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Krimkrieg: Der letzte Kreuzzug (German Edition)

Krimkrieg: Der letzte Kreuzzug (German Edition)

Titel: Krimkrieg: Der letzte Kreuzzug (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orlando FIGES
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ermutigend.
    Was die Slawen innerhalb des Osmanischen Reiches betraf, so schwächte sich sein anfänglicher Widerwille, für ihre Befreiung einzutreten, allmählich ab, da sich seine Überzeugung festigte, dass der Zusammenbruch der europäischen Türkei unvermeidlich war und bald bevorstand und dass die russischen Interessen den Aufbau von Bündnissen mit den slawischen Nationen erforderten, wenn er für die kommende Teilung gewappnet sein wollte. Es handelte sich eher um einen Strategiewechsel des Zaren, nicht um eine fundamentale Änderung seiner Ideologie: Wenn Russland nicht auf dem Balkan eingriff, würden die Westmächte es tun, genau wie zuvor in Griechenland, um die christlichen Nationen gegen Russland zu wenden und zu westlich orientierten Staaten zu machen. Andererseits schien Nikolaus in den vierziger Jahren allmählich auch eine gewisse Sympathie für die religiösen und nationalistischen Gefühle der Slawophilen und der Panslawisten zu empfinden, deren mystische Vorstellungen von einem Heiligen Russland als Reich der Rechtgläubigen zunehmend mit Nikolaus’ eigenem Verständnis von seiner internationalen Mission als Zar übereinstimmten:
    Moskau und Peters Stadt und Konstantins Byzanz
    als hehre Metropolen des Russischen Reiches glänzen.
    Wo aber hört es auf? und wo sind seine Grenzen
    Nach Norden, Ost und Süd, im Raum des Abendlands?
    Wo einst sie enden wird, liegt an der Zukunft ganz.
    Der Meere sieben und sieben Ströme, gross und breit.
    Vom Nil zur Newa, von der Elbe bis nach China,
    vom Euphrat bis zur Wolga, vom Ganges bis zur Donau …
    Das ist das Russische Reich … in Ewigkeit gefeit,
    wie Daniel vorausgeseh’n und prophezeit.
    (Fjodor Tjutschew, »Russische Geographie«, 1849) 34
    Der führende panslawistische Ideologe war Michail Pogodin, Professor an der Universität Moskau und Gründungsherausgeber der einflussreichen Zeitschrift Moskwitjanin (Moskowiter). Pogodin hatte Zugang zum Hof und zu hohen Amtsträgern durch den Bildungsminister Sergej Uwarow, der ihn vor der Polizei in Schutz nahm und viele seiner Ministerkollegen davon überzeugte, dass Russland die Befreiung der Slawen aus religiösen Gründen vorantreiben solle. Bei Hof hatte Pogodin eine aktive Anhängerin in Gräfin Antonina Bludowa, der Tochter eines hochgestellten Staatsmanns. Außerdem fand er offene Ohren bei Großfürst Alexander, dem Thronerben. 1838 legte Pogodin seine Ideen in einem Memorandum an den Zaren nieder. Er behauptete, dass die Geschichte durch eine Abfolge erwählter Personen voranschreite und dass die Zukunft den Slawen gehöre, wenn Russland seine göttliche Mission auf sich nehme, ein slawisches Reich zu schaffen und es seinem Schicksal entgegenzuführen. 1842 schrieb er erneut an den Zaren:
    Dies ist unsere Bestimmung – russisch, slawisch, europäisch, christlich! Als Russen müssen wir Konstantinopel um seiner eigenen Sicherheit willen erobern. Als Slawen müssen wir Millionen unserer älteren Angehörigen, Glaubensbrüder, Erzieher und Wohltäter befreien. Als Europäer müssen wir die Türken vertreiben. Als rechtgläubige Christen müssen wir die Ostkirche beschützen und der heiligen Sophia ihr ökumenisches Kreuz zurückgeben. 35
    Offiziell lehnte Nikolaus solche Gedanken weiterhin ab. Sein Außenminister Karl Nesselrode beteuerte, dass jegliches Anzeichen der Ermutigung für die Balkanslawen die Österreicher, die ältesten Verbündeten Russlands, verärgern und die Entente mit den Westmächten zerstören würde, wonach Russland isoliert in der Welt dastünde. Nach den Notizen zu schließen, die der Zar am Rand von Pogodins Schriften machte, schien er dessen Ideen jedoch zumindest privat mit Wohlwollen aufgenommen zu haben.
    * * *
    Die westlichen Ängste vor Russland verstärkten sich durch dessen heftige Reaktion auf die Revolutionen von 1848. In Frankreich, wo die Revolutionswelle im Februar mit dem Sturz der Juli-Monarchie und der Gründung der Zweiten Republik ihren Ausgang nahm, teilte die gesamte Linke die Furcht, russische Streitkräfte könnten der konterrevolutionären Rechten zu Hilfe kommen und die »Ordnung« in Paris wiederherstellen. Alle warteten auf den russischen Einmarsch. »Ich lerne Russisch«, schrieb der Dramatiker Prosper Mérimée einem Freund in Italien. »Vielleicht kann ich mich dann mit den Kosaken in den Tuilerien verständigen.« Während demokratische Revolutionen auf die deutschen und Habsburger Länder übergriffen, rechneten viele damit, dass (wie

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