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Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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Heiligen an der Spitze – war kläglich verloren, das Königreich Sizilien, was immer dort Innozenz an Geistlichem und Weltlichem geboten und aufgeboten hatte, keinesfalls gewonnen worden, auch der da angeblich so scheußlich traktierte Klerus nicht übergelaufen. Im nördlichen Italien erzielte Friedrichs Kriegsvolk Fortschritte. Und in Deutschland, wo längs des Rheins verheerende Plünderungszüge tobten, Konrad IV. die Besitzungen der Bischöfe von Straßburg, Speyer, Mainz ruinierte, besiegte dieser im August 1250 auch seinen neuen Gegenkönig, den Grafen Wilhelm von Holland.
    Doch noch bevor das Jahr endete, überraschte eine fiebrige Darmentzündung den Kaiser auf der Jagd in Apulien, in der Nähe von Lucera. Man brachte ihn zum Castel Fiorentino, wohl nie zuvor von ihm besucht, jetzt erstmals in den Quellen erwähnt, und nach kurzer Krankheit starb hier Friedrich II. am 13. Dezember 1250, umgeben von einigen Getreuen; darunter sein achtzehnjähriger unehelicher Sohn Manfred, ihm damals wohl der nächste seiner Söhne, sein Schwiegersohn Richard von Caserta, sein alter Freund Erzbischof Berard von Palermo, den er eigens noch hatte hinzurufen lassen, sowie einige Großhofrichter, Notare, sein Arzt Johann von Procida.
    Im Dom zu Palermo fand Friedrich neben Roger II. und seinen Eltern Heinrich VI. und Konstanze endlich Ruhe, die letzte, wie man oft meint. Der geistliche Chronist Salimbene schrieb, man habe den einstigen Kaiser nicht überführen können »wegen des furchtbaren Gestanks, den seine Leiche ausströmte«, ein so unerträglicher Gestank, wie er mit dem 2. Makkabäerbuch, Kapitel 9, behauptet, daß »Maden wuchsen aus dem verfluchten Leibe und er verfaulte mit großen Schmerzen, daß ganze Stücke von seinem Leibe fielen und stank so übel, daß niemand vor dem Gestank bleiben konnte« – »Wort für Wort« habe sich das »an Friedrich erfüllt«.
    Doch derart diffamiert der Klerus durch alle Jahrhunderte ihm auf den Tod Verhaßte. Und nachdem Mönch Salimbene den Entseelten seitenlang geschmäht, einen Fürsten, der einst sogar brieflich für ihn bei seinem Ordensgeneral eintrat, schloß er bezeichnend: »Und – um es kurz zu machen – wäre er ein guter Katholik gewesen ..., so hätte er wenige seinesgleichen unter den Herrschern der Welt gehabt.« 16
    Interessant, daß der Sterbende das Erbfolgeprinzip ganz selbstverständlich voraussetzte, als er zum Erben des Imperiums und des sizilischen Reiches seinen Sohn Konrad bestimmte. Sollte dieser ohne Söhne sterben, sollte Carl Otto Heinrich herrschen, dann Manfred.
    König Konrad wäre damals dem Vater fast in den Tod gefolgt. Denn als er 1250 in Regensburg einen Konflikt zwischen den staufertreuen Bürgern und ihrem Oberhirten schlichten wollte, ließ der Bischof auf den in der Nacht zum 29. Dezember im Kloster St. Emmeram schlafenden König einen Mordanschlag machen, dem dieser nur durch viel Glück entging, während zwei seiner Vertrauten getötet und drei gefangen fortgeschleppt worden sind.
    Zwei tote Staufer in zwei Wochen – zuviel wohl des göttlichen Gnadenerweises. Der Papst mußte sich mit dem Hingang seines Hauptfeindes begnügen, gewiß schon allein Grund genug für jederlei Hochstimmung, Jubel. »Es freue sich der Himmel und jauchze die Erde«, frohlockte er. »O Tag der Freude und ungeheurer Fröhlichkeit! O willkommener Tod, erwünschter Tod!« Denn nun sah er, der originelle Rhetoriker, »das schreckliche Ungewitter« sogleich »in sanften Tauwind verwandelt«, sah er Sizilien, das »erhabene Königreich«, jäh »der harten Knechtschaft entronnen«, »das Joch Pharaos abgeschüttelt, die Folter Neros überstanden ...« Ja, jetzt war die Reihe an ihm, jetzt wollte er notfalls selbst das regnum mit starker Militärmacht an sich reißen. Alle anderen aber, die »ihre räuberischen Hände« nach der kostbaren Beute streckten, bedrohte er mit Ausschluß. 17
    Dies galt besonders Konrad IV.
    Der Sproß des Kaisers aus seiner Ehe mit Isabella von Brienne, Erbin des Königreichs Jerusalem (S. 229), hatte seine ersten Lebensjahre im sizilischen Reich verbracht. Im Februar 1237, neunjährig, war er in Wien zum deutschen König und künftigen Kaiser gewählt, wenige Monate darauf in Speyer durch weitere, in Wien nicht anwesende Fürsten bestätigt worden, doch auch hier ungekrönt geblieben. So führte er von da an den Titel »in Romanorum regem electus«.
    Seit 1241/1242 hatte Konrad für die Erhaltung des staufischen Königtums im

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