Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert
nicht Ruhe«. Als jedoch König Heinrich auf dem Mainzer Hof tag 1233 für den Hochadel und gegen Konrad Partei ergriff, wurde dieser noch auf der Heimreise am 30. Juli erschlagen. Und erst seine Beseitigung, schon nahe Marburg, seiner Vaterstadt, wo er die letzte Ruhe fand, sinnigerweise in der Elisabeth-Kirche, an der Seite der Heiligen, soll wenigstens die schlimmsten Exzesse vorübergehend beendet haben. 5
Noch wenige Wochen aber vor Konrads Tod hatte ihn Papst Gregor IX. am 10. Juni 1233 aufgestachelt, »das faulende Fleisch mit
Feuer und Eisen«
zu entfernen. Zur gleichen Zeit animierte Gregor auch den Mainzer Erzbischof zur »Ketzer«-Abschlachtung, ebenso König Heinrich, indem er diesem leuchtende Beispiele des Alten Testaments zur Nachahmung empfahl, biblische Mörder und Massenmörder: »Wo ist der Eifer eines
Moses,
der an einem Tag 23000 Götzendiener vernichtete? Wo ist der Eifer eines
Phinees,
der den Juden und die Madianiterin mit einem Stoße
durchbohrte!
Wo ist der Eifer eines Elias, der die 450 Baalspropheten mit dem Schwerte
tödtete ...
«
Und am 21. Oktober 1233 schickt der Papst einen enthusiastischen Nachruf in den Norden: »Ihr Kirchenfürsten von Deutschland, was ist denn das, daß ihr über die grausame, von Dienern der Finsterniß verübte Ermordung Konrad's von Marburg, des Dieners des Lichts und Führers der Braut Jesu Christi, nicht weinet und trauert?« Niemand habe die »Ketzer« mehr erschreckt, die Kirche mehr verteidigt, schreibt Gregor IX. und zögert nicht zu erklären, die Ermordung Konrads, »eines Mannes von vollendeter Tugend und eines Herolds des christlichen Glaubens«, könne gar nicht nach Gebühr gezüchtigt werden ... 6
Je dreckiger, desto heiliger
All dies geht auf Papst Gregor IX. zurück: Er hat eine Inquisition durch Legaten versucht, er hat in Rom, in Florenz Inquisitoren ernannt, hat die bestehende Gesetzgebung gegen Häretiker 1231 intensiviert und diese so der Todesstrafe ausgesetzt. Er hat endlich auch eine päpstliche Inquisition, neben der bischöflichen, begründet und ihre Durchführung nach 1231 in die Hände der Dominikaner gelegt, die vor allem in Norditalien und im Languedoc entsetzlich wirkten.
In Toulouse wurden 1232 durch den Dominikaner Raimund de Falguario neunzehn Albigenser, darunter mehrere Frauen, verbrannt. In Florenz brachte der Dominikanerinquisitor Johann im Juli 1233 sechzig angesehene Männer und Frauen auf den Scheiterhaufen. Der von Gregor ernannte Dominikanerinquisitor Robert, der auch in Cambrai, Douai, Lille viele Menschen zu Asche machte, ließ allein am 29. Mai 1239 zu Mont-Aime in der Champagne 183 »Ketzer« verbrennen – »ein großes und dem Herrn wohlgefälliges Brandopfer« (maximum holocaustum [!] et placabile Domino), wie der Bericht meldet.
Die Dominikaner übten ihr gemeines Mordwerk schließlich in ganz Europa aus, besonders aber im Süden, in Spanien, Italien, Südfrankreich. Ja, es gab eine, wenn auch verhältnismäßig harmlose, weil nicht durch grausame staatliche Gesetze (etwa Friedrichs II. oder Ludwigs des Heiligen) gestützte dominikanische Inquisition in Afrika und Asien, in Tunis und Marokko, in Armenien, Rußland, Georgien. Doch zumindest in Europa wurden die die Predigerbrüder die wohl schlimmsten katholischen Bluthunde durch Jahrhunderte. Dabei hatte ihr Gründer, der spanische Priester Domingo de Guzman, Dominikus, »frühe schon den Geist Christi zu dem seinigen gemacht« (Wetzer/Welte, Kirchen-Lexikon, 1849), gehörte Dominikus zu den »großen Gestaltern der im Ordensleben institutionalisierten Nachfolge Jesu« (Lexikon für Theologie und Kirche, 1995). Papst Gregor sprach ihn 1234 heilig, einen Mann, dessen häufigstes Emblem ein Hund wird mit brennender Fackel im Maul. Wie man denn die Dominikaner infolge ihrer blutrünstigen Heilsrolle »Domini cani« nannte, Hunde des Herrn.
Die Strafen waren im Laufe der Heilsgeschichte immer härter und heilsamer geworden. Die Konzilien von Reims 1157 und von Oxford 1160 hatten gegen Häretiker die Brandmarkung im Gesicht verhängt. Und selbst Innozenz III. drohte 1199 den Albigensern zunächst »nur« Verbannung und Konfiskation an. Dann aber wird die Todesstrafe häufiger. Und kamen auch verschiedene Hinrichtungsarten vor – in Köln, Nürnberg, Regensburg zeitweise das Ertränken der »Ketzer«, in Würzburg das Köpfen –, so wurde doch der Feuertod für sie die Regel.
Die Verbrennung, meist an einem Feiertag, machte die Kirche zu einer
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