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Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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der katholischen Theologie). 2
    Hinter all dem stand das Papsttum als unermüdlich und unerbittlich kriegstreibende, als all diese Kriege intensiv befürwortende und nicht zuletzt auch entscheidend finanzierende Kraft.
    Klerikale hören das nun nicht mehr gern. Doch noch das elf bändige Kirchen-Lexikon der katholischen Theologie (Mitte des 19. Jahrhunderts, so bescheiden demutsvoll das Titelblatt, »unter Mitwirkung der ausgezeichnetsten katholischen Gelehrten« verfaßt) schreibt ganz unbekümmert, prahlt geradezu: »Vergleichen wir die einzelnen Kreuzzüge unter sich nach ihrer leitenden Idee, Anlage und Ausführung, so finden wir, daß die Reinheit der frommen Begeisterung hauptsächlich im ersten waltet« (vgl. VI 380 ff.!), »daß bereits im zweiten diese Begeisterung sehr getrübt war ..., daß die Unglücksfälle immer lähmender, die Opfer immer schwerer, die Erfolge immer zweifelhafter wurden, und daß nur (!) die höhere Macht der Kirche solche Schwierigkeiten besiegen und die geistloser und schwerfälliger werdende Masse immer wieder (!) in Bewegung setzen und so lange darin erhalten konnte.«
    Die unentwegt zum heiligen Krieg hetzende Macht der Catholica, hier wird dieses Faktum von den »ausgezeichnetsten katholischen Gelehrten« nicht nur zugegeben, sondern gerühmt.
    Ebenso stellt man, gleich auf der nächsten Seite, klar, wer das Geld für die Blutarbeit beigebracht, wer das Volk immer wieder und vielfältigst ausgebeutet hat. »Wer endlich schaffte die unermeßlichen materiellen Opfer zu diesem Werke? Wer anders, als die Kirche, welche den Opfergeist tausendfach erweckte, indem sie Zehnten, Gaben und Beisteuern aller Art zu beschaffen und so den allgemeinsten Antheil an dem verdienstlichen Werke zu vermitteln wußte, und das nicht allein mit ihrem liebevollen und feurigen Worte, sondern auch mit ihrer höheren Gewalt und thatkräftigem Beispiele. Denn was steuerte sie nicht bei, mit welcher Mühe betrieb sie den Einzug, mit welcher Sorgfalt für die Verwendung der Gelder! Die Beschuldigung des Eigennutzes ist so leer, daß sie von jedem besseren Historiker zurückgewiesen wird.«
    Zu den besseren, wenn nicht besten Historikern zählen natürlich die ausgezeichnetsten katholischen Gelehrten, deren einer lang und breit die Vorteile der Kreuzzüge gegenüber all jenen beschwört, die scheinbar nichts Besseres zu tun haben, als »den eigenen Unrath auf den religiösen Duft der Kreuzzüge auszugießen ...«.
    Der religiöse Duft!
    Zum Beispiel, erzählt man, vermieden diese Kreuzzüge »eine Art von Sclavenkrieg«, einen sich schon vorbereitenden »gefährlichen Kampf«. Sollte es doch »wieder (!) nur Herren und Knechte geben«. Aber die gebenedeiten Kreuzzüge lenkten von der »Gewalt des Ritterthums« ab und gaben »dem Volke Freiheit«! Weiter beugten die Kreuzzüge »einer drohenden Massenarmuth« vor »und einem sich bildenden Proletariate« – ein Aspekt, der gewiß auch und gerade im 20., im 21. Jahrhundert noch eine weltpolitische Rolle spielt und spielen wird, eine vernichtende Rolle. Und sehen die prominenten Kirchenlichter in diesen heiligen Kriegen auch »mit Wehmuth so viele Abendländer, Männer und Weiber, Kinder und Greise« ins Gras beißen, in den Wüstensand, ins Meer, wohin immer, »so tröstet uns der Gedanke, daß sie wohl noch unglücklicher an Leib und Seele dahin schmachtend, in der Heimath langsam aufgerieben worden wären«. In der Heimat? In der doch weithin rechtgläubigen, ganz vom Christentum durchdrungenen, ganz vom Klerus samt profanen Busenfreunden beherrschten westlichen Welt?
    Seltsam, wirklich. Doch erstaunt es die zelebren katholischen Experten nicht. Vielmehr müssen sie anerkennen, daß diese Christenmassen, wie es demagogisch und mit wahrhaft pfaffendickem Zynismus heißt, »doch noch für eine würdige Sache der Begeisterung fähig waren, und daß das angezündete Feuer das dürre Holz verzehren mußte, bevor es faulend das gesunde ansteckte oder das frisch nachwachsende aufhielt«. Und so endet der Kreuzzugserguß im Standardwerk der ausgezeichnetsten katholischen Gelehrten: »Das großartigste Epos mit einer Unzahl von Episoden aller Art hat Europa in den Kreuzzügen aufzuweisen ...« 3
    Gerade Innozenz III. aber trieb nicht nur von Anfang an und durch sein ganzes Pontifikat zu Kreuzzügen in allen Himmelsrichtungen, sondern er fügte den Kreuzzugsgedanken auch ungewöhnlich klar und prägnant »in das offizielle kirchliche Lehr- und Denkgebäude ein«

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