Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert
Menschen ruhten, zu einer pomesanischen Burg, die an der Stelle des heutigen Alt-Christburg lag; sie legten Leitern an die Mauern, drangen heimlich ein und eroberten die Burg, die Einwohner wurden alle gefangen und getötet ...« Eine schöne Bescherung, mitten in der Christnacht. Und deshalb erhielt die pomesanische Burg, »weil sie ja in der Christnacht von den Gläubigen erobert worden war, den Namen Christburg, das ist: die Burg Christi (vocatum est Cristburgk, quod interpretatur castrum Cristi)«.
»... und erschlugen dann die Sünder in ihrem Zorn. Dort verschlang das geschwungene Schwert der christlichen Ritterschaft das Fleisch der Ungläubigen ... und so wurde ein großes Blutbad unter dem Volk der Prußen angerichtet; an diesem Tag fielen nämlich über 5000. Darauf kehrten die Kreuzfahrer alle freudig heim und lobten die Gnade des Erlösers.« 33
Gewöhnlich aber wird der böse Feind ganz ohne geistliche Waffen, wird er, entgegen früherer Beteuerung (vgl. S. 188), stets auf die gute alte Art geschlagen und erschlagen, ganz ohne Gebet und Gott. Mit grausiger Eintönigkeit heißt es da immer wieder nur: »Die Brüder griffen diese in einem Gefecht an, töteten sie alle ...« –
»... vernichteten sie vollständig, so daß keiner von ihnen übrigblieb.« –
»... was das Feuer verzehren konnte, brannten sie nieder, sie schlugen sehr viele tot, nahmen Frauen und Kinder gefangen und kehrten mit riesiger Beute zurück.« –
»... viele Menschen wurden in der Burg und ihrem Gebiet gefangen und erschlagen und das ganze Gebiet mit Raub und Brand verheert.« –
Immer und immer wieder liest man da:
»... und fingen und töteten viele Menschen ...« –
»... und vertilgten das gesamte Heer ...« –
»... töteten alle Männer und führten Frauen und Kinder mit ihrem ganzen Besitz weg.« –
»... und töteten und fingen alle Feinde.« –
»... nahmen alle gefangen und töteten sie.« –
»Hier töteten sie zahllose Männer, verwüsteten das Land mit Brand und Plünderung und führten Frauen und Kinder gefangen mit sich fort.« –
»... zerstörten die drei Belagerungswerke von Grund auf, so daß von den 1300 Mann, die sie hatten verteidigen sollen, kaum einer dem Tode entrann.« –
»... und töteten vom Heer der Heiden mehr als zweitausend.« –
»... und töteten mit dem Schwert die Gesamtheit der Heiden.« –
»... hängten die Brüder an einem Galgen vor dem Burgtor 30 prußische Geiseln auf.« –
»... stachen sie 12 prußischen Geiseln ... die Augen aus und sandten sie ihren Verwandten zurück.« 34
Unser Ordenschronist verschweigt gelegentlich nicht, was für ihn fast einnimmt, gewisse Irritationen. So meldet er von einer auf beiden Seiten verlustreichen Schlacht: »Endlich aber behielten die Prußen nach dem Willen des Herrn die Oberhand und töteten 20 Brüder und ihr ganzes Heer.« Ein weiteres Mal heißt es: »und am Ende töteten sie nach dem Willen des Herrn, dessen Gericht unbegreiflich ist, den Meister, den Marschall Bruder Dietrich, 40 Brüder und das ganze christliche Heer.«
Allerdings wird das Fiasko gleich durch ein Wunder kompensiert; sieht ein Einsiedler auf den Schlachtfeld »später oftmals des Nachts brennende Kerzen, die ganz deutlich erwiesen, daß die Erschlagenen dort sogleich die Märtyrerkrone vom König der Märtyrer erlangt hatten«. Ähnliches, nur Schöneres noch erlebten die Bürger Elbings. Zwar hatten die Prußen da so viel Christenblut vergossen, »daß der benachbarte Bach seine Naturfarbe verlor und blutig erschien«. Doch nun erzählen viele, und ihnen dürfe man »unzweifelhaft Glauben schenken, daß während dieser Vorgänge etliche auf den Mauern der Stadt Elbing standen und wie bei einem Schauspiel den Himmel geöffnet sahen und erlebten, daß die Seelen der Getöteten von Engeln hineingeleitet wurden«. 35
»Ungeachtet«, urteilt H. Boockmann, »einer strikten Zielsetzung – Peter von Dusburg will die Ordensbrüder durch die Erinnerung an die Kämpfe ihrer Vorgänger dazu bringen, im Heidenkampf nicht nachzulassen – ist die Chronik ein wertvolles Zeugnis ... für die berichteten Ereignisse.« 36
Daß dem Verfasser – der immerhin zugibt, wenig von alldem selbst gesehen, das meiste von Augenzeugen und, natürlich, »aus glaubwürdiger Erzählung« erfahren zu haben –, daß ihm, wie den meisten Geschichtsschreibern, mit Vorsicht zu begegnen ist, belege ein Beispiel. Hartmud von Grumbach, der fünfte Meister des Preußenlandes, so
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