Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert
der Stadt auf den Kirchenstaat drohte, was sie freilich im Frühjahr 1235 zu büßen hatte, war Friedrichs Hilfe wieder sehr begehrt, wurde nur so Roms Unterwerfung erreicht. Scheinheilig trug Gregor erneut seine Intervention beim Lombardenbund an, und Friedrich, der auch sonst den päpstlichen Beistand brauchte, im Königreich Jerusalem, in Deutschland, wo sich Sohn Heinrich stets mehr gegen ihn zu stellen begann, fiel abermals auf den Heiligen Vater herein, dessen Gesellschaft er im Sommer fast zwei Monate in Rieti genoß, wo beide ein Herz und eine Seele schienen. Doch als im Dezember 1234 die Liga mit König Heinrich paktierte, was den offenen Aufruhr bedeutete, den schon länger sich anbahnenden Bruch mit dem Vater, tadelte Gregor die Lombarden mit keinem Wort. Nur gegen Heinrich kehrte er seine Ungnade, ließ ihn bannen und erklärte ihm geleistete Treueschwüre für nichtig.
Gregor IX. holt zur Vernichtung Friedrichs aus und stirbt
Friedrich II. schien jetzt endlich die Heimtücke des Papstes voll durchschaut zu haben, schien nun endlich zu wissen, daß er des Reiches Macht in Italien nur gegen ihn wiederherstellen konnte, mit Hilfe des Reiches. So zog er zwar in geringer Begleitung, doch mit spektakulärem orientalischem Prunk nach Deutschland, begnadigte dort die Empörer, setzte aber am 2. Juli in der Pfalz Wimpfen seinen Sohn ab, den so lebensfrohen, die Minnesänger fördernden, allerdings ein anderes, städte- und reichsministerialenfreundliches und eher fürstenfeindliches Konzept vertretenden jungen Heinrich, der sich bedingungslos unterwerfen mußte. Friedrich kerkerte ihn erst in Heidelberg, dann in mehreren apulischen Bergfestungen ein, wo er nach jahrelanger rigoroser Haft, vielleicht durch eigene Hand, 1242 umkam; vom Vater vielbeweint, mit einer »Flut von Tränen aus Unserem Innersten«, jedenfalls in vier Schreiben beklagt und mit Meßgesängen, Sakramenten, mit königlichen Ehren unter die Erde gebracht. 43
Nach der Verurteilung des Sohnes feierte der Kaiser am 15. Juli 1235 zu Worms seine Hochzeit mit Isabella, der Schwester des englischen Königs Heinrich III. Die Ehe bahnte die Aussöhnung mit den Welfen an, wurde doch kurz darauf Otto das Kind, der Enkel Heinrichs des Löwen, als Herzog von Braunschweig-Lüneburg in den Reichsfürstenstand erhoben. Isabella von England aber verschwand nach Vollzug der Ehe in den Händen von Friedrichs sarazenischen Eunuchen, das Schicksal aller seiner Frauen teilend – nichts als Mütter seiner Kinder, ohne jede öffentliche Rolle.
Einen Monat nach dem Hochzeitspomp schloß der Regent auf dem glanzvollen, mit Fürsten übersäten, auch von Italienern besuchten Mainzer Reichstag zur Förderung des bevorstehenden Krieges einen zeitlich unbegrenzten Reichslandfrieden und versicherte sich der Hilfe der deutschen Großen bei der Niederkämpfung seiner lombardischen Gegner und all seiner Widersacher. Die Reichsheerfahrt, meldet er dem Papst, sollte im kommenden April beginnen, worauf die Beziehung zur Kurie sich noch verschlechtert. Gregor unterstützt jetzt offen die aufmüpfigen oberitalischen Kommunen, wie stets natürlich im Interesse des Friedens, ermuntert sie für alle Zeit gegen jeden aus Deutschland sie bedrängenden Herrscher, wenn auch vorbehaltlich der römischen Imperatoren zukommenden Ehren und Dienste. Doch wurde immer offensichtlicher, es ging nicht nur gegen die kaiserfeindlichen Lombarden, es ging um einen Krieg zwischen Kaiser und Papst.
Gregor tat nun alles, um Friedrich zu schaden. Erfolgreich operierte er zumal durch den Kardinallegaten Jakob von Palestrina, seinen, so sagte er, »Friedensengel«, der, aus Piacenza gebürtig, seine Vaterstadt zum Abfall von der kaiserlichen Sache und zum Anschluß an die Liga brachte, ein schmerzlicher Verlust für den Monarchen. Gregor appellierte an die oberitalischen Prälaten, seinen Legaten zu unterstützen, und kanzelte den Herrscher in einem ellenlangen Schriftstück ab. »Könige und Fürsten siehst Du vor den Knien der Priester den Nacken beugen, christliche Kaiser dürfen sich nicht nur nicht über den römischen, nein, auch nicht über irgendeinen andern Bischof erheben.«
So liebten es die Herren. Dabei mußten gerade die größten Fälschungen ihre hypertrophe Machtsucht stützen, wie hier die Konstantinische Schenkung. Habe doch Konstantin, so der Papst, dem römischen Bischof Kaiserwürde und Kaisertum, die Stadt Rom und ganz Italien überlassen, bevor er selbst nach Griechenland
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