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Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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bald durch seinen Kanzler die der Kurie bereits von früheren Kaisern, von Otto IV. und Friedrich II., gemachten Zusagen beeiden, auch versichern, nie das Territorium der Päpste und ihrer Vasallen, zumal Karls von Anjou, anzutasten. Der Schwurakt geschah auf dem von über 250 namentlich bekannten Bischöfen besuchten Zweiten Konzil von Lyon 1274. Die Gesandten Alfons' X. des Weisen von Kastilien (1252–1284), des anderen Thronanwärters, wurden abgewiesen, die des inzwischen gekrönten Rudolf aufmerksam empfangen. Man brauchte den König für den beabsichtigten großen Kreuzzug, an dessen Spitze er als Kaiser und Schirmherr der abendländischen Christen stehen sollte. Galt dem »subsidium Terrae Sanctae«, dem »passagium generale« doch hier wie stets die Hauptsorge des Heiligen Vaters, der auch selbst in den so sehr ersehnten Krieg ziehen, der sogar die Mongolen einspannen, mit dem mongolischen Ilchane-Reich den die Kreuzfahrerstaaten bedrängenden Sultan Baibar von Ägypten (1260–1277) bekämpfen wollte. 6
    Gewiß erwartete der Papst von der Wahl des Habsburgers nicht nur eine Hilfe für den Kreuzzug, sondern auch eine Stärkung der eigenen Position wider die ständig wachsende Macht des Anjou in Mittel-und Oberitalien. Der Provenzale konnte sich auf sein Senatorenamt in Rom ebenso stützen wie auf den Titel eines Reichsvikars in der Toskana. Doch reichten seine Ambitionen darüber hinaus, begehrte er ein Großreich im östlichen Mittelmeerraum, vor allem die Eroberung von Byzanz, gegen das er schon jahrelang rüstete. Seit dem 27. Mai 1267 hatte er auch Geheimverträge mit Kaiser Balduin, der ihm das Fürstentum Achaia abtrat gegen die Stellung von 2000 Rittern »binnen sechs oder sieben Jahren« für die Einnahme Konstantinopels; ein Versprechen, das der Angiovine bei seinem Tod noch nicht eingelöst hatte. Im Dienst dieser Ostpolitik standen auch diverse Eheverbindungen seiner Kinder mit Verbündeten, darunter mit dem Monarchen Ungarns. Und 1272 wurde Karl König von Albanien. 7
    Die Aggressionspläne des Anjou waren allerdings mit Gregors eigenen politischen Projekten unvereinbar, besonders mit seinem Kreuzzugsvorhaben und der Kirchenunion, seit dem Schisma 1054 stets vergeblich erstrebt. Doch verständigte er sich deshalb mit Kaiser Michael VIII. Palaiologos (1259–1282), der so Karls Konstantinopel-Träume zu vereiteln suchte. Wurde aber die Einheit mit der griechischen Kirche gegen Karls Sträuben wenigstens kurz und formell auf dem Konzil von Lyon hergestellt, die Anerkennung des römischen Kredos und römischen Primats erreicht (worauf freilich der protestierende Patriarch Joseph und Beichtvater des Kaisers verbannt ans Schwarze Meer verschwand), blieb Gregors Hoffnung auf den Kreuzzug wie auf Rudolfs Kaiserkrönung unerfüllt.
    Zu einem lang geplanten Treffen beider kam es auf der Rückreise des Papstes von Lyon im Oktober 1275 in Lausanne. Der Habsburger versprach hier selbst noch einmal feierlich unter Eid, alle Privilegien und Besitzungen der Kurie zu sichern und wiederherzustellen, versprach ihr auch bei Verwicklungen in Kriege seinetwegen finanziellen Beistand, ebenso Freiheit der Bischofswahlen und Appellationen nach Rom. Und natürlich schloß er jede Vereinigung des unteritalischen regnums mit dem Reich für immer aus. Da Rudolf, nach wiederholten Verschiebungen, nun endgültig am 2. Februar 1276 zum Kaiser gekrönt werden sollte (mit Bezahlung der Reisekosten durch den Papst, 12000 Mark Silber, worauf der Habsburger »schamrot«, sagt er selbst, noch weitere 3000 Mark erbat), da Rudolf samt anwesenden Fürsten und Rittern auch gleich das Kreuz nahm, mochte Gregor guten Mutes sein, als er über die Alpen nach Rom weiterzog: doch starb er nach einem Fieberanfall am 10. Januar 1276 in Arezzo, wo noch heute im Dom sein Grabmal steht. 8

Nikolaus III. und der Nepotismus

    Die jeweils nur kurz regierenden nächsten Päpste begünstigten wieder mehr oder weniger Karl von Anjou.
    Innozenz V. (21. Januar–22. Juni 1276), vordem Pierre de Tarentaise aus der Diözese Lyon, der erste Dominikanerpapst, engagierte sich so schnell und sehr für den Angiovinen und so entschieden gegen Rudolf, daß ihm der dankbare Freund in der Lateranbasilika ein Grabmal aus Porphyr erbauen ließ. Aus dem folgenden Konklave in Rom, dessen Teilnehmer Karl massiv beeinflußt hat, ging gleichwohl kein Gallier, sondern Hadrian V. hervor (11. Juli-18. August 1276). Er war ein Neffe Innozenz' IV., der ihn auch zum Kardinal

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