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Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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Konrad von Hochstaden (1238–1261), aus dem Geschlecht der Grafen Are, einem der mächtigsten Deutschen.
    Konrads ganzer Episkopat war gezeichnet von Territorialkonflikten: Kämpfen mit seinen regionalen, seinen westfälischen, rheinischen Gegnern, seinen eigenen Diözesanen, Fehden über Fehden, Fehden mit Limburg, mit Sayn, Brabant, Jülich, Bayern, mit dem Bischof Simon von Paderborn. Ja, der Mann Gottes, der Wilhelm von Holland vor einigen Jahren gewählt und in Aachen gekrönt hatte, machte auf ihn, da er ihm zu unbequem, zu selbständig wurde, einen Mordanschlag. Im Januar 1255 ließ er das Neußer Haus, in dem Wilhelm und der päpstliche Legat gerade weilten, in Flammen aufgehn, wobei beide dem Attentat nur knapp entrannen. War doch auch unlängst erst, im Oktober 1252, der König in Koblenz einem Überfall entkommen, dem viele seines Gefolges erlagen. Als Anstifter verklagte Wilhelm damals – den Erzbischof von Trier. Doch trat – der Erzbischof von Köln für ihn ein. Und dieser wilde Krieger, dieser »Blutmensch«, unter seinesgleichen begraben im Kölner Dom, war zeitweise Legat des Papstes, Werkzeug des Papstes, wie auch der Gegenkönig Werkzeug des diesmal 30000 Mark zum edlen Tun opfernden Pontifex war, der alles tat, die staufische »Vipernbrut« auszurotten.
    Unter solch christlichen Brüdern konnte Wilhelm seine Position am Niederrhein nur mühsam festigen, nur da und dort staufertreue Städte gewinnen, Überläufer, Verbündete durch Reichsgut, durch Geldversprechen an sich ziehen oder Dörfer, Klöster, Besitzungen des Gegners ausplündern und niederbrennen. Für entscheidende Aktionen reichten seine Kräfte nicht, gewiß auch nicht die seines Gegners. Erst seit des Kaisers Tod und Konrads IV. Abzug nach Italien, um kurz vorauszublicken, konnte Wilhelm, gestützt auf päpstliches Gold, einige Erfolge verbuchen. Doch, wie Konrad, starb auch er früh und unerwartet. Mit 28 Jahren, am 28. Januar 1256, versank er nahe Alkmaar auf einem Winterfeldzug gegen die Westfriesen unerkannt samt Pferd in einem Sumpf. 11

Parma – Friedrichs II. größte Niederlage

    Schlimmer als in Deutschland tobte in Italien der Bürgerkrieg, wo zwar die Gegenkönige keine Rolle spielten, aber der Endkampf zwischen Kaiser und Papst sich entscheiden mußte. »Und so herrschte ein überaus heftiger Krieg in jenen Zeiten, der viele Jahre dauerte; und man konnte weder pflügen noch säen, noch ernten, noch Weinbau treiben, noch Weinlese halten, noch auf den Villen wohnen. So vor allem in Parma, Reggio, Modena und Cremona.« Dazu nahmen Straßenräuber, Diebe, Plünderer überhand, die »die Leute einfingen und in den Kerker warfen, damit sie sich für Geld loskauften, und die Ochsen wegtrieben, um sie zu verzehren oder zu verkaufen. Und wenn jene sich nicht loskauften, so hingen sie sie an Händen und Füßen auf, rissen sie ihnen die Zähne aus und steckten ihnen Kröten in den Mund, um sie zu schnellerem Loskauf zu zwingen – was für jene ekliger und scheußlicher war, als der Tod selbst« (Salimbene von Parma). 12
    Friedrich hatte zuletzt stark gerüstet. Städte konnten gehalten, konnten erobert werden, Florenz fiel an den Kaiser, endlich auch das lang umkämpfte Viterbo. Dagegen war Mailand im Herbst 1245 von dem päpstlichen Legaten Gregor von Montelongo, später Patriarch von Aquileja, versiert verteidigt, trotz eines Zangenangriffs im Norden und Süden zugleich nicht zu nehmen gewesen. »Denn er [der Papstlegat] war ein hochgemuter Mann und erprobt im Kriege, und besaß ein Buch über die Kunst und die Listen der Kriegführung; er verstand Schlachten und Kriege zu leiten und kannte trefflich alle Listen und Ränke. Er wußte, wann man Ruhe halten, wann gegen den Feind losbrechen sollte«, wonach Salimbene viele Bibelstellen über die richtige Erkenntnis des Augenblicks und die sogenannte Kriegskunst folgen läßt.
    Mitte Juni 1247 ging auch das kaiserliche Parma, strategisch hochbedeutsam, an die Guelfen verloren. Aus Parma verjagte Papstverwandte gewannen die Stadt zurück, worauf sich die Guelfen fast ganz Italiens erhoben, und alle noch so großen persönlichen Anstrengungen Friedrichs, Parma, durch Gregor von Montelongo wieder so verwegen wie trickreich verteidigt, zu gewinnen, blieben erfolglos. Das mag des Staufers Wut gesteigert haben. Er ließ ertränken, erhängen, enthaupten. »Der Kaiser«, berichtet wieder der selbst aus Parmas reicher bürgerlicher Oberschicht stammende Franziskaner Salimbene in seiner

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