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Krimkrieg: Der letzte Kreuzzug (German Edition)

Krimkrieg: Der letzte Kreuzzug (German Edition)

Titel: Krimkrieg: Der letzte Kreuzzug (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orlando FIGES
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aus den Schützengräben oder vom Wachtdienst zurückkehrten; sie konnten ihre Kleidung trocknen und gut schlafen, ohne von dem schrecklichen Nachtfieber geweckt zu werden, das die armen Engländer quälte. Unsere Soldaten verbrannten so viel Holz, dass der große Wald von Inkerman innerhalb von Monaten gänzlich verschwand; kein Baum, kein Strauch blieb übrig. Beim Anblick unserer Öfen beschwerten sich die Engländer darüber, dass wir die Bäume fällten … Aber sie selbst nutzten diese Mittel nicht. Keiner der englischen Soldaten wollte einen Ofen für sich bauen, und sie waren noch weniger geneigt, Feuerholz zu hacken. Sie erwarteten, alles von ihrer Verwaltung zu erhalten, ohne die sie hilflos waren. 8
    Noirs Geringschätzung der Engländer war unter den Franzosen verbreitet, die den Standpunkt vertraten, dass ihren Verbündeten die Fähigkeit fehlte, sich den Bedingungen im Feld anzupassen. »Ach! Diese Engländer sind Männer von unzweifelhaftem Mut, aber sie wissen nur, wie sie sich selbst am besten umbringen«, schrieb Herbé am 24. November an seine Familie.
    Seit dem Beginn der Belagerung haben sie große Zelte, aber sie begreifen immer noch nicht, wie man sie aufschlägt. Sie haben nicht einmal gelernt, einen kleinen Graben um die Zelte anzulegen, damit Regen und Wind nicht eindringen! Sie ernähren sich schlecht, obwohl sie zwei- oder dreimal so große Rationen wie unsere Soldaten erhalten und viel mehr ausgeben als wir. Sie haben keine Ausdauer und werden nicht mit Missgeschick und Entbehrungen fertig.
    Sogar die Engländer selbst mussten zugeben, dass die Franzosen besser organisiert waren als sie. »Oh, wie die Franzosen uns in jeder Hinsicht überlegen sind!«, notierte Fanny Duberly am 27. November. »Wo sind unsere Hütten? Wo sind unsere Ställe? Sämtlich in Konstantinopel . Die Franzosen bauen Hütten in alle Richtungen, während wir im Schlamm liegen und Pferde wie Männer an einer Unterkühlung sterben, die so leicht zu vermeiden wäre. Nichts ändert sich – überall ist die gleiche heillose Nachlässigkeit und Misswirtschaft zu finden.« 9
    Anders als die Franzosen schienen die Briten nicht in der Lage zu sein, ein System zum Sammeln von Feuerholz zu organisieren. Den Männern wurde eine Holzkohleration für ihre Feuer zugewiesen, doch wegen des Futtermangels für die Zugtiere erwies es sich als schwierig, die Holzkohle von Balaklawa auf die Hügel zu transportieren. Deshalb mussten die Soldaten auf ihre Ration verzichten, während die Offiziere ihre Burschen natürlich mit ihren eigenen Pferden hinunterschicken konnten, um die Kohle für sie abzuholen. Die Männer litten im Dezember und Januar schrecklich unter der Kälte, und Tausende von Erfrierungen wurden gemeldet, besonders unter den neuen Rekruten, die sich noch nicht akklimatisiert hatten. Cholera und andere Krankheiten forderten ebenfalls ihren Tribut von den geschwächten Soldaten. »Ich fand trauriges Elend unter den Männern vor; sie haben fast keinen Brennstoff, denn sogar die Wurzeln des Gestrüpps sind beinahe verbraucht«, schrieb Oberstleutnant Sterling von der Hochlandbrigade:
    Sie haben Anspruch auf Holzkohlerationen, doch ihnen fehlen Transportmittel, und ihre Zahl hat sich [durch Krankheit] so verringert, dass sie nicht genug Männer entbehren können, um die Kohle sechs oder sieben Meilen aus Balaklawa herbeizuholen. Die Folge ist, dass sie ihre Strümpfe und Schuhe nicht trocknen können; sie kommen mit erfrorenen Zehen, geschwollenen Füßen, Frostbeulen etc. aus den Gräben zurück; ihre Schuhe frieren ein und können nicht mehr angezogen werden. Diejenigen, die trotz des Elends weiterhin ihre Pflicht tun, gehen vorzugsweise ohne Schuhe in die Gräben oder schneiden die Hacken ab, um sie anziehen zu können … Wenn sich dies fortsetzt, müssen die Gräben aufgegeben werden … Ich habe von Männern gehört, die auf den Knien vor Schmerz weinten. 10
    Verglichen mit den Franzosen, versagten die Briten vor allem hinsichtlich der Lebensmittelversorgung. »Es schmerzt mich, Franzosen und Engländer nebeneinander in diesem Lager ansehen zu müssen«, schrieb General Simpson an Lord Panmure. »Die Equipage unserer Verbündeten ist wunderbar . Ich sehe stetige Reihen von gut ausgestatteten Karren und Wagen … die Material, Vorräte etc. liefern … Alles, was eine Armee besitzen sollte, ist bei den Franzosen voll funktionsfähig – sogar das tägliche Backen ihres Brotes – und befindet sich unter militärischer

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