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Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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seine Schuld gibt, auch Raimund stets jede Beteiligung an der Meucheltat heftig bestritt. Auch den Mörder konnte man nie identifizieren.
    Der Papst jedoch war von der Schuld des Grafen überzeugt oder tat wenigstens so. Denn nun hatte er einen Anlaß zu dem so begehrten Krieg, dem ersten großen Kreuzzug gegen »Ketzer« in einem katholischen Land. Und generös garantierte er allen, »die vom Eifer für den rechten Glauben entbrannt, das Blut der Gerechten rächen wollen, das unablässig von der Erde zum Himmel ruft, bis der Gott der Rache vom Himmel zur Erde herabsteigt, um die Gestürzten und die Umstürzenden zu vernichten, und allen denen, die sich mit männlicher Tapferkeit gegen diese Pestträger gürten, die zugleich gegen den Frieden und die Wahrheit kämpfen ... eine Vergebung ihrer Sünden«.
    Das verspricht Innozenz in einem langen Schreiben vom 10. März 1208 nicht nur einmal. Wie er auch immer wieder gegen »dieses große Übel«, »die Pest der Ketzer« wettert und im selben Atemzug »im Namen Dessen ... der ein Gott des Friedens und der Liebe ist«, hetzt: »Ihr sollt danach trachten, den ketzerischen Unglauben auf jede Art und Weise und mit allen Mitteln, die Gott euch offenbaren wird, zu vernichten. Und ihre Anhänger sollt ihr mit kraftvoller Hand und mit starkem Arm und auch mit noch größerer Unbesorgtheit bekämpfen als die Sarazenen, denn sie sind noch schlimmer als die Sarazenen.«
    Keiner trieb mehr und wilder zum Krieg, zur Vernichtung – ein stets wiederkehrendes Wort –, als der Heilige Vater.
    Weder die Fürsten noch die Völker waren sonderlich erpicht darauf, wie gerade die »Historia Albigensis«, die gleichsam offizielle Chronik des Kreuzzugs (S. 160 ff.), deutlich zeigt. »Um die gläubigen Völker williger zur Ausrottung der häretischen Pest zu machen, sandte der Herr Papst für die Allgemeinheit bestimmte Schreiben an alle Kirchenfürsten, Grafen, Barone und das ganze Volk in Frankreich.« Wieder verlangt er nachdrücklich und echt evangelisch, »das Unrecht ... zu rächen«. Und wieder verspricht er allen Sündenvergebung. »Was soll ich mehr sagen?« Mit dieser häufigen Floskel kommt der Chronist zum Entscheidenden: »Sobald dieser Ablaß in Frankreich verkündet worden war, bewaffnete sich eine große Menge Gläubiger mit dem Kreuz.«
    Nach der Ermordung seines Legaten bannte der Papst den Grafen von Toulouse, den »Mörder des Dieners Gottes«, samt Anhang, entband dessen Vasallen von ihrem Treueid und erlaubte jedermann, ihm sein Land zu nehmen. Nachdrücklich befiehlt er seinen »ehrwürdigen Brüdern«, den Erzbischöfen von Narbonne, Arles, Embrun, Aix und Vienne samt ihren Suffraganen, »aufgrund des unbedingten Gehorsams, den sie unseren Befehlen schulden«, daß sie »mit unermüdlichem Eifer die häretische Verderbtheit vernichten und den katholischen Glauben befestigen, indem sie die Lasterhaftigkeit ausrotten und die Tugendhaftigkeit pflanzen«. Natürlich fordert er auch den französischen König wieder auf zum Krieg, zum schnellen Einfall in die Grafschaft Toulouse, zur Vertilgung ihrer Einwohner, erstrebt er deshalb auch Frieden zwischen Frankreich und England, ein Bündnis beider gegen Raimund VI. Doch abermals winkt Philipp ab. 26
    Der Heilige Vater freilich bläst nun umfassend zum Angriff und rechtfertigt voll und ganz das zu vergießende Blut, indem er Häresie gleichstellt dem Majestätsverbrechen im Römischen Recht. Denn jetzt ist alles, was noch zu tun bleibt, »um das unserem Gott angetane Unrecht zu rächen ..., daß der Herr der himmlischen Heerscharen die überaus grausamen Mörder durch seine ausgesandten Heerscharen vernichtete. Er hatte aus reiner Güte und übermäßiger Milde und aus Mitleid gegenüber seinen Feinden den Häretikern und ihren Beschützern viele seiner Prediger gesandt. Jene aber waren in ihrer Verderbtheit verblieben und in ihrer Schlechtigkeit verharrt und hatten einen Teil der Prediger verhöhnt, andere sogar getötet« (Historia Albigensis).
    Mit zündenden Worten verlangt Innozenz die Vertilgung der »Gottlosen«. »Vorwärts, ihr streitbaren Soldaten Christi! Zieht den Vorläufern des Antichrist entgegen und schlagt die Diener der alten Schlange tot! Bis heute habt ihr vielleicht für den vorübergehenden Ruhm gekämpft: kämpft jetzt für ewigen Ruhm! Bis heute habt ihr für die Welt gekämpft: kämpft jetzt für Gott! ...«
    Zugleich rät er, den Grafen von Toulouse zu täuschen, so zu tun, als habe man es viel weniger

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