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Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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dessen Schlechtigkeiten, wie so oft schon, enthüllte, wenn auch weder inhaltlich noch formell überzeugend. Zum Beispiel hob er in dieser mühseligen Sündensammlung gleich zuerst hervor, Friedrich habe die Römer zur Rebellion wider die Kirche aufgestachelt, während er die päpstliche Herrschaft im Jahr 1234 gerade gerettet hatte. Und keine Silbe verlor der Papst über das ihn fast allein motivierende Lombardenproblem.
    Der Staufer antwortete so versiert wie genau einen Monat später, am 20. April, in einem ausführlichen Schreiben an die Könige und Fürsten. Er warf Gregor, der sich als sein Todfeind erwiesen, Heuchelei, Bestechlichkeit, Verschleuderung der Kirchengüter vor, Verkauf von Ehedispensen hinter dem Rücken der Kardinäle, Parteiergreifung für die lombardischen Rebellen, den »Ketzerherd« von Mailand.
    Der Heilige Vater seinerseits schleuderte seitenweise Insulte heraus, schimpfte Friedrich das dem Meer entstiegene apokalyptische Tier, den Drachen und Hammer der Welt, einen schamlosen Lügner. Dabei flossen doch gerade ihm, Gregor, Verdrehungen, Verleumdungen, Lügen nur allzu flink in die Feder. So wenn er den Landgrafen von Thüringen, das Seuchenopfer (S. 232), »vermutlich an Gift gestorben« sein läßt. Wenn er behauptet, der Kaiser, in dessen Königreich – eine krasse Unwahrheit – die »Ketzerei« floriere, sei selber »Ketzer«, Vorläufer des Teufels, des Antichrists, der Moses, Christus, Mohammed die größten Menschheitsbetrüger nenne, die Jungfrauengeburt Gottes lächerlich mache und dergleichen mehr, was er, Gregor, gelegentlich noch belegen wolle. Sein Aufbrausen ist so maßlos, daß Katholik Seppelt der Papstreplik nicht den Vorwurf ersparen kann, sie ergehe sich »gehässig in Einseitigkeiten und Verzerrungen der Tatsachen«, sie erhebe Anklagen gegen den Kaiser, »die nicht erweisbar sind, und für die sie sich nur auf Gerüchte zu berufen vermag«. Friedrich legte eilends den Kardinälen brieflich ein katholisches Glaubensbekenntnis ab und schmähte auch seinerseits den Papst den Antichrist. 46
    In dieser Weise kämpften die beiden Führer der Christenheit gegeneinander und taten alles, die Welt aufzuklären, wobei Gregor im Vorteil war durch seine Multiplikatoren, seine Geistlichkeit, besonders seine Bettelmönche, die Friedrich sämtlich ausweisen ließ. Und den geistlichen Waffen fügte auch der Hohepriester erst recht die handgreiflichen, einschneidenden hinzu: Soldaten und Geld, überall von ihm zum frommen Zweck zusammengetrommelt, manchmal gegen den resoluten Widerspruch des Klerus. Ganz Frankreich sollte wider den Kaiser marschieren, wofür Gregor generös, doch vergeblich mit dessen Krone lockte. Dabei wurde allmählich »offenkundig, daß die Lombardenfrage das eigentliche Hindernis einer Verständigung zwischen Kaiser und Papst war, nicht die kirchlichen Übergriffe, mit denen vornehmlich der Bann gegen Friedrich begründet worden war« (Seppelt).
    In Deutschland legte sich vor allem Albert Behaim (Albertus Bohemus, ein Bayer) mächtig für den Papst ins Zeug. Der ebenso betriebsame wie rigorose Passauer Kanoniker – vermutlich scharf auf ein Bischofsamt, nicht nur politisch, auch literarisch tätig (wir besitzen die erste in Deutschland aufbewahrte Papierhandschrift von ihm) – hatte unter Innozenz III. und Honorius III. an der Kurie gewirkt und wurde 1239 von Gregor IX. als Legat (oder, meinen andere, Agent – in praxi Jacke wie Hose) an die deutsche, besonders die bayerische Front gestellt. Dort fädelte er nicht nur das antikaiserliche Bündnis des Böhmenkönigs mit den Herzögen Otto von Bayern und Friedrich von Österreich ein, sondern warf auch so mit kirchlichen Prosekutionen, der Exkommunikation von Bischöfen, dem Interdikt gegen Städte, um sich, daß er mehrmals das Weite suchen mußte. Erst im Todesjahr Friedrichs II. konnte der Fanatiker die Absetzung des stets entschieden kaisertreuen Passauer Bischofs Rüdiger erreichen.
    Albert Behaim hatte im übrigen schon deshalb wenig Erfolg, weil der deutsche Klerus zu Friedrich stand. Gregors Invektiven wurden im Reich nördlich der Alpen anscheinend gar nicht verkündet. Manche Prälaten opponierten wütend. Der Bischof von Brixen sperrte den Boten des Papstes die Straße. Der Erzbischof von Salzburg, der Bischof von Freising traten ein päpstliches Schreiben mit Füßen. Öffentlich verhöhnte der Regensburger Seelenhirte die Gesandten Roms, und sein Domkapitel wollte für den Kaiser 600 Ritter ins Feld

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