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Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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den Weinberg des Herrn verwüsten, um so schrankenloser bekämpfen kannst, so wollen wir, daß du dich mit der Untersuchung der Rechtsfälle nicht abgebest (te a cognitionibus causarum habere volumus excusatum) und bitten und mahnen dich unter Erlaß deiner Sünden, daß du dich zur Ausrottung der verderblichen Ketzer [nicht Ketzerei] um taugliche Mithelfer umsehest, woher immer sie seien ...«
    Natürlich hatte sich Konrad auch des »weltlichen Arms« zu bedienen, und Gregor erließ jedem Mitwirkenden am guten Werk alle ihm aufgebürdeten Kirchenstrafen für drei Jahre. Sollte jedoch einer von ihnen bei der »Ketzer«-Verfolgung sterben, eröffnete ihm der Papst die schönsten Aussichten: keinerlei Fegfeuer mehr, sondern mitten hinein gleich ins Paradies.
    Der vom »Statthalter Gottes« und von Gott selbst geliebte »Bruder Konrad« wirkte indes auch als Beichtvater und wichtigster geistlicher Berater der jungen Landgräfin Elisabeth von Thüringen und urgierte zur selben Zeit, als er auch, besonders im mittelrheinischen Raum, sein äußerst ertragreiches Wirken als päpstlicher »Ketzer«-Jäger wahrnahm, Elisabeths Heiligsprechung.
    Weithin rauchen die Scheiterhaufen, geht nun »eine ungezählte Zahl von Menschen ... zu Grunde« (Annales Colonienses maximi) in Erfurt, Mainz, Köln, Marburg, wo man auch eine Greisin, die sich nicht »bekehren« wollte, in Asche verwandelt (vgl. S. 159 f.). Auch die »Sächsische Weltchronik« bemerkt jetzt »in dutschen Landen vil Keczerie ... darumme ward an deme Rine von Meister Conrade von Marpurg des Predigers wegen vil Ketzere gebrant«. Allein Konrads Gehilfe, der Dominikanerbruder Konrad Dorso, hat »wol dusent gebrant«. Schließlich gingen Frater Konrad Dorso und sein einäugiger verstümmelter Spießgeselle Johannes, ein wirklicher Schinderhannes (totus nequam), von dem sehr kirchlichen Grundsatz aus: besser, daß hundert Unschuldige krepieren, als daß ein Schuldiger entrinne. »Sie ließen in den Städten und Dörfern verhaften, wen sie nur wollten, und übergaben diese Leute den Richtern
ohne alle weiteren Beweise
mit den Worten: das sind Ketzer, wir ziehen unsere Hand von ihnen zurück.« Darauf mußten die Richter, ob sie wollten oder nicht, sie verbrennen, nach den »Annales Colonienses maximi« noch am Tag der Anklage.
    So wurden, wie durch die ganze Zeit der heiligen Inquisition, schon jetzt ungezählte Menschen kraft krasser Rechtsverletzungen, kraft falscher Zeugnisse, ja gar auf Verdacht hin und ohne weitere Untersuchung umgebracht, selbst solche, die ihren Glauben bis zum letzten Atemzug bekannten, die »noch in den Flammen Christus und seine göttliche Mutter anriefen ...«.
    Gregor gestattete »Ketzern« keine Berufung. Anwälte, Notare, die ihnen beistanden, verloren, so befahl er, »für immer ihr Amt«. Ja, sie gerieten in Gefahr, gleichfalls verbrannt zu werden; ebenso »Ketzer«, die sich weigerten, Mitschuldige zu nennen. Sie verklagten Leute, »ohne sie verklagen zu wollen; Dinge aussagend, von denen sie nichts wußten. Auch wagte es Niemand, für Jemand, der verklagt war, Fürsprache zu erheben oder auch nur Milderungsgründe vorzubringen, denn dann wurde er als Vertheidiger der Ketzer betrachtet, und für diese und die Hehler der Ketzer waren vom Papste die gleichen Strafen wie für die Ketzer selbst bestimmt. Hatte jemand der Sekte abgeschworen und wurde rückfällig, so wurde er, ohne noch einmal widerrufen zu können, verbrannt« (Gesta Treverorum) – bald ein allgemeiner Grundsatz.
    Der deutsche Episkopat hat die Blutarbeit dieser Papstkreaturen, deren unsäglich scheußliches Treiben das vielbändige katholische Handbuch der Kirchengeschichte völlig ignoriert, jahrelang nicht nur geduldet, sondern unterstützt, mancher Bischof noch nach ihrem Tod verteidigt. Gewannen sie doch geistliche und weltliche Herren, auch den König, indem sie sagten: »Wir verbrennen viele reiche Ketzer, und ihre Güter sollt ihr haben. In den bischöflichen Städten soll die eine Hälfte der Bischof, die andere aber der König oder ein anderer Richter bekommen. Darüber freuten sich nun diese Herren, leisteten den Inquisitoren Vorschub, beriefen sie in ihre Städte und Dörfer.«
    Erst als sich Konrad an Höhergestellten, an Burgherren, Adligen vergriff, als er selbst die Grafen von Sayn, Solms, Arnsberg, die Gräfin Looz der »Ketzerei« bezichtigte, ermahnten ihn die Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier, »er möge mit mehr Mäßigung verbrennen, aber er gab

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