Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert
meine Hoffnung fest in Euch und stürze zu den Füßen Eurer Heiligkeit nieder, flehentlich bittend, Ihr möget mir in meiner übernommenen Pflicht mit wohlwollender Gunst beistehen und das kaiserliche Diadem mir huldvoll zuerteilen.«
Rudolf I. von Habsburg 1
»Er was ein gepaurischer man an der persone und het neur ain auge und gar einen unwirdischen anplich. Er was gar geitich nach gut, daz er doch dem reich niht zufügte, wan neur sinen chinden, der er vil het.«
Sächsische Weltchronik. Erste Bairische Fortsetzung; über Albrecht I., Sohn Rudolfs 2
»Denn hinter dem Gelde laufen sie alle her. Um Geld zu bekommen, verdingen sie sich heute an den König von Frankreich, morgen an den von England, übermorgen an den Herrn von Mailand und überübermorgen an die Republik Venedig. Ist es doch sogar vorgekommen – die Beweise liegen urkundlich im Pariser Archiv –, daß eine ganze Koalition westdeutscher Fürsten, geführt von König Adolf von Nassau, unter Bruch der geschworenen Eide und trotz empfangener Hilfsgelder den König von England im Stiche ließ, als der Franzose mehr zahlte ... In solchen Zügen – die Beispiele ließen sich vermehren – spricht sich immer wieder das eine aus: die Fürsten haben Sinn nur für ihre eigensten Angelegenheiten und ihren persönlichen Vorteil; das Ganze und sein Wohl gilt ihnen nichts.«
Johannes Haller 3
Rudolf von Habsburg stürzt dem Papst zu Füßen
Über die Päpste in den letzten Jahrzehnten des 13. Jahrhunderts schreibt der Jesuit Hertling: »Alle diese Päpste waren höchst würdige Männer, einige werden als Heilige verehrt.« Nach dem katholischen Historiker Seidlmayer aber liegen die Päpste in diesen Jahrzehnten mit ihren eigenen Ländern fast ständig im blutigen Kampf. Doch vielleicht ist das ja gar kein Widerspruch.
Clemens IV. war 1268 in Viterbo gestorben, und es dauerte fast drei Jahre, die längste Sedisvakanz seit nahezu einem Jahrtausend, bis endlich der Heilige Geist die tief entzweiten Kardinäle den neuen Stellvertreter Christi finden ließ, wobei auch eine von erbosten Viterbesen angedrohte Hungerkur mithalf. Man hatte den Lütticher Archidiakon Tedald aus Piacenzas Visconti-Familie erwählt, der derzeit noch auf einem Kreuzzug in Palästina für das Reich Gottes stritt und sich dann Gregor X. (1271–1276) nannte.
Nicht nur für Hertling war er »ein vortrefflicher Papst«; fast allgemein haftet ihm der Ruf eines gerechten, uneigennützigen Mannes an. Dabei hat er, wie üblich, seine Verwandten mit lukrativen Posten in der Kurialbürokratie und im Kirchenstaat bedacht, hat er zwei Neffen nebst seinem Leibarzt zu Kardinälen kreiert. Und wenigstens ein Beispiel noch mag den Vortrefflichen beleuchten, die Restitution des Erzbischofs Heinrich von Trier.
An der Mosel beanspruchen 1259 zwei Nebenbuhler den altehrwürdigen Stuhl. Alexander IV. läßt sie, zu seinem großen Vorteil, zwei Jahre lang aneinandergeraten und übergeht dann beide. Statt ihrer wird der Dechant von Metz, Heinrich von Finstingen, Erzbischof, da er dem Papst Rückzahlung der enormen Schulden beider Kampfhähne verspricht. Der neue Oberhirte stürzt sich gleich in allerlei militärische Aktionen, wobei er die Abtei St. Matthias so verwüstet, daß deren Mönche fast lebendig verbrannt worden wären. Erzbischof Heinrich wird der Simonie, des Meineids, des Totschlags angeklagt. Urban IV. beauftragt 1261 die Bischöfe von Worms, Speyer und den Abt von Rodenkirchen mit der Untersuchung des Falls. Der Erzbischof besticht sie, die Untersuchung unterbleibt. 1262 schickt Urban eine weitere Kommission, zwei Franziskaner. Unter Androhung des Kirchenbanns befiehlt er ihnen, die Sache zu prüfen. Aber ihre eigenen Oberen verbieten dies bei Strafe der Einkerkerung. Schließlich sind sie froh, ihr Leben durch die Flucht zu retten. Nun spricht Clemens IV. die Suspension des Trierers aus. Doch zieht sich der Streit noch Jahre hin, bis 1272. Dann bekommt Heinrich das Bistum zurück, und zwar ohne jeden Abschluß der Causa: er hatte der Kammer Gregors die Riesensumme von 33000 Mark Silber bezahlt – und war, beiläufig, immer noch wohlhabend genug, 1273 der Krönung des Habsburgers mit einem Gefolge von 1800 Bewaffneten beizuwohnen.
Schon Albert Hauck stellte fest, daß die kuriale Verwaltung unter Gregor X. nicht besser war als unter seinen Vorgängern.
Entsprechend verhält es sich mit seiner oft gerühmten Friedensliebe. Wie so viele Heilige Väter suchte auch Gregor Frieden, um
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