Kris Longknife: Unter Quarantäne: Roman (German Edition)
vertrauen«, brummte Jack.
»Man muss immer auf Nummer sicher gehen.«
»Jetzt weiß ich, dass mit dir eindeutig etwas nicht stimmt«, knurrte Jack, lächelte dabei jedoch. Er folgte ihr in die Eingangshalle. Die aus schwarzen und weißen Fliesen angelegte Spirale hatte ihren Mittelpunkt dort, wo sich auch das Zentrum des Raums befand. Die große Bibliothek rechter Hand lag dunkel und still da, jetzt, wo sie ihren Großvätern Ray und Trouble nicht mehr als militärischer Befehlsstand diente.
König Ray hatte für seinen Hofstaat ein großes Hotel in der Innenstadt in Beschlag genommen, während die Politiker debattierten, was er an Palast wirklich benötigte. Opa Ray wäre auch in einem Stadthaus mit zwei Schlafzimmern glücklich gewesen,aber seit die Politiker von achtzig Planeten ihn beschwatzt hatten, eine Art Königswürde über ihre zusammengeschusterten United Sentients anzunehmen, ergötzte er sich daran, sie mit einer voll auf Hofberichterstattung abfahrenden Presse zu sticheln. Oder diese zu benutzen, um auf einen vollen Hofstaat zu drängen.
Ihr Opa Trouble erteilte derweil mehreren Planeten als »reiner Berater« Empfehlungen, während sie darum rangen, ihre eigenen Verteidigungskräfte aufzustellen und sie in die neuen Gesamtstreitkräfte der United Sentients zu integrieren. Das ließ Haus Nuu genau so leer zurück, wie die Echos nun klangen.
Nur dass am Fuß der Treppe eine Fremde stand. Die Frau trug ein langes und strenges graues Kleid, am Hals zugeknöpft. Sie hatte die Hände verschränkt und war so groß wie Kris, vielleicht eine Idee kleiner, hielt sich aber so steif aufrecht, dass es keinen Unterschied machte. »Prinzessin Longknife«, sagte die Frau. »Ich bin Ihre neue Kammerdienerin.«
Kris musterte die Frau, ohne dabei ihre Schritte zu verlangsamen. Das Gesicht der Fremden war frei von Makeup, und sie trug das pechschwarze Haar zu einem straffen Knoten hochgesteckt. Sie möchte mich neu stylen? Sie hat das selbst nötig! »Es heißt Lieutenant Longknife«, entgegnete sie, »und ich brauche keine Dienstboten.«
»Ihre Mutter ist anderer Meinung.«
»Ein Punkt mehr auf der Liste unserer unzähligen Differenzen«, sagte Kris und veränderte ihren Kurs zur Treppe so, dass sie der Frau so weit wie nur möglich auswich. Die Frau ließ Kris passieren, folgte ihr aber so lautlos und nahezu unsichtbar wie Jack, bis Kris sich auf dem Absatz des ersten Obergeschosses umdrehte, um die Treppe zu ihrem Zimmer im zweiten Stock zu nehmen.
Die Frau räusperte sich und sagte: »Ihre Unterkunft liegt jetzt im ersten Stock.«
»Sie haben mich umquartiert!«, sagte Kris leise, einen Fuß auf der nächsten Treppe.
»Ja. Ihr Zimmer war zu klein für Ihre neuen Aufgaben. Ich habe Sie in einer Suite im ersten Stock untergebracht.«
Kris drehte sich um, stellte sich diesem neuen Problem. »Sie haben mich umquartiert, ohne zu fragen!«
»Auf Sie wartet heute Abend ein Ball. Es bleibt viel zu tun, und wir haben keine Zeit zu verschwenden. Harvey war mit der Suite einverstanden.«
»Harvey steckt mit Ihnen unter einer Decke?«
»Seine Frau Lotty war einverstanden.«
Was bedeutete, dass alle, die im Haus Nuu lebten, diesen Eindringling unterstützten. Drastische Maßnahmen waren nötig. »Jack, erschieße diese Einbrecherin.«
Ihr Sicherheitsagent spitzte die Lippen und kratzte sich am Kopf. »Denke nicht, dass ich das kann. Diesen Abschnitt hat man vergangenen Monat aus meinem Aufgabenprofil gestrichen, nachdem dein alter Herr die Sklaverei abschaffte.« Er hielt der Fremden die Hand hin. »Ich bin Jack Montoya. Ihren Namen kenne ich noch nicht.«
»Abby Nightingale«, antwortete die Frau und senkte die Stimme. »Ich wurde über eine Agentur auf der Erde angeworben. Hat dieser Planet gerade erst die Sklaverei abgeschafft?«
Kris wollte schon lauthals lachen, wurde sich dann aber der Tatsache bewusst, dass diese Frau gerade hundert Lichtjahre weit gereist war und eine Stelle auf einem Planeten angenommen hatte, über den sie gar nichts wusste. Hätte Kris sich jemals zu so etwas überwunden?
»Seien Sie versichert, dass wir, was Komfort und Laster angeht, in jeder Hinsicht so fortschrittlich sind wie die Erde«, erklärte ihr Jack und lächelte freundlich.
»So wurde es mir auch erklärt, als ich den Vertrag unterschrieb«, sagte Abby.
»Allerdings weiß man es in den wilden Randgebieten des von Menschen besiedelten Weltalls nie so genau«, schloss Jack.
»Haben Sie ein Prinzessine in einem
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