Kriminalgeschichte des Christentums Band 08 - Das 15 und 16 Jahrhundert
Geringste für sie. Vielmehr verweigert er ihrem Anwalt, Josel von Rosheim, einem Mann von fleckenlosem Ruf, der ihn mehrfach brieflich um eine Audienz beim Fürsten anfleht, seine Hilfe. Luther nennt zwar den Bittsteller seinen guten Freund, seinen lieben Josel, wünscht auch allen Juden gern das Beste, denkt aber nicht an Fürsprache, sondern rät Josel, seine Empfehlungsschreiben durch andere vorbringen zu lassen. »Hiermit Gott befohlen!«
Überhaupt stellt er die Juden schließlich mit seinen schlimmsten Feinden auf eine Stufe, mit den Türken und dem Papst. Allerdings wußte er vom Judentum praktisch nur, was er wissen wollte, das heißt nichts Authentisches. Denn: »Ihm genügten die Informationen, die ihm die antijüdische Polemik an die Hand gegeben hatte« (St. Schreiner). 43
1538 hatte Luther dem Grafen Wolff Schlick zu Falkenau den dreißig Druckseiten langen, alsbald auch wieder ins Lateinische übertragenen Brief »Wider die Sabbather an einen guten Freund« geschrieben. Von Schlick schon vor längerer Zeit um seinen Beistand gegen in Mähren missionierende Juden gebeten, war Luther nun bereit, wider »die Juden mit ihrem Geschmeiß und ihrer Lehre« Rat und Meinung beizusteuern und vor allem ihre Messiashoffnung zu bekämpfen. Auf der einen Seite standen dabei er und der treue wahrhaftige Gott, auf der andern die »falschen verlogenen Juden«, und im übrigen war klar, »dass uns ihre faulen, unnützen Lügen und falsches Geschwätz nicht schaden können«, ja, ihre Gottverlassenheit, wie es gegen Schluß des alles in allem noch moderaten Briefes heißt, ist so groß, daß darin »nicht eine Fliege mit einem Flügel ihnen zischet zum Trost«. 44
Als aber im Frühjahr 1542 eine jüdische Gegenschrift erschien, platzte dem Reformator offensichtlich der Kragen, und er setzte zu seiner längsten und fanatischsten antijüdischen Kampagne an: »Von den Juden und ihren Lügen«.
Das in der Weimarer Ausgabe 145 Folioseiten umfassende Werk gehört wohl zu den schwungvollsten und widerlichsten antijüdischen Hetzschriften aller Zeiten: ein einziges giftiges Geifern gegen die Juden und nicht zuletzt ihre verdammten Rabbiner, die die arme Jugend und den gemeinen Mann derart vergiften, daß man sie steinigen sollte! Fortgesetzt, von Anfang bis Ende, nennt er konsequent seinem Schrifttitel folgend, alles von den Juden Vertretene lügnerisch und sie selbst durchgehend Lügner, die natürlich auch für ihren Hochmut, Starrsinn, ihre Härte, Narrenwerke, Erzbubenstücke, ihre »mutwilligen, offenbaren Lügen ewige Schande zu Lohn haben werden«, während er die Wahrheit, die reine Wahrheit und nichts als die Wahrheit verficht.
»Wenn du siehest oder denkest an einen Juden, so sprech bei dir selbs also: Siehe das Maul, das ich da sehe, hat alle Sonnabend meinen lieben Herrn Jesum Christ, der mich mit seinem theuren Blut erlöset hat, verflucht und vermaledeiet und verspeiet, dazu gebetet und geflucht für Gott, daß ich, mein Weib und Kind und alle Christen erstochen und aufs jämmerlichst untergangen wären; wollts selber gern thun, wo er künnte, daß er unser Güter besitzen möchte; hat auch vielleicht heute vielmal auf die Erden gespeiet über dem Namen Jesu (wie sie pflegen), daß ihm der Speichel noch im Maul und Bart hänget, wo er Raum hätte, zu speien. Und ich sollte mit solchem verteufelten Maul essen, trinken oder reden, so möcht ich aus der Schüssel oder Kanne mich voller Teufel fressen und saufen, als der mich gewiß teilhaftig machet aller Teufel, so in den Juden wohnen und das theure Blut Christi verspeien. Da behüt mich Gott für.«
Unentwegt unterstellt Luther den Juden Geldgier. Sie stinke ihnen aus dem Mund, sei doch kein Volk unter der Sonne geiziger als sie, als sie sind, noch sind, gewesen sind und immerfort bleiben. Wenn ein Dieb zehn Gulden stehle, müsse er hängen, hetzt Luther. »Aber ein Jude, wenn er zehn Tonnen Goldes stiehlt und raubt durch seinen Wucher, so ist er lieber denn Gott selbst.«
Von ihrem Messias erwarteten die Juden, daß er sämtliche Heiden totschlage, auf daß sie aller Welt Land, Güter und Herrschaft einheimsen. Die Juden wünschen Schwert und Kriege, Angst und jedes Unglück über die verfluchten Gojim, Leute die ihr Gold und Silber ihnen, den Juden, geben, ihre Knechte sein und sich schlachten lassen sollen wie das arme Vieh. Halten sie die Christen doch in deren eigenem Land gefangen, lassen sie sich schinden, lassen sie schuften im Nasenschweiß, während
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