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Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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Krieg führen zu können. Er hatte die Mitteilung von seiner Berufung zum Papst als Kreuzfahrer bekommen und ist auch danach stets Kreuzfahrer geblieben: »der letzte Kreuzzugspapst« – obwohl man noch im 20. Jahrhundert Kreuzzüge führt. Gregors erste Amtsmaßnahme war ein Aufruf zugunsten der Kreuzfahrer in Syrien. Im Winter 1273 ließ er sich Vorschläge zu einer volkstümlicheren Kreuzzugspropagierung unterbreiten. Und auch auf dem Konzil von Lyon 1274 lockte er mit seiner Lieblingsidee. Dreizehn Könige hatte er geladen, einer kam, Jakob von Aragón, »ein prahlerischer alter Säbelraßler«. Er interessierte sich zwar wirklich. Doch Gregors Pläne waren ihm zu weltfremd: sechs Jahre sollte kein christliches Schiff einen muslimischen Hafen anlaufen. Und ein neuer Kreuzzugszehnt konnte das kaum attraktiver machen. Während seines ganzen Regiments wünschte er nichts sehnlicher als die bewaffnete Orientfahrt, und bis zu seinem Tod diktierte er Brief um Brief, um sie zu bekommen – alles vergeblich. 4
    Seinen Kriegsplan suchte der »nur auf Friede und Versöhnung bedachte« Papst (Kühner), erst wenige Tage vor seiner Erhebung in Rom zum Priester geweiht, auch durch einen neuen teutonischen Fürsten zu fördern, dessen Königswahl er mit Erfolg betrieb, dessen Kaiserkrönung ihm sein früher Tod versagte.
    1272 war Richard von Cornwall, einer der zwei Rivalen um den deutschen Thron, gestorben, und Alfons von Kastilien forderte von Gregor die Anerkennung als römischer König sowie seine Krönung als Kaiser. (Es war auch das Jahr, in dem der letzte noch lebende Sohn Friedrichs II., der ihm äußerlich und charakterlich ähnliche, allseits als schön, gebildet, tapfer gerühmte König Enzio von Sardinien, im Bologneser »Palazzo di re Enzo«, wie das Haus bis heute heißt, nach mehr als 22jähriger Haft und vielen melancholischen Versen verschied – noch 1909 Italiens großen Lyriker Giovanni Pascoli zu seinen »Canzoni di Re Enzo« inspirierend.)
    Während der Thronvakanz 1272/1273 hatte Gregor X. insgeheim mit den deutschen Kurfürsten kontaktiert, mit einem Kolleg, auf das im 13. Jahrhundert das aktive Königswahlrecht begrenzt worden war. Vom Papst gedrängt, wählten die Herren am 1. Oktober 1273 in Frankfurt unter Führung Werner von Eppsteins, des Mainzer Kirchenhauptes, nach einigem Schwanken unisono – doch gegen die böhmische Kurstimme – Rudolf, den Grafen von Habsburg und Landgrafen des Elsaß, zum König; und am 24. Oktober wurde er im Aachener Münster vom Kölner Erzbischof Engelbert II., Grafen von Kleve, gesalbt und gekrönt.
    Es war dies, trotz päpstlicher Gunst, ein wenig glücklicher Pfaffenfürst, ständig im Kampf um die Stadtherrschaft mit den eigenen Diözesanen, die ihn 1263 gefangensetzten, aber auch in Fehden mit Territorialherren des Umlands, insbesondere mit dem Grafen von Jülich. Und auch er sperrte Engelbert (nach der Schlacht bei Zülpich) 1267 bis 1271 auf Burg Nideggen ein, wonach man 1278 freilich Graf Wilhelm von Jülich und zwei seiner Söhne in Aachen erschlagen und der nachfolgende Kölner Bischof die Stadt Jülich – zum erstenmal von einem Vorgänger schon 1239 zerstört – noch einmal zerstört hat.
    Warum man den Habsburger gewählt, ist umstritten. Doch weshalb sollte der von Otakar gemachte Vorwurf, die Fürsten hätten sich aus Eigennutz für den schwächeren Thronprätendenten entschieden, »unsachlich« sein? Hätte man hier denn zum erstenmal einem energischeren Herrscher den bequemeren vorgezogen? Gewöhnlich ging den Herren ihr Egoismus doch über alles. Ein »kleiner König« konnte ihnen nur willkommen sein. 5
    Wie schon sein Vater Graf Albrecht IV., der auf einem Kreuzzug starb, war auch Rudolf von Habsburg (die Familie ist seit dem 10. Jahrhundert nachweisbar), trotz zweimal verhängten Bannes, ein unverbrüchlicher Gefolgsmann der Staufer gewesen. Friedrich II. hatte ihn aus der Taufe gehoben, später weilte er manchmal am Hof des Regenten in Italien, bekam auch Zuwendungen von dessen Sohn Konrad IV. und begleitete den Enkel Konradin noch bis Verona, bis zum Ende der Staufer ihre Grundsätze vertretend. Dann allerdings beteuerte er gleich nach seiner Inthronisation dem Papst: »Ich ankere meine Hoffnung fest in Euch und stürze zu den Füßen Eurer Heiligkeit nieder, flehentlich bittend, Ihr möget mir in meiner übernommenen Pflicht mit wohlwollender Gunst beistehen und das kaiserliche Diadem mir huldvoll zuerteilen.«
    Demgemäß ließ Rudolf auch

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