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Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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Predigten gaben den Ausschlag, sondern »die schärferen Waffen, die bessere Organisation der Kirche und die übermächtigen Kräfte der deutschen, polnischen, dänischen und pommerschen Feudalheere« (J. Herrmann).
    Ja, »das ganze Gebiet der Slawen«, jubelt Helmhold, der Pfarrer von Bosau am Plöner See, »ist jetzt durch Gottes Gnade gleichsam eine große Ansiedlung der Sachsen geworden, in der Städte und Dörfer erbaut werden und die Zahl der Kirchen und Diener Christi zunimmt«. Dies stets die Hauptsache. Doch »weil die slawischen Räuber die Deutschen ... beunruhigten«, also die einen Räuber die anderen, die eigentlichen Räuber, so schließt der Pfarrer von Bosau um 1170 seine Slawenchronik, »befahl der Burggraf Guncelin, ein tapferer Mann und Vasall des Herzogs, den Seinigen, alle Slaven, die sie auf Nebenwegen und in abgelegenen, einsamen Gegenden ohne offenbaren Anlaß anträfen, sofort zu ergreifen und aufzuknüpfen«. 8
    Im frühen 12. Jahrhundert hatte Sachsenherzog Lothar von Süpplingenburg, »ein Schrecken der Feinde Gottes« (Bernhardi), eine neue Phase der »Ostkolonisation« eröffnet, hatte er, in vier Feldzügen östlich der Elbe bis zu den Rugianern vordringend, slawisches Gebiet besetzt (VI 409 ff.), doch natürlich nur in Fortführung bereits viel älterer Raubausgriffe deutscher Invasoren (vgl. etwa V 450 ff.!).
    Dabei holten die okkupierenden und vertreibenden Fürsten immer eifriger siedelnde Bauern nach, um das erbeutete Land dauerhaft »einzudeutschen« und weiter nach Osten vorzustoßen. Als etwa in Mecklenburg die slawische Bevölkerung durch die Kriege dezimiert und verjagt worden war, schickte 1143 Graf Adolf II. von Holstein »Boten in alle Lande«, um Niederländer, Friesen, Westfalen, »die zu wenig Land hatten« (Helmold), zum Niederlassen anzureizen. Den Hülsten und Stormarn ließ er sagen: »Habt ihr euch nicht das Land der Slawen unterworfen und es mit dem Blute eurer Brüder und Väter bezahlt? Warum wollt ihr als Letzte kommen, es in Besitz zu nehmen? Seid die ersten, wandert in das liebliche Land ein, bewohnt es und genießt seine Gaben, denn euch gebührt das beste davon, die ihr es der Feindeshand entrissen habt.« Damals gründete er – südlich der alten, inzwischen zerstörten Slawensiedlung – Lübeck. Etwas später holte auch der von Heinrich dem Löwen eingesetzte Graf Heinrich von Ratzeburg Westfalen herbei. »Sie bauten Kirchen und leisteten den Zehnt von ihren Erzeugnissen zum Dienst am Hause des Herrn.« Und auch hier verstieß man die Slawen wenigstens zum Teil; wies ihnen Sümpfe zu, See- und Flußgegenden, wo sie nur Fische fangen konnten. 9
    Neu war das nicht.
    Es erinnert, zum Beispiel, an den Tollenserkrieg genau ein Jahrhundert früher. Die Tollenser, einer von vier Kernstämmen der Liutizen, zahlten, seit sie Otto I., wiederum hundert Jahre früher, 955, in der Schlacht an der Raxa nebst anderen Heiden geschlagen (und 700 Kriegsgefangene hatte köpfen lassen: V 457! – umsonst wird eben keiner »der Große«), einen jährlichen Tribut in Silber, wovon das Magdeburger Erzbistum den Zehnt kassierte. Als sich ein Jahrhundert darauf die Liutizen in einem schrecklichen Bürgerkrieg 1057 selbst zerfleischten, riefen die unterlegenen Redarier und Tollenser die Christen zu Hilfe, die erst weiter Slawen erschlugen und dann für den Frieden noch 15000 Mark einstrichen.
    Helmold geißelt die Habgier der Sachsen: »Die Fürsten teilten das Geld unter sich. Vom Christentum war keine Rede, sie dachten nicht daran, Gott zu ehren, der ihnen im Kriege den Sieg verliehen hatte. Daran ist die unersättliche Habsucht der Sachsen zu erkennen; obwohl sie sich vor anderen, den Barbaren benachbarten Völkern an Waffenkunst und Kriegserfahrung auszeichnen, sind sie doch stets geneigter, Zinslasten zu steigern als dem Herrn Seelen zu gewinnen.« 10
    Ähnlich heißt es von dem jungen Herzog Heinrich: er »begann über das ganze Land der Slaven zu herrschen, indem seine Macht allmählich wuchs und zunahm. Denn so oft ihm die Slaven etwas in den Weg legten, bekriegte er sie, und so gaben sie ihm, um Land und Leben zu retten, alles was er verlangte. Auf den verschiedenen Feldzügen aber, die er ins Slavenland hinein unternahm, wurde des Christentumes gar nicht Erwähnung getan, sondern nur des Geldes.«

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