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Krimkrieg: Der letzte Kreuzzug (German Edition)

Krimkrieg: Der letzte Kreuzzug (German Edition)

Titel: Krimkrieg: Der letzte Kreuzzug (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orlando FIGES
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tief, 240 cm breit und 390 cm lang. Ein aufrechter Pfahl wird dann an beiden Enden in der Mitte aufgestellt & ein Querstück über ihnen angebracht & mit Seilen, Nägeln oder allem, was sonst erhältlich ist, gesichert; Stangen oder sonstiges Holz, das man sich erbetteln oder stehlen kann, werden dann von der Erde bis zum Querstück platziert & genauso gesichert; die Giebelseiten werden mit Steinen, Lehm und Erde gefüllt, & dies bildet das Dach … Die Wände sind die Seiten der Grube, & wir ziehen das Dach so hoch ein, dass sich ein Mann darunter aufrichten kann. Nun folgt die Abdeckung des Daches, im Allgemeinen durch die Verflechtung von Reisig zwischen den Stangen, wonach Schlamm & Erde darübergeworfen wird. Aber ich plane, diese Methode zu verbessern, & decke meines nach und nach mit den Fellen von Pferden und Ochsen (die Ersteren sterben in großer Zahl) & hoffe, es dadurch ganz gewiss wasserfest zu machen. Dies dauert länger, denn die Felle müssen »irgendwie« gegerbt werden. [Leutnant] McNeil und ich teilen uns die Hütte, und ich habe sie bereits »Hide Abbey« getauft. Er stellt nun den Kamin her, ein Loch an einer Seite der Wand, & der Schornstein besteht aus Blechtöpfen & Lehm. Oh, wie ich mich darauf freue, davor zu sitzen.
    Britische Offiziere der oberen Gesellschaft genossen Privilegien, die angesichts des Leides gemeiner Soldaten empörend erschienen. Lord Cardigan (der Gesundheitsprobleme hatte) schlief an Bord seiner Privatjacht, labte sich an französischer Kochkunst und empfing einen Besucherstrom aus Großbritannien. Manche Offiziere durften den Winter in Konstantinopel verbringen oder sich auf eigene Kosten eine Unterkunft in einer Siedlung suchen. »Was den Komfort angeht«, schrieb Leutnant Charles Gordon seiner Frau, »versichere ich Dir, meine Liebe, dass ich mich in England nicht wohler fühlen könnte.« Graf Vitzthum von Eckstädt, der sächsische Gesandte in London, notierte später, dass »mehrere englische Offiziere, die jenen strengen Winter durchmachten, mir seitdem mit einem Lächeln mitgeteilt haben, dass sie von den Qualen [des Heeres] erst aus den Zeitungen erfuhren«. 6
    Der Komfort, der hohen britischen Offizieren gestattet wurde, stand in krassem Gegensatz zu den Umständen französischer Offiziere, die viel näher bei ihren Männern wohnten. In einem Brief vom 20. November an seine Familie schilderte Hauptmann Herbé die Folgen des Orkans für seine Lebensbedingungen:
    Soldaten und Offiziere sind alle gemeinsam in einem kleinen Zelt untergebracht; diese Vorrichtung, ausgezeichnet bei schönem Wetter und auf dem Marsch, ist bei längerem Regen und ausgedehnter Kälte äußerst unbequem. Der zerstampfte Boden wird zu einer Schlammmasse, die sich überall ausbreitet und alle zwingt, in den Gräben und im Lager herumzuwaten. Wir sind völlig durchnässt … In diesen Zelten schlafen die Soldaten in Gruppen von sechs Mann nebeneinander; jeder hat nur eine Decke, weshalb sie drei unter sich auf dem schlammigen Untergrund ausbreiten und die anderen drei über sich ziehen; ihre gefüllten Rucksäcke dienen als Kissen. 7
    In der Regel hatten die Franzosen bessere Quartiere. Ihre Zelte waren nicht nur geräumiger, sondern meistens auch durch Holzpalisaden oder von den Männern errichtete Schneewälle vor dem Wind geschützt. Die Franzosen bauten verschiedene Arten improvisierter Unterkünfte: große Hütten, von den Soldaten als »Maulwurfshügel« ( taupinères ) bezeichnet, die einen Meter tief in den Boden gegraben wurden, einen mit Steinen ausgekleideten Fußboden besaßen und deren Wände und Dach aus geflochtenen Zweigen bestanden; »Zeltunterstände« ( tentes-abris ), aus dem Stoff von Rucksäcken zusammengenäht und an in der Erde verankerten Stöcken befestigt; und kegelförmige Zelte ( tentes-coniques ), die 16 Männer aufnehmen konnten, hergestellt aus zusammengelegten und an einem Mittelpfahl befestigten Segeltüchern. In all diesen Unterkünften gab es Öfen zum Kochen und zum Heizen. »Unsere Soldaten verstanden es, Öfen zu bauen, welche die Bewunderung und den Neid unserer englischen Verbündeten hervorriefen«, erinnerte sich Noir.
    Das Hauptstück dieser Öfen wurde manchmal aus Lehm und manchmal aus großen Bombenfragmenten gefertigt, die man zu einer Kammer zementierte. Die Schornsteine wurden aus Metallkästen oder übereinander zusammengefügten Altmetallstücken konstruiert. Dank dieser Öfen konnten sich unsere Soldaten aufwärmen, wenn sie halb erfroren

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