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Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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jagen. 47
    Etwas weniger engagiert waren Deutschlands weltliche Fürsten. Zwar konnte Friedrich für Geld da jede Menge Söldner kaufen, blieb aber hinsichtlich Menschen und Material vor allem auf das unteritalische Reich angewiesen, gegen das der Papst jetzt einen Angriffskrieg plante: Eroberung Siziliens und Einsetzung eines anderen Königs. Ebendeshalb hatte sich der Heilige Vater mit den Seestädten Venedig und Genua verbündet (S. 246), die fünfzig Kriegsschiffe und einige hundert Ritter zu stellen, auch die Landungsoperationen durchzuführen hatten und dafür mehrere Städte, eine gewaltige bewegliche Kriegsbeute und weitere Privilegien versprochen bekamen. Gregor seinerseits wollte 2000 Ritter ins Gefecht werfen und das Pekuniäre regeln.
    Zunächst ließ sich der Krieg günstig für den Papst an. Man eroberte Como, Treviso, bekam Ravenna in die Hand und schlug Friedrichs Heer vor Piacenza. Erst als dieser seine Strategie änderte, nicht mehr gegen die Lombarden, sondern gegen das Patrimonium und Rom selbst marschierte, wurde es für Gregor gefährlich, stand für ihn alles auf dem Spiel, zumal er nicht fliehen konnte und in der Hauptstadt, deren große Handelsherren Friedrichs Krieg mitfinanzierten, genug Gegner hatte, bis in das Kardinalskollegium hinein. War doch Roms Bevölkerung selbst zum erheblichen Teil papstfeindlich, hatte ihn zumindest wiederholt verjagt. 48
    In höchster Not besann sich der greise Priester auf einen bei seinesgleichen stets so beliebten wie bewährten »metaphysischen« Trick. Er wallfahrtete am 22. Februar, am Tag vor Petri (angeblicher) Stuhlbesteigung, mit den heiligsten (angeblichen) Märtyrerresten, den vermeintlichen Häuptern der Apostelfürsten, vom Lateran nach Sankt Peter, sprach dort zum Volk und rief zuletzt, indem er die Mitra vom Kopf nahm und den Reliquien aufsetzte: »Verteidigt ihr Rom, wenn es die Römer nicht tun wollen!« Ein wohlkalkuliertes und -inszeniertes Klerikaltheater. Schlagartig kippte die Stimmung der Menge zugunsten des Papstes um, der nicht versäumte, allen, auch Frauen, die nun zum Waffengang gegen Friedrich herandrängten und sich gleich das Kreuz anhängen ließen, einen Ablaß zu gewähren. Der Kaiser hatte danach nichts mehr zu gewinnen und rückte ab.
    Beim nächsten Schlag allerdings zog der Papst den kürzeren, obwohl er gerade dabei den Kaiser treffen wollte.
    Die Rede ist von dem zu Ostern 1241 einberufenen Konzil, an dem auch Vertreter der Klöster und Domkapitel sowie Repräsentanten weltlicher Fürsten teilnehmen sollten, fast ausschließlich Feinde Friedrichs. Er selbst hatte zwar das Konzil gefordert, doch unter anderen Umständen, anderer Leitung: ein von den Kardinälen angesagtes Konzil. Jetzt aber, da Gregor auf seinem Vorhaben insistierte, womit das Ergebnis von vornherein feststand, sabotierte der Monarch die Sache. Er verlangte eine allgemeine Blockade der zur Kirchenversammlung Reisenden, verlangte Straßensperren, Festnahme, Ausraubung, so daß der Landweg entfiel.
    Der Papst betraute Genua mit dem Transport der Synodalen zu Schiff. Doch der Plan wurde dem Kaiser bekannt. Und als die am 25. April von Nizza ausgelaufene Genueser Flotte, 27 Galeeren mit Klerikern aus England, Frankreich, Spanien, am 3. Mai 1241 südöstlich von Elba die Inseln Giglio und Montecristo passierte, überfiel sie ein kaiserliches Geschwader unter seinem aus Genua stammenden Admiral und dem König Enzio von Sardinien, Friedrichs Lieblingssohn, als Kommandant eines sizilisch-pisanischen Verbandes. Die Angreifer versenkten 22 Galeeren, nur fünf entkamen, der Erzbischof von Besançon ertrank. Über hundert Prälaten wurden gefangen, gänzlich ausgeraubt und auf Burgen des Kaisers in Apulien, teilweise in Ketten, inhaftiert – nicht ohne Gregors gütige Ermahnung, in ihrem schweren Los geduldig auszuharren.
    Der Sieg war beachtlich, die Betroffenheit der Päpstlichen, der Protest entsprechend, darunter eine scharfe und erfolgreiche Verwahrung König Ludwigs IX. von Frankreich gegen das schimpfliche Traktieren seiner Bischöfe. Von der Landung in Sizilien sprach niemand mehr. Das grandiose Papstprojekt fiel mit dem Untergang der Genueser Flotte buchstäblich ins Wasser. Außerdem drohte Gregor jetzt selbst der Angriff. Der Kaiser rückte in den Kirchenstaat ein, zog gegen Rom, wo sein Anhang immer mehr wuchs, wo schon vor Monaten Kardinal Johann Colonna sich vom Papst losgesagt und Friedrich zum Sturm auf die Metropole gerufen, wo noch im Juli der eben

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