Kris Longknife: Unter Quarantäne: Roman (German Edition)
Fellbikini erwartet?«, blaffte Kris, deren Mitgefühl angesichts von Jacks Sorge um diese neue Frau schwand.
Abby musterte Kris von Kopf bis Fuß. »Ich hatte gehofft, Ihre Frisur wäre in besserer Verfassung. Zeigen Sie mir Ihre Nägel«, kommandierte sie, ging rasch zwei Schritte, streckte die Hände aus und hob Kris’ Finger ins Licht. »Ich schätze, es hätte schlimmer sein können. Wenigstens kauen Sie nicht darauf.«
Kris riss ihre Hände zurück. »Ich gefalle mir genau so, wie ich bin. Ich brauche niemanden, der seine Zeit damit vergeudet, mich in etwas zu verwandeln, das ich nicht bin.«
Abby hatte darauf entweder keine Antwort, oder sie ließ Kris einfach das letzte Wort. Kris stapfte den Flur entlang zu einer offenen Tür rechts. Abby räusperte sich … und deutete nach links. Finster folgte Kris dem Eindringling. Die Tür, die sie öffnete, führte zu einer der Gästesuiten. An ein großes Wohnzimmer grenzten zwei kleinere Räume, ein Schlaf- und ein Arbeitszimmer, welch Letzteres derzeit in einen Ankleideraum umgewandelt wurde. An den Wänden hingen schon Kleider, von denen Kris sich nicht erinnern konnte, sie gekauft zu haben. In einem kleinen Winkel hingen ihre Uniformen.
»Ich lasse Ihnen ein Bad ein«, sagte Abby.
»Ich kann selbst duschen«, entgegnete Kris.
Die Frau blieb unter der Tür zu einem sehr luxuriösen Badezimmer stehen, wandte sich zu Kris um und sagte: »Sie haben in den zurückliegenden zehn Jahren weitgehend alles auf eigene Faust geschafft; so hat man es mir zumindest erzählt. Sie haben ein volles Programm als Flottenoffizier im aktiven Dienst sowie als politisches Turnierpferd, auch unter der Bezeichnung Prinzessin bekannt. Ich denke, ich kann Ihnen helfen, wenn Sie mir wenigstens ansatzweise die Chance dazu geben.«
Kris zuckte die Achseln; die Frau war hartnäckig. Vielleicht war der schnellste Weg hinaus der mitten durchs Getümmel. Sollte die Frau ruhig tun, was sie ohnehin tun würde, und selbst herausfinden, wie wenig Kris eine … na ja … Glucke brauchte. Mutter war nie sonderlich eine Mutter gewesen; es könnte interessant werden festzustellen, wozu diese Abigail taugte.
Während im angrenzenden Raum das Wasser lief, löste sich Kris von Nelly und platzierte den Computer auf der Frisierkommode. Der Rechner war die ganze Zeit lang schweigsam geblieben und befasste sich entweder konzentriert mit Nabelschau oder mit Tante Trus Projekt. Oder Nelly war einfach zu schlau, um sich hineinziehen zu lassen.
»Harvey sagt, dass er in einer halben Stunde ein Tablett mit dem Abendessen bringt!«, rief Jack aus dem angrenzenden Zimmer. Wenigstens einer gab ihr das, was sie wollte. In trotziger Nacktheit marschierte Kris ins Bad. Abby wollte ihr in die Wanne helfen; Kris ignorierte die ausgestreckte Hand und wahrte selbst das Gleichgewicht, während sie einen Fuß hineinsetzte. Das Wasser war warm. Sehr nett. Während Kris es sich bequem machte, goss Abby eine aromatische Flüssigkeit ins Badewasser. Als Kris es sich bequem gemacht hatte und ihr ein genießerisches »Aah« entwichen war, schaltete Abby die Badedüsen ein.
Kris’ bislang einziges Experiment mit Wasserdüsen und Badeschaum war eine Katastrophe gewesen. Was immer Abby hier auch benutzte, es verwandelte sich in einen angenehmen, leichten Schaum. Während sachte pulsierendes Wasser sie liebkoste und Düfte für Entspannung sorgten, lehnte sich Kris zurück. Doch sie lehnte es ab, den Augenblick zu vertrödeln. Herauszufinden, wie dieser Eindringling tickte, das fand sich auf einmal ganz oben auf ihrem Arbeitsplan für diesen Tag wieder.
»Also, was hat dich auf die Idee gebracht, eine …« Kris fielen mehrere Beschreibungen von Abbys Pflichten ein, allesamtvon patziger Schärfe, nachdem sie ohnehin auf die vertrauliche Anrede gewechselt hatte. Sie beendete den Satz dann mit: »Das hier zu tun?«
»Einen Job zu haben, anstatt von irdischer Sozialhilfe zu leben?«, fragte Abby mit einem Lächeln, bei dem zu viele Zähne aufblitzten.
»Das waren nicht meine Worte.«
»Nein, aber ist das nicht, was ihr hier draußen auf den Randwelten denkt? Die dekadente Erde, auf der alle nur Partys feiern.«
»Die Erde könnte nicht die Machtposition haben, die sie hat, wenn jeder nur auf die nächste Party bedacht wäre!«, blaffte Kris. Sie hatte ihr Leben riskiert, um den Ausbruch eines Krieges zwischen der Erde und den Randwelten zu verhindern. Wenn irgendjemand die Macht der Erde respektierte, dann war
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