die Herrschaft bringen wollen. Aber nach dem gescheiterten Attentat war der intendierte Aufstand unterblieben, abgesehen von einem blutig zurückgewiesenen Vorstoß Kardinal Rainers mit einem päpstlichen Heer in die Mark Ancona.
Friedrichs Kräfte schienen in der Gefahr noch zu wachsen. Er forderte König Enzio auf, mannhaft und eifrig die »lombardischen Rebellen« zu unterdrücken. Und auch er wollte nach Italien eilen, »um die Reste Unserer Empörer mit dem unerbittlichen Hammer Unserer Macht zu zerschmettern«. Doch obwohl ihm verschiedene Ereignisse zum Vorteil gereichten, erschien ihm selbst die Lage nicht so günstig, suchte er wiederholt Versöhnung mit dem Papst, woran dieser offensichtlich gar nicht dachte. Seit längerem widersprach er Friedensgerüchten energisch, forderte er von den englischen Bischöfen Truppenkontingente, offensichtlich Soldaten auch von französischen Prälaten. In Lyon ließ er 1247 ein Heer ausrüsten, das unter Kardinal Oktavian Ubaldini in Italien operieren sollte. Ringsum schürte er die Rebellion und sandte Legaten aus, »die Sache Gottes« siegreich zu vollenden, das heißt, den Staufer und alles Staufische für immer in die Hölle zu schicken, Friedrich, den Friedensstörer, den »unbändigen Fürsten der Pestilenz«, den »Vorläufer des Antichrist, wilder als jedes wilde Tier, herodischer als Herodes«. 15
Dabei stand es um 1250 nicht gar so glänzend mit der »Sache Gottes«.
Ein Kreuzzug – diesmal mit dem französischen König Ludwig IX. dem
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