Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert
erließ diese abscheulichen Gesetze nur aus politischer Rücksicht, weil er, wie der Franziskaner Thomas Tuscus ausdrücklich sagt, dem Papst zu Gefallen sein, weil er sich als rechtgläubig, als katholisch erweisen wollte, um eine ihm drohende Exkommunikation zu verhindern. Und der, wenn auch zu Unrecht angesehene Dominikaner, der päpstliche Inquisitor Bernhard Guidonis, der allmählich in seinem Orden die höchsten Ämter einnahm, wies expressis verbis darauf hin, daß diese Kaiser-Erlasse dem Papst ihr Dasein verdanken. Wörtlich schreibt der Inquisitor: »Zu verschiedenen Zeiten hat der apostolische Stuhl Verordnungen erlassen gegen die ketzerische Bosheit; auch die kaiserlichen Gesetze wurden zu diesem Zweck vom Kaiser Friedrich
auf Betreiben des apostolischen Stuhles
(procurante eadem sede) verkündet.« 4
Erstmals legalisierte den Feuertod für »Ketzerei« König Peter II. von Aragón in einem Edikt 1197, doch ohne daß man diesem Beispiel rasch gefolgt wäre. 1210 verfügt Otto IV. gegenüber Häretikern die Vermögenskonfiskation sowie Zerstörung ihrer Häuser, letzteres bereits von Heinrich VI., dann auch von Friedrich II. beschlossen. Friedrich droht ferner »Ketzern« am 22. November 1220 Einziehung ihrer Güter und die Acht an, die schon der Todesstrafe gleichkam, da sie die Verurteilten für jedermann vogelfrei machte. 1224 befiehlt er je nach Wahl des Richters für »Ketzerei« das Ausschneiden der Zunge oder den Scheiterhaufentod, den er 1231 in seiner sizilischen Verfassung definitiv festsetzt. Auch läßt er gleich, zumindest in seinen neapolitanischen Besitzungen, zahlreiche Menschen hinrichten und meldet zwei Jahre später dem Papst, er habe die Verfolgung forciert.
Gregor IX., der dem Kaiser damals Mißbrauch vorhielt, der ihm unterstellte, so auch persönliche Feinde, ja mehr gute Katholiken als »Ketzer« zu verbrennen, hatte jedoch deren systematisches Aufspüren 1231 befohlen. Auch ihre Beschützer und Hehler sollten unfähig zu allen Ämtern sein, sollten nicht erben, nicht Erben einsetzen, nicht als Zeugen bei Gericht auftreten dürfen. Gregor selbst war als Verfolger erfolgreich, und »die Gläubigen konnten sich häufig an dem Schauspiel der Ketzerverbrennung erfreuen« (Lea). Um diese Freuden nun möglichst vielen zu vermitteln, übersandte der Heilige Vater im Februar 1231 das neue Häretikerrecht den Bischöfen und, im nächsten Jahr, entsprechende Erlasse den Fürsten. Außerdem betraute er die Predigermönche, die Dominikaner, mit der Ausführung einer eigenen Inquisition, ebenso den Mainzer Kleriker Konrad von Marburg.
Mit Konrad, der Kurie längst als verläßlich bekannt, begann die päpstliche Inquisition in Deutschland. Der durch »hohe Bildung« (Patschovsky) ausgezeichnete klerikale Schindermeister hatte sein ruhmreiches Wirken als päpstlicher Kreuzzugspropagandist 1215/1216 in Nord- und Mitteldeutschland eröffnet. Die »Ketzer« aber attackierte er zunächst auf eigene Faust. Graf Hoensbroech hält die Verbrennung von 80 Waldensern in Straßburg 1212 für Konrads erste Tat als Inquisitor. Zum Jahr 1214 melden die »Annales Wormatienses«, »welche Ketzer er immer wollte, ließ er in ganz Deutschland, ohne Widerspruch zu finden, verbrennen«. Auch die »Gesta Treverorum« erwähnen nicht nur die Scheiterhaufenopfer des Dominikaners – »eine ungezählte Menge Menschen niederen Standes und beiderlei Geschlechts« –, sondern bejubeln geradezu seinen unbeugsamen Mut und die Leidenschaft »für seine Sache«.
Kein Zweifel, ein Pfaffe nach dem Herzen des Papstes, seines großen Gönners. Gregor IX. legitimierte ihn am 12. Juni 1227 geflissentlich zum hehren Tun, nämlich »das Unkraut vom Acker des Herrn auszurotten«. 1231 bestellte er ihn als selbständigen »Ketzer«-Richter »mit ausgedehnten inquisitorischen Vollmachten« (Lexikon für Theologie und Kirche). Am 11. Oktober dieses Jahres wünschte er »dem geliebten Sohne Magister Konrad von Marburg, Prediger des Wortes Gottes, Heil und apostolischen Segen!«. Gregor lobpries »nach Kräften den Schöpfer, der seine Gnadengeschenke an dir zahlreich gemacht und dich zu seinem auserlesenen Kinde erkoren hat!«. »
Glorreiches wird von dir erzählt, und wir freuen uns deiner Fortschritte ...
Du kämpfest mit all deiner Kraft gegen die [ketzerische] Schlechtigkeit so erfolgreich, daß zahlreiche Ketzer durch dich vom Acker des Herrn ausgerottet worden sind. Damit du aber diese Füchse, die auf allerhand Schleichwegen
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