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Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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das vielumstrittene Viterbo. Eine Urkunde war für ihn jetzt bloß Papier, der Papst könne sie im Kasten behalten. Er lachte und verachtete den gierigen Oberhirten wohl zutiefst, der für die Kaiserkrone möglichst viel erraffen, der Gegengaben wollte, obschon die Krönung doch »gratis« sei.
    Angesichts der geeinten Fürsten, der überlegenen deutschen Waffen, zuckte Innozenz zurück und krönte den Welfen am 4. Oktober 1209 in St. Peter zum Kaiser. Rom selbst betrat Otto, gleich den meisten deutschen Imperatoren, gar nicht. Und bereits am nächsten Tag mußte er, ein offenbarer Schimpf, auf päpstliche Weisung das römische Gebiet verlassen, nicht ohne daß es beim Auszug, wie schon beim Einzug, zur üblichen »Krönungsschlacht« mit blutigen Verlusten auf beiden Seiten kam. Papst und Kaiser sahen einander nie wieder. 36
    Die Differenzen, um es schonend zu sagen, wurden zwischen den Häuptern der Christenheit im 13. Jahrhundert immer größer. Um so erstaunlicher, als gerade die Zeit der Kreuzzüge, in die wir jetzt immer mehr geraten, weit- und kirchenpolitisch gesehen, doch so besonders glücklich war, geradezu die »Blütezeit religiösen Lebens und kirchlicher Gesinnung«, wie Theologe Bernhard Ridder, einst Generalpräses des internationalen Kolpingwerkes, mit Imprimatur und in Übereinstimmung mit ungezählten christlichen Forschern betont. War ja überhaupt »für die gesamte Kreuzzugsbewegung eine besondere religiöse Wärme und liebevolle kirchliche Gesinnung und Begeisterung in der Gesamthaltung des abendländischen Volkes die unbedingt notwendige Voraussetzung«.
    Dabei verschweigt der Katholik keinesfalls, daß »bei einzelnen« Kreuzzugsteilnehmern »auch unedle Motive ... mitgespielt haben«, aber selbstverständlich – »wie bei allen menschlichen Massenunternehmungen«. Man denke nur an die Hitler-, die Stalinära, nach der und in der Ridder seine dreibändige »Geschichte der katholischen Kirche« schrieb. Nein, »unedle Motive« bei »einzelnen«, das ging unter in der allgemeinen tiefen religiösen Begeisterung. Denn, belehrt uns der Autor: »Die religiöse Liebe und Begeisterung will Taten der Liebe setzen, möchte Orte schauen, die durch die Gegenwart des Heilandes geheiligt wurden, möchte andachtsvoll den Boden küssen, der mit dem kostbaren Erlöserblut benetzt wurde, möchte liebevoll den Kalvarienfelsen umarmen, möchte aus dankerfülltem Herzen beten in der Grabeshöhle, in welcher einst himmlische Boten den staunenden Frauen die Worte zuriefen: ›Er ist auferstanden, er ist nicht hier!‹«
    Ebendieses Gefühles freilich, »er ist nicht hier«, kann man sich gerade auch bei der Betrachtung des 13. Jahrhunderts nicht erwehren, wo es, nach der »klassischen« Zählung, vier weitere Kreuzzüge gab, den Vierten, Fünften, Sechsten, Siebten Kreuzzug, doch auch »bewaffnete Wallfahrten« bisher ganz unbekannter Art. 37

3. Kapitel

»Das großartigste Epos«. Kreuzzug aller Orten.
Der Vierte Kreuzzug (1202–1204). Kreuzzüge in Spanien.
Der Kinderkreuzzug (1212)
    »Innozenz III. schließlich hat den Kreuzzugsgedanken in Kriegen gegen alle möglichen Feinde verwendet. Seit Beginn seines Pontifikats bemühte er sich um einen neuen Kreuzzug in den Orient. Den Kreuzzugsablaß versprach er für den Kampf gegen Markward von Annweiler, der die päpstlichen Rechte in Sizilien bedrohte, und für die Bekämpfung der häretischen Albigenser. Die Eroberung des christlichen Konstantinopel durch das Heer des vierten Kreuzzugs hat er nachträglich gebilligt, den Heidenkrieg auf der Iberischen Halbinsel als Kreuzzug gewertet, und er hat erlaubt, ein Kreuzzugsgelübde in Kämpfen in Livland zu erfüllen. Kurz: Kreuzzug aller Orten.«
    Ernst Dieter Hehl 1

Unrat auf religiösem Duft?
    Im 13. Jahrhundert begann die große Zeit der Kreuzzüge von Christen gegen Christen: gegen griechische Christen (1203/1204), gegen die Albigenser (1209/1229), gegen Serben (1227/1234), gegen die Stedinger Bauern (1234). Auch gab es vordem schon kleinere Züge gegen Christen, etwa beim Wendenkreuzzug 1147 (V 476 ff.), als man vor allem die slawischen Vororte Dobin, Demmin, Stettin attackierte, Stettin aber schon christlich war. Und es versteht sich fast von selbst, daß es, gemäß der »Grundidee der Kreuzzüge«, auch zu weiteren Kreuzzügen gegen die »Ungläubigen« kam, gegen »den Halbmond, der schmachvoll das Heiligste grundsätzlich entweihte und grausam die Christen bedrückte« (Kirchen-Lexikon oder Encyklopädie

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